Harry hat einen Plan.
Fakt ist, dass Louis Arschloch Tomlinson ein absoluter Vollidiot ist. Allerdings ist es genau dieser Vollidiot, der Besitz von Harrys Kopf genommen hat und durch seine Gedanken spukt wie ein verdammter Poltergeist. Danke dafür, Mistkerl.
Und auch ist Fakt, dass das, was passiert ist, niemals wieder passieren darf. Niemals.
Unter keinen Umständen. Und da Harry sich gerade in Louis' Gegenwart selbst nicht traut, beschließt er, über das Wochenende zu seiner Mutter zu flüchten.
Kein College, keine Party zu der Lottie ihn überreden wird und kein Louis.
Jackpot.
Klingt doch nach einer fabelhaften Idee.Zayn guckt etwas irritiert, als Harry ihm Freitagmorgen verkündet, dass er über das Wochenende nach Hause fährt. Normalerweise planen sie so etwas zusammen, da Zayn ja aus der gleichen Kleidstadt kommt, aber gut. Dafür war jetzt keine Zeit und da Zayn an Liam hängt wie ein Koalababy an seiner Mama, wäre er ja eh nicht mitgekommen.
Und so beschließt Harry einfach mal die letzten zwei Vorlesungen zu schwänzen und macht sich mit einem gepackten Koffer auf den Weg zum Bahnhof.
Den Stoff aus der Vorlesung hat er eh schon vorgearbeitet, weshalb das kein Problem sein sollte. Zayn wird ihm aber seine Aufzeichnungen geben. Das hat er ihm versprochen.Mit einem Kaffee-to-go in der Hand studiert er den Fahrplan. Eine Direktverbindung hat er nicht gebucht. Dazu ist er einfach zu geizig, zumal das auch nur eine Zeitersparnis von einer Stunde wäre. Diese Bummelzüge, die an jeder vierten Stadion halten, mag er auch ab und an mal ganz gerne. Zumindest kann er die Zeit nutzen, um noch ein wenig zu lernen.
Er verstaut gerade sein Handy in seiner Jackentasche, als ihm etwas ins Auge fällt. Nein. Nicht etwas. Jemand.
Das darf doch nicht wahr sein!
"Was willst du denn hier?", fragt Louis, welcher Harry im selben Moment am Bahnsteig entdeckt hat.
"Oh, ich dachte, ich packe einen Koffer und gehe dann am Bahnhof Züge zählen." Der Lockenkopf verdreht seine Augen. "Was soll ich hier machen, du Idiot? Gott, du sammelst auch Laub für Blätterteig, was?"
Louis, sichtlich geschockt von Harrys Antwort, klappt doch tatsächlich der Mund auf. Seit wann ist er denn so schlagfertig?
"Na super", grummelt er und zieht seine Stirn kraus.
"Du willst nach Hause?"
Harry nickt.
"Ganz toll."
Und erst da fällt Harry auf, dass auch Louis neben einer gepackten Reisetasche steht.
"Sag mir bitte nicht, dass du auch nach Hause willst und nicht die Direktverbindung nimmst."
Louis schnaubt und verschränkt seine Arme vor der Brust.
"Für das Geld? Vergiss es. Lieber fahre ich 'ne stunde länger."
Scheiße.
Das heißt, dass sie denselben Zug nehmen.
Harry ist zwar damals umgezogen, aber die Städte liegen auf der gleichen Bahnstrecke. Harry muss lediglich eine halbe Stunde eher aussteigen.
Jetzt findet er seine Idee nicht mehr so toll.
"Warum willst du nach Hause? Heimweh?"
Louis' gehässiges Grinsen geht Harry auf die Nerven, weswegen er einfach die Wahrheit rausknallt.
"Ich flüchte vor dir."
Aber Louis lacht und denkt, dass es ein Witz ist. Vollidiot.
"Und du? Heimweh? Teddybär vergessen?"
Wieder brummt Louis.
"Es geht dich zwar nichts an, aber meine Mama ist bis Sonntag im Krankenhaus und der Babysitter hat in letzter Minute abgesagt. Und da ich kein Arschlochbruder bin und meine Schwester nicht mit den Kleinen alleine lassen will, helfe ich ihr."
„Und Lottie nicht?"
Er kann sich kaum vorstellen, dass die Blondine nicht sofort losfährt, wenn ihre Hilfe gebraucht wird.
Dich Louis' Miene verdunkelt sich und er schüttelt missbilligend den Kopf.
„Sie muss davon nichts wissen. Sie hat früher schon genug auf die Kleinen aufgepasst."
Der Lockenkopf schluckt. Darauf kann er keinen bissigen Kommentar abgeben. Das wäre gemein und gemein ist er nicht. Zumindest dieses Mal nicht.
Der Zug fährt ein und rettet Harry somit vor einer Antwort.
Ohne ein weiteres Wort schnappt er sich seinen Koffer und eilt in den Zug, bloß weit weg von Louis.Erleichtert atmet er durch, lässt sich auf seinen Sitz sinken und packt sein Handy heraus. Vielleicht sollte er erst ein wenig Musik hören, lernen klappt jetzt so oder so nicht. Dazu ist er viel zu aufgewühlt.
Und er wird gleich noch viel aufgewühlter, als er sieht, wer sich schräg gegenüber von ihm niederlässt.
Kann er nicht einfach in einen anderen Wagon gehen? Warum quält er ihn so?
"Was?", kommt es schon beinahe fauchend aus Louis' Mund, während er seine Kopfhörer aus seinem Rucksack holt und Harry ansieht. Doch dieser schüttelt nur den Kopf, startet die Musik und sieht dann aus dem Fenster.
Das werden lange vier Stunden.Es vergeht eine halbe Stunde, da wagt Harry den ersten Blick in Louis' Richtung. Er sitzt dort dick eingemummelt in seine Winterjacke, der Schal umschlingt sein Gesicht, seine Augen sind geschlossen und sein Kopf ruht an der Fensterscheibe. Wenn er es nicht besser wüsste, kann man fast meinen, dass Louis ein lieber, netter Mensch ist, der keiner Fliege etwas zu Leide tun kann. Aber er kennt Louis. Er weiß es besser. Gut, dass sie nicht in der gleichen Stadt wohnen. Jetzt gerade ist er sehr froh darüber, dass sie damals umgezogen sind. Vielleicht sollte er seiner Mutter dafür danken. Besser spät, als nie, oder?
Plötzlich öffnet Louis seine Augen und ihre Blicke begegnen sich. Peinlich berührt möchte der Lockenkopf seinen Kopf wegziehen, aber dann würde Louis wissen, dass Harry ihn beim Schlafen beobachtet hat. Also entschließt er sich einfach den Blick zu erwidern, auch wenn seine Wangen tiefrot sind.
Vielleicht jetzt anfangen zu lernen?Sie reden kein Wort miteinander und als endlich die Haltestelle von Harry kommt, möchte er am liebsten aus dem Zug rennen. Stattdessen nimmt er so lässig wie möglich seinen Koffer und nickt Louis zum Abschied nur einmal zu.
Mehr hat der nicht verdient.
Er verlässt den Zug, bleibt auf dem Bahnsteig stehen und schließt seine Winterjacke. Eisige Kälte schlägt ihm entgegen und er holt seine Mütze aus der Jackentasche. Den brennenden Blick von Louis spürt er direkt an seinem Hinterkopf, aber er wird sich nicht umdrehen. Er will ein ruhiges Wochenende. Ohne Louis' Blicke, ohne Louis' Anwesenheit und... ohne Louis' Lippen.
"Hazza!"
Sofort schnellt sein Kopf in die Richtung, aus der der freudige Schrei kam. Er breitet seine Arme aus und seine Schwester schmeißt sich freudestrahlend in diese.
"Oh, wie habe ich dich vermisst", ruft sie euphorisch, drückt ihrem jüngeren Bruder einen feuchten Kuss auf die Wange und kommt aus dem Lächeln nicht mehr heraus.
"Bis Weihnachten hätte ich das niemals ausgehalten."
Harry lächelt, nimmt seinen Koffer und legt dann seinen Arm um die Schulter seiner Schwester.
"Ich habe dich auch vermisst, Gemma."

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Salt&Caramel
FanfictionManchmal braucht es nur eine Minute, um zu wissen, ob man jemanden mag oder nicht. Eine Minute, die sofort verrät, ob die Chemie zwischen zwei Personen stimmt. Eine Minute, die über die Zukunft entscheidet. So wie bei Harry und Louis. Eine Minute, i...