31. Kapitel

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Nachdem wir uns mit gezwungenem Smalltalk und gekünsteltem Lachen durch die Hauptgänge gequält hatten, entspannte sich die Lage ein wenig, was leider nicht dazu führte, dass ich mich wohler in meiner Haut fühlte

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Nachdem wir uns mit gezwungenem Smalltalk und gekünsteltem Lachen durch die Hauptgänge gequält hatten, entspannte sich die Lage ein wenig, was leider nicht dazu führte, dass ich mich wohler in meiner Haut fühlte. Julia stand auf, um Heather vor dem letzten Gang eine kleine Wohnungsführung zu geben, Jessica und Hilary unterhielten sich über die Hochzeit – natürlich – und mein Vater und John Wentworth hatten sich nach draußen auf die Terrasse verzogen, um in Ruhe zu rauchen und die Flasche Whiskey zu leeren, die Mr Wentworth wie aus dem Nichts herbeigezaubert hatte. Mr. Rodriguez, der Familienanwalt der Wentworths, kam mir ein wenig fehl am Platz vor, weil er offenbar nichts mit sich anzufangen wusste, da sprach Julia ihn an und er folgte ihr und meiner Schwester erleichtert zur Wohnungsbesichtigung. Sie wich meinem Blick aus, die Lippen fest aufeinandergepresst und ich wusste, dass sie mit sich selbst rang.

»Möchtest du auch mitgehen?« Beths Stimme drang wie aus dem Off zu mir durch und ich bemerkte blinzelnd, dass ich sie angestarrt hatte. Julia drehte den Kopf weg.

Verwegen lächelnd wandte ich mich zu Beth, was ihr die Röte in die Wangen trieb.

»Nicht nötig. Ich bleibe gerne bei dir.«

So war es besser. Noch besser wäre es natürlich, wenn ich sie ganz ignorieren könnte.

Jessica drohte nicht nur mein, sondern auch Henrys Leben zu ruinieren, wenn ich nicht nach ihren Regeln sprang. Klar, ich hatte immer noch meine Rücklagen aus den Treuhandfonds, auf die ich mit meinem 21. Geburtstag Zugriff erhalten hatte, so wie Heather vor wenigen Monaten an ihrem 21. Geburtstag. Ich hatte es für meine ersten Investitionen in Start-Ups genutzt und hatte Aktien gekauft. Was Heather damit anstellte, wusste ich nicht und es war mir eigentlich auch egal. Da sie neuerdings nicht mit einem teuren Sportwagen vorfuhr oder an der Fifth Avenue einen ausgiebigen Shoppingtrip veranstaltet hatte, sparte sie es vermutlich oder investierte ebenfalls an der Börse.

Wenn ich diesen Vertrag nicht unterschrieb, blieben mir kaum Möglichkeiten. Eine Weile würden Henry und ich wohl über die Runden kommen. Wenn ich einen guten Job bekam - was mit meinem Nachnamen nicht schwer sein sollte – könnte ich sogar so etwas wie ein eigenes Leben aufbauen.

Genau das war jedoch der springende Punkt. Ich wollte keinen gutbezahlten Job bekommen, nur weil ich Cavendish hieß, und die Leute wussten, wer meine Eltern waren und sich wer weiß was dadurch erhofften. Man sollte sich für mich entscheiden, nicht für meinen Namen. Vielleicht war es bescheuert, so zu denken. Vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich war ich zu stolz und dickköpfig, um meinen Namen einfach nur ein Name sein zu lassen.

Das hieß, ich musste mir etwas Eigenes aufbauen, wenn ich eigenständig sein wollte, so wie ich es mit den Start-Ups versuchte. Jessicas grandioser Einfall kam jedoch zwei Jahre zu früh, dann hätte ich problemlos von den Einnahmen leben können. Wenn sie mich feuerte - und ihrem eisernen Gesichtsausdruck zufolge, lag das durchaus im Bereich des Möglichen – konnte ich nicht mehr in die Start-Ups investieren, ergo hatte ich keine Einnahmen mehr, ergo stand ich ohne richtigen Job irgendwann mittellos da. Was ihr das Wort »Familie« bedeutete, hatte sie bei Henry damals deutlich gezeigt.

Me Because Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt