»Soll ich wieder gehen? Ich kann draußen warten. Oder unten. Wenn dir das lieber ist.« »Das ist ja das Problem! Ich will nicht, dass du gehst.«
Julia Wentworth hatte nicht vor, sich zu verlieben, als sie nach drei Jahren Studium in Oxford an New Yor...
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Fuck.
Fuck. Ich hatte es verkackt. Und zwar so richtig. Der Kapitän der Titanic war nichts dagegen. Absolut. Nichts. Die Wut auf mich selbst fraß sich durch meine Adern.
Julia starrte mich über den Esstisch so feindselig an, als wäre ich ein ekelhafter Parasit, den sie mit ihren High Heels zerquetschen oder dem sie alternativ den Hals dafür umdrehen wollte, dass er mit ihrer Schwester lachte, während er sich trockenes Hühnchen in den Mund stopfte und dabei offensichtlich den Spaß seines Lebens hatte. Dabei war es gar kein echtes Lachen, das meine Kehle verließ. Es war ein gequältes, ein falsches Lachen. Ich verabscheute mich selbst dafür, dass es mir so leicht über die Lippen kam.
Ja, es war leicht, ihr etwas vorzuspielen. Ihnen allen etwas vorzuspielen. Allen voran mir selbst. Dass ich mich mit der Situation angefreundet hatte und Beth und ich uns gut verstanden. Dass ich mich auf die Hochzeit freute und es mich nicht quälte Julia direkt vor mir zu haben und nicht berühren zu können.
Mit jeder vergangenen Sekunde spürte ich, wie sich der Strick um meinen Hals enger zuzog. Meine Eingeweide rebellierten nicht zum ersten Mal, als Beth etwas sagte, lachte und ich automatisch in ihr Lachen mit einfiel. Als wäre ich ein verdammter Roboter, den man darauf programmiert hatte zu funktionieren, aber nicht zu denken. Jessica musste wirklich stolz sein, denn für einen Augenblick sah ich so etwas Ähnliches wie Anerkennung in ihren Augen aufblitzen. Ich verabscheute mich selbst.
Dabei war sie es, die mir diese Kniffe beigebracht hatte. Ich war vielleicht ein guter Schauspieler, aber Jessica war eine meisterhafte Schauspielerin. Ein gut platzierter Witz, ein beschämt wirkender Augenaufschlag, ein Lachen und Zack - Erfolg. Was sie wollte, bekam sie, koste es, was es wolle. Und in diesem Augenblick wollte sie, dass ich mit Bethany Wentworth zusammen lachte und eine Beziehung aufbaute.
Und ich hätte es getan, genauso wie sie es wollte. Aber so? Alles in mir sträubte sich dagegen, ihr weh zu tun. Denn das tat ich, seit ich den Fuß in dieses verdammte Penthouse gesetzt hatte.
Was mich daran am meisten störte, war, dass Julia das alles zu durchschauen schien. Das gesamte Theaterstück, so gut einstudiert es auch war, war nichts weiter als eine Farce in ihren Augen. Sie verstand sich gut mit Heather, was ich befürwortete, aber mir gleichzeitig auch Sorgen bereitete.
Sie saß mir direkt gegenüber, was es für mich umso schwieriger machte, mich auf die Konversation mit ihrer Schwester zu konzentrieren. Ironie des Schicksals nannte sich das wohl, hatte ich mal gehört. Hier saß ich mit meiner Fast-Verlobten am Esstisch zusammen mit unseren Familien und die einzige Person, die mich wirklich interessierte, war ihre kleine Schwester, bei der ich so ziemlich alles fühlte, was ich nicht fühlen sollte. Plus einer engen Hose. Großartig.
Abermals hallten ihre Worte in meinem Kopf wider. Du bist nicht der, für den ich dich gehalten habe. Bei ihrem Ausbruch war ich kurz davor gewesen, ihr Gesicht mit den Händen zu umfassen und sie so nah an mich heranzuziehen, dass sie mir in die Augen sehen musste, wenn ich die folgenden Worte laut aussprach. Denn ich würde sie ganz bestimmt kein zweites Mal aussprechen. Sie war die einzige Person, die mich kannte. Mich. Nicht die Version eines partysüchtigen Womanizers, der mich auf Instagram und TikTok verfolgte, denn wie man schließlich wusste, vergaß das Internet nicht. Meine Fehltritte waren für die Ewigkeit.