»Soll ich wieder gehen? Ich kann draußen warten. Oder unten. Wenn dir das lieber ist.« »Das ist ja das Problem! Ich will nicht, dass du gehst.«
Julia Wentworth hatte nicht vor, sich zu verlieben, als sie nach drei Jahren Studium in Oxford an New Yor...
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William Cavendish war ein verdammtes Phantom. Als ich seinen Namen – nicht zum ersten Mal - in die Suchleiste eingab, stellten sich die 45.683.968 Treffer mehr oder weniger als Sackgasse heraus. Für jemanden, dessen Name in den USA so bekannt war, gab es überraschend wenig über ihn zu lesen. Meistens wurde er in irgendwelchen Artikeln der New York Times oder der Forbes in Zusammenhang mit Cavendish Corporation erwähnt. Ich las, dass er in seiner Jugend eine rebellische Phase durchlebt und später an der Columbia Management studiert hatte. Wie es sich für jemanden seines Schlags gehörte, sollte er Cavendish Corporation irgendwann übernehmen. Ich verdrehte die Augen.
Auch die Bilder waren mehr oder weniger ein Griff ins Klo. Bei den meisten handelte es sich um wackelige Handyfotos oder veraltete Schulfotos, auf denen man die Gesichter der Jungen kaum von denen der Mädchen unterscheiden konnte. TMZ hatte vor ein paar Jahren Bilder veröffentlicht, auf denen der vermeintliche William Cavendish abgebildet war. Das Gesicht, das mir entgegensprang, war das eines Jünglings mit nichtssagendem Profil, das mit seinem jetzigen Ich vermutlich nur wenig zu tun hatte. Sein Gesicht war plump, der Babyspeck hatte sich noch nicht zur Gänze verabschiedet und die Haare waren lang gewachsen, sodass sie sich an den Spitzen leicht lockten. Die stolze Haltung und der emotionslose Blick ließ bereits erahnen, dass er wusste, wie es in der Welt für gewöhnlich zuging.
Das einzig Auffällige an seinem Gesicht waren die stechend grünen Augen. Selbst durch den Bildschirm hindurch schienen sie mich zu durchleuchten und in die Abgründe meiner Seele blicken zu wollen. Lange konnte ich dem Blick nicht standhalten und scrollte weiter.
Eine weitere Abbildung zeigte ihn neben seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester. Sie mussten die Augen von ihrer Mutter geerbt haben. Obwohl ich ihr nie persönlich begegnet war, wusste ich, dass auch Jessica Cavendish mit ihren Augen alles fordern konnte, was sie wünschte.
In der Klatschpresse war es um den vermeintlichen Verlobten meiner Schwester wie es den Anschein machte, nicht besonders ruhig zugegangen. Dabei ging es meistens um verruchte Partys, Frauen und eine Menge Alkohol, doch auch hier konnten mir die verschwommenen Fotografien in dunklen Partykellern keine Klarheit verschaffen. In einem fünf Jahre alten Bericht las ich über seine Drogensucht und seiner raschen Genesung. Du meine Güte, was hatten sich Hilary und John denn dabei gedacht?
Zugegeben, die Partys schienen wohl wirklich der Vergangenheit anzugehören, andernfalls wäre es um einiges leichter für mich gewesen eine aktuelle Fotografie zu finden. Die neuesten Artikel, in denen sich William Cavendish mit einem Model vergnügte, waren bereits vor vier Jahren erschienen. Seitdem begnügten sich die Berichte auf weit ausschweifende Lobeshymnen zu seinen Investitionen und seinem Masterstudium, das er mit Bravour abgeschlossen hatte. Offensichtlich hatte er sich also vor vier Jahren aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.
Was mich wiederum zu meiner anfänglichen Aussage brachte. William Cavendish war ein Phantom. Einerseits bewunderte ich ihn, dass er sein Gesicht wahrte, andererseits wollte ich wissen, mit welche Art Mann meine Schwester demnächst verheiratet sein würde. Na schön, ich war verdammt neugierig. Diese ganze Geschichte fuchste mich.