42. Kapitel

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Je stärker ich versuchte, meine Augen bei Beth zu halten, desto öfter erwischte ich mich dabei, wie ich ihre Schwester betrachtete

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Je stärker ich versuchte, meine Augen bei Beth zu halten, desto öfter erwischte ich mich dabei, wie ich ihre Schwester betrachtete.

Fuck. Eine kalte Dusche am Morgen war nicht genug, um diesen Anblick zu verdauen. Ich hätte gerne geglaubt, dass ich gut darin war, meine wahren Gefühle zu verbergen, doch sie rannte all meine Prinzipien über den Haufen. Mit ihr war alles leicht und gleichzeitig unglaublich schwer.

»Stimmt etwas nicht?« Beth zog die Stirn kraus und ich bemühte mich meine Gesichtszüge zu glätten. Denk an nichts. Bring einfach nur diesen Tanz hinter dich. Dieser Satz in meinem Kopf führte nur dazu, dass ich umso mehr an sie denken musste.

»Alles in Ordnung.« Julia hätte mir die Lüge an der Nase abgelesen, doch Beth schien an der wortkargen Antwort nichts auszusetzen zu finden. Die kratzende Maske über meinen Augen verbarg meine Unehrlichkeit zusätzlich.

Während der letzten fünf Minuten war ich ihr mindestens dreimal auf die Füße getreten. Jedes Mal hatte sie das Gesicht verzogen und dann versichert, dass es nicht schlimm sei. Dabei war ich ein guter Tänzer. Ehrlich. Zumindest, wenn ich mir nicht gerade solche Sorgen machen würde.

Die Liste der Angestellten, die mir Mrs Smith überreicht hatte, war unauffällig gewesen. Beinahe hätte ich über mich selbst und meine Paranoia gelacht, dass ich die Möglichkeit eines Überfalls in diesen heiligen Hallen des Four Seasons überhaupt in Betracht gezogen hatte. Aber dann war mir eingefallen, dass es der narbengesichtige Unbekannte auch in das Penthouse der Wentworths geschafft hatte, ohne in irgendwelchen Aufzeichnungen aufzutauchen.

Wir sprachen hier schließlich nicht von einem maroden Hochhaus in der Bronx, wo im kalten Treppenhaus Obdachlose in Ruhe ihre Lines zogen und sich gegenseitig Spritzen setzten, sondern von einem Fünf-Sterne-Wohnkomplex mit eigenem Sicherheitsdienst und Rezeption im 24-Stunden-Betrieb.

Wer es dort ungesehen hineinschaffte, verstand sich entweder auf seinen Beruf oder er hatte mächtige Beziehungen. Dieser Fakt hatte meinen Puls explosionsartig in die Höhe schnellen lassen.

»Ist wirklich alles in Ordnung? Du wirkst so abwesend.«

Ich schüttelte den Kopf und Beths Sorgenfalten wurden tiefer. Vermutlich war ich doch nicht der beste Schauspieler.

Das Geräusch eines Lachens drang an mein Ohr und ein wohliger Schauer rann über meinen Rücken.

Automatisch machte ich mich größer, als sich ein paar Köpfe zu ihr umdrehten. Ich verspürte das starke Bedürfnis, sie von den Blicken abzuschirmen.

Ihr Lächeln machte etwas mit mir. Als würde ein Teil von mir, der sich bis zu diesem Zeitpunkt im dämmrigen Schlummermodus befunden hatte, urplötzlich hellwach werden. Ich war nicht nur am Arsch, ich war verloren. Verloren in ihrem Anblick. Für solche Gedanken hatte ich definitiv nicht genug Alkohol intus.

»Möchtest du noch etwas trinken?«, überging ich ihre Frage und erntete dafür einen verwirrten Seitenblick. »Hier entlang.«

Ohne auf eine Antwort zu warten, griff ich nach ihrer Hand und ging mit ihr auf die Bartheke zu. Meine Schritte waren so hastig, dass ich sie fast hinter mir herschleifte.

»Ein Whiskey und was möchtest du?« Ich merkte, dass ich immer noch ihre Hand hielt und ließ sie los, als hätte ich mich daran verbrannt.

Beth zögerte, merklich verunsichert. »Ein Wasser, bitte.« Als uns der Barkeeper die Getränke reichte, konnte ich nicht schnell genug trinken. Ein heißer Strom floss meinen Hals herunter und ich seufzte erleichtert auf.

Dieses Mal fragte sie nicht nach und ich war ihr dankbar dafür. Der Whiskey war leer, als sie gerade einmal einen Schluck von ihrem Wasser genommen hatte. Mit einem Klopfen auf den Tresen, machte ich den Barkeeper erneut auf mich aufmerksam, prompt folgte das neue Glas Whiskey.

Beths Stirnfalten mussten mittlerweile so tief sein wie der Marianengraben. Ich kippte auch das zweite Glas in kürzester Zeit herunter. Diese Maske auf meiner Nase nervte. Sie kratzte fürchterlich. Und warum starrte sie mich so vorwurfsvoll an? Ich hatte nichts verbrochen. Mein Sichtfeld wurde schummrig.

»Lass uns tanzen.«

»Ich glaube, das ist keine gute Idee.«

»Warum?«

Jetzt sah sie mich so an, wie auch Julia mich angesehen hätte, wenn sie hier wäre und ich lächelte unwillkürlich. Was nur wieder zeigte, wie groß das Arschloch in mir wirklich war.

»Ich muss mich mal ein wenig ausruhen. Wir haben schon eine halbe Ewigkeit getanzt. Aber Julia hat sicher Lust.«

»Ich denke nicht...«

»Sie hatte früher Tanzunterricht und hat immer davon geschwärmt, wie toll die Stunden waren. Sie möchte sicher gerne mit dir tanzen.«

Nun war sie es, die mich durch den Saal schleifte, bis wir in Sichtweite ihres Tisches kamen. Wie Magnete trafen sich unsere Blicke und ihre Augen wurden mit jedem meiner Schritte größer.

»Ihr werdet sicher Spaß haben«, versicherte mir Beth im Brustton der Überzeugung.

Ich allerdings sah das Chaos schon vorprogrammiert. Was war ich doch für ein verdammter Glückspilz.

Me Because Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt