5. Kapitel

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»Du bist nicht aus New York, oder?«

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»Du bist nicht aus New York, oder?«

Grayson lehnte an einer Straßenlaterne und betrachtete mich neugierig, während wir auf das Taxi warteten. Geld ist ja bekanntlich das beste Druckmittel. Für einhundert Dollar hatte Chuck mir nicht nur ein Taxi in unter einer halben Stunde versprochen, er hatte sogar noch zwei Dosen Cola obendrauf gelegt, von denen ich eine an Grayson weitergereicht hatte. Die Cola war warm und schmeckte abgestanden, aber ich hätte alles getrunken, um der Wüste in meinem Mund ein Ende zu bereiten. Wie durstig ich war, hatte ich beim ersten Schluck festgestellt. Klar, wer durch halb Manhattan rannte, musste irgendwann schließlich ausgepowert sein. Die Cola war zwar nicht das Beste, aber allemal besser als gar nichts.

Ich hatte es mir auf dem Bürgersteig - so gut es eben ging - bequem gemacht. Mein Kleid war ohnehin ruiniert und taugte nur noch für die Mülltonne. Vorsichtig massierte ich meinen Knöchel und sog zischend die Luft ein.

Verdammt, tut das weh!

»Ist das so offensichtlich?«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und zuckte ergeben mit den Schultern. Obwohl ich die ersten vierzehn Jahre meines Lebens in dieser Stadt verbracht hatte, hatte sie sich nie wie meine Heimat angefühlt. Wie sich die Geborgenheit eines echten Zuhauses anfühlte, hatte ich erst im Internat erfahren.

»Eine New Yorkerin weiß, dass sie um diese Uhrzeit und in so einem Kleid nicht allein durch die Gegend laufen sollte.«

Mein Mund klappte auf und die tiefgreifende Angst, die ich noch vor einer Stunde verspürt hatte, wurde ersetzt durch unerschütterliche Wut.

»Ach, jetzt soll ich auch noch selbst schuld sein, dass ich fast vergewaltigt wurde? Na, vielen Dank auch!«

Er zuckte zusammen. Die Coladose in seiner Hand gab ein knirschendes Geräusch von sich, als er seine Finger fest darum schloss, sodass seine Knöchel weiß hervortraten.

»So ... war das nicht gemeint. Ich bin der Letzte, der ...« Er stoppte abrupt, so als würde ihm schlagartig bewusstwerden, dass er sich vor mir nicht rechtfertigen musste. »In New York lungern überall solche Schweine herum, die nur darauf warten, eine Frau allein anzutreffen, um ... Ich will nicht sagen, dass du es herausgefordert hast ... Er wäre dir auch nachgegangen, hättest du Skiklamotten getragen.« Was das Ganze nicht unbedingt besser machte, meine Meinung, New York sei ein fieses Drecksloch und seine Bewohner widerliche Arschlöcher, jedoch bestärkte. Den Moment, in dem ich in den Flieger stieg und dieser Stadt endlich wieder den Rücken zuwenden konnte, sehnte ich herbei wie nichts anderes.

»Man muss immer wachsam sein«, nickte ich langsam und die Wut war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war, wie bei einem Luftballon, den man mit der Nadel pikste und aus dem schlagartig alle Luft entwich.

»Nachts allein durch die Gegend zu rennen, ist ziemlich dumm. Das weiß ich normalerweise auch, ehrlich.« Ich machte eine wegwerfende Handbewegung.

Am Ende meiner Kräfte angelangt, schloss ich die Augen und ließ den Abend Revue passieren. Aus einem vielversprechenden Abend war eine wandelnde Katastrophe entstanden, mit gelegentlichen Lichtblicken. Das Magenzwicken hatte sich ebenfalls endlich verzogen.

Me Because Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt