43. Kapitel

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Kaum waren sie an den Tisch getreten, schwante mir Übles

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Kaum waren sie an den Tisch getreten, schwante mir Übles. Beth atmete schwer und hielt sich an einer Stuhllehne fest. Grayson war direkt hinter ihr. Händchenhaltend. Bei dem Anblick schoss mir das Blut in den Kopf nur um mir gleich darauf in den Magen zu sacken.

Besorgt konzentrierte ich mich auf meine Schwester. Zeitgleich schleuderte ich Grayson einen feurigen Blick entgegen, der ihn auf der Stelle getötet hätte. Hätte er nicht auf sie aufpassen können? Sah er denn nicht, dass sie vollkommen außer Puste war?

»Geht es dir gut? Hast du Schmerzen? Brauchst du etwas?«

Beth lächelte beruhigend, was ihre Wirkung jedoch weit verfehlte, als ein Schauer sie durchlief und ihre Hände sich um die Stuhllehne verkrampften. »Das war nur ein wenig zu viel. Vielleicht solltest du jetzt übernehmen, Jules.« Sie nickte erst zur Tanzfläche, dann auf Grayson, der entschieden meinem Blick auswich.

»Hm?« Meine Stimme klang unnatürlich schrill.

»Tanzen, Jules«, erklärte Beth.

»Ach, nein, ist schon gut. Ich kann nicht ...«, winkte ich ab, merkte jedoch, dass Widerstand meine Schwester nur noch mehr in ihrer Meinung stärkte. Wann war sie in den letzten Jahren so taff geworden?

»Eben meintest du doch, du wolltest später auch noch tanzen. Will hat sogar Tanzunterricht bekommen, als wir klein waren. Ich hatte dafür einfach nicht das nötige Taktgefühl, tja.« Wütend presste ich die Lippen aufeinander. Ich mochte Henry, aber gerade war er mir so gar keine Hilfe.

Beth klatschte begeistert in die Hände und wirkte auf einmal gar nicht mehr schlapp. »Julia auch! Mum hat ihr den besten Tanzlehrer Englands besorgt. Er war ganz begeistert von ihr.«

»Das habe ich alles schon verlernt ...«, unternahm ich einen letzten Versuch mich aus der Sache herauszuwinden und mich auf der Tanzfläche nicht vollkommen zum Depp zu machen. Beth war eigensinnig. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, tat sie alles, bis sie ihr Ziel erreichte. Ich bewunderte und verfluchte sie gleichzeitig dafür.

Schon machte sie eine wegwerfende Handbewegung, die laut unserer Mutter alles andere als gesellschaftstauglich war. »Quatsch, sowas verlernt man nicht. Das ist wie Fahrradfahren.« Klar., ganz genau wie Fahrradfahren. Nur war Theorie und Praxis etwas grundsätzlich Unterschiedliches. In der Theorie hatte ich beispielsweise das Zeug dazu den Führerschein zu machen. In der Praxis war ich schon in den ersten zehn Minuten von drei Taxifahrern angehupt und von einer alten Dame wüst beschimpft worden, sodass ich mich nur unter dem guten Zuspruch meiner Schwester erneut hinters Steuer getraut hatte.

»Das ist New York«, hatte sie gesagt. Damals hatte mich dieser Satz beruhigt. New Yorker waren nicht gerade für ihre offene Freundlichkeit bekannt, ihre aggressive Fahrweise richtete sich demnach gar nicht gegen mich als Person, sondern entsprang ihrer eigenen stressigen Lebenseinstellung. Heute erinnerte mich dieser Satz daran, dass ich verdammt nochmal vorsichtig sein musste. Ja, das hier war New York und New Yorker tratschten für ihr Leben gern, ausgiebig und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Kein Wunder bei den Lebenskosten und dem Profit, die ein Gerücht oder ein gut platziertes Foto auf einer Veranstaltung wie dieser einbrachte.

Me Because Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt