14. Kapitel

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Er beobachtete mich

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Er beobachtete mich. Ich wusste es ohne hinzusehen. Ich spürte seine Blicke förmlich auf mir, wie sie an meinem Nacken entlangstrichen über meine Arme und meine Beine wanderten und dabei alles in sich aufsaugten. Jeder Zentimeter meiner Haut prickelte erwartungsvoll. Im Gegensatz zu dem Kerl von früher am Abend, genoss ich es, wie er mich ansah. Zugegeben, als er so plötzlich vor mir aufgetaucht war wie eine Fata Morgana, hatte ich wirklich in Betracht gezogen, dass ich halluzinierte. Die Nachricht von Matts neuer Errungenschaft hatte mich offenbar so sehr aus der Bahn geworfen, dass mein Unterbewusstsein den Jungen hervorrief, mit dem ich mich so wohl gefühlt hatte, und den ich seit unserer Begegnung nicht mehr aus dem Kopf bekam. Ja, so musste es sein.

Der zweite Gedanke, der mir kaum eine Sekunde später durch den Kopf schoss, war, dass der Kerl da vor mir lediglich so ähnlich aussah, wie Grayson, aber in Wirklichkeit gar nicht mein Grayson war. Wie sich das schon anhörte. Mein Grayson. Allein das zeugte doch schon von einer ungesunden Obsession. Eine Obsession, die ich schnellstmöglich unterbinden musste. Meine kurzen Haare kringelten sich in meinem Nacken zu kleinen Löckchen und ich schüttelte den Kopf, damit mehr der kleinen Locken zum Vorschein kamen. Nylahs wilde Lockenmähne hatte ich immer beneidet. In der Mittelstufe hatte sie die Locken immer mit dem Glätteisen zähmen wollen, aber das war schier unmöglich. Mit der Zeit hatte sie ihre Haare lieben gelernt und mittlerweile wollte jedes Mädchen solche Haare wie Nylah Richards. Während ich morgens aussah wie eine Vogelscheuche im Pyjama, saß Nylahs Frisur jederzeit perfekt.

Die Musik wurde lauter, ich streckte die Arme automatisch in die Luft und tanzte ausgiebig. Ich wusste nicht, woher dieses plötzliche Selbstbewusstsein kam. Es war so untypisch für mich. Man hatte mir schon früh eingebläut, vorsichtig zu sein, was man in der Öffentlichkeit preisgab. Und ich gab hier gerade eine Menge preis. Angefangen mit dem Fakt, dass ich absolut nicht tanzen konnte.

Seit dem Vorfall vor neun Jahren hatte ich mich zurückgehalten, hatte das getan, was gut für den Ruf unserer Familie war und hatte mich im Internat und später auch in Oxford schwer getan Freunde zu finden, denen ich bedingungslos vertraute. Dabei war es so einfach: Ein Foto, das mich in einer prekären Situation zeigte, trinkend und ausgelassen tanzend – so wie jetzt - und meine Familie hätte erneut einen zerstörerischen Skandal am Hals. Und ich wäre wieder die Alkoholabhängige, die man mir mit 14 hatte anhängen wollen. Man sollte meinen, ich wäre mittlerweile darüber hinweg, was mir damals widerfahren war, doch die einfache Wahrheit war: Ich war es nicht. Vermutlich ließ einen so etwas nie ganz los. Immerhin bewahrte mich meine Vorsicht vor weiteren Skandalen. Zumindest in der Theorie.

Das Diamonds war normalerweise Paparazzi-frei, auch wenn ein halbes Dutzend immer vor den Türen herumlungerte und geduldig wartete, dass etwas passierte. Obadiah achtete sehr darauf, dass am Eingang streng kontrolliert wurde, wenn größere Veranstaltungen anstanden und man damit rechnen konnte, dass bekannte Persönlichkeiten auftauchten, die es nicht guthießen beim Feiern ständig abgelichtet zu werden. Zusätzlich zu dem fest angestellten Türsteher gab es mehr Sicherheitspersonal, die bei Problemen mit aufdringlichen Gästen für Ruhe sorgten. Aber schließlich gab es auch stinknormale Handykameras. Selbst ein verwackeltes Bild konnte verheerende Auswirkungen haben.

Me Because Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt