»Soll ich wieder gehen? Ich kann draußen warten. Oder unten. Wenn dir das lieber ist.« »Das ist ja das Problem! Ich will nicht, dass du gehst.«
Julia Wentworth hatte nicht vor, sich zu verlieben, als sie nach drei Jahren Studium in Oxford an New Yor...
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Etwas an ihrer Gangart, versetzte mich zurück in die Nacht, in der wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Sie wirkte gehetzt und kopflos, obwohl sie zielstrebig auf unseren vereinbarten Treffpunkt zusteuerte.
Als sich unsere Blicke kreuzten, verlangsamten sich ihre Schritte vorübergehend. Ich hob die Hand zum Gruß, vergrub sie jedoch kurz darauf wieder in den Jeanstaschen, weil ich mir unendlich blöd vorkam. Wow, wir waren erst ganze zweimal aufeinandergetroffen und ich entpuppte mich bereits als Volldepp, der nicht wusste, wie er sich in der Gegenwart einer hübschen Frau benehmen sollte. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich ebenfalls als Arschloch entpuppte, der sich mit einer Frau traf, einer Frau, in deren Gegenwart sein Inneres merkwürdige Dinge anstellte, obwohl er bereits mit einer anderen verlobt war. Na ja, so gut wie verlobt.
Ich hatte die Verträge noch nicht unterschrieben und so viel ich wusste, hatte Bethany Wentworth ihrem Recht zur Bedenkzeit ebenfalls entsprochen. Ein anderer möglicher Grund für diese Verzögerung war, dass die Wentworths erneut über den Ehevertrag verhandeln wollten. Mr Rodriguez, ihr Anwalt, war leider einer der nervig penetranten Sorte, die nicht lockerlassen konnte und sich schon gar nicht mit Eingeständnissen zufrieden gab. Eine andere Option als gewinnen gab es für sie nicht. Solche Leute gab es an der Upper East Side zuhauf und leider zählte ich meine Familie ebenfalls dazu.
»Hey! Ich hoffe, du musstest nicht lange warten«, begrüßte mich Julia und riss mich aus meinen Gedanken.
»Hi«, antwortete ich atemlos, obgleich ich keinen Schritt gegangen war, »Nein, ich bin auch gerade erst gekommen.« Dass das nicht gänzlich der Wahrheit entsprach, war eine Tatsache, die ich ihr gerne vorenthalten wollte. In den letzten 20 Minuten hatte ich mit mir selbst gerungen, ob ich das Treffen nicht doch besser absagen sollte. Einerseits glaubte ich, dass es so besser gewesen wäre, ein klarer Schlussstrich, bevor es – was auch immer es war – so richtig begonnen hatte. Andererseits hatte ich die leise Ahnung gehegt, dass es mir damit nicht besser ergangen wäre.
Ihr Lächeln war furchtbar einnehmend und ich fragte mich, warum mich allein das Zucken ihrer Mundwinkel in einen stotternden Idioten verwandelte. In ihrer Anwesenheit brauchte mein Gehirn stets ein paar Sekunden mehr, um die Worte in meinem Kopf in einen vernünftigen Satz zu verpacken.
Nach dem Austausch belanglosen Smalltalks (Wie geht es dir? – Gut, danke und selbst? – Auch. Hast du denn gut hierher gefunden? - Ja, danke und du? – Ja, ich war gerade ohnehin in der Nähe. – Ach so. – Das Wetter ist wirklich perfekt für einen Spaziergang.) stellte ich eine Frage, die mir schon durch den Kopf schwirrte, als ich sie auf dem bekiesten Weg entdeckt hatte.
»Sorry für die Frage, aber ... sicher, dass es dir gut geht? Du wirkst ... anders.«
Wo konnte ich meinen Master-Abschluss abgeben? >Anders< war einfach kein Wort, dass man gerne in seiner Charakterbeschreibung fand und auf alle Fälle kein Wort, dem Julia gerecht wurde. Stöhnend warf sie die Hände in die Höhe und ließ sie kraftlos wieder an die Seite herabfallen.