Kapitel 1

102 8 0
                                    

Es war dunkelste Nacht. Meine Sachen waren gepackt und ich überlegte wie ich es tun sollte. Ich würde heute fliehen aber ich wusste nicht ob Frank noch wach war. Da waren sie. Schritte. Er war noch wach. Verdammt! Ich musste also noch warten. Meine Gedanken flossen zurück an gestern Abend. Frank wollte mit mir reden. Ich hatte auf brav getan und mich ruhig neben ihn gesetzt. Er begann zu reden: "Also... Wie soll ich anfangen? Du lebst hier schon seit fast fünfzehn Jahren und warst noch nicht sehr nützlich. Da du jetzt in der Blüte deines Lebens bist... wollte ich dir was besonderes schenken. Und es würde uns beiden etwas nutzen. Ich könnte von deiner Schönheit kosten und du... Du könntest deine erste richtige Nacht haben." Ich tat auf dumm: "Was meinst du Frank? Was soll ich denn tun?" "Ich möchte, dass du mit mir schläfst. Jetzt, als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk", sagte er. Ich überlegte fieberhaft und meinte schließlich: "Aber mein Geburtstag ist doch Morgen. Ich möchte das Geschenk an meinem Geburtstag erhalten. Darf ich das?" Die jahrelange Lügerei hat sich ausgezahlt. Er glaubte mir, dass ich morgen mit ihm schlafen wollte. Rein theoretisch hätte ich auch behaupten können mein Geburtstag wäre in einer Woche, nicht dass er es gemerkt hätte, aber ich wollte doch so nah an der Wahrheit wie möglich dran bleiben. Er überlegte eine Zeit und meinte schließlich: "Okay. Morgen. Abgemacht. Aber dafür machst du dich hübsch. Ich kauf dir was schönes und das wirst du dann anhaben" "Okay, Onkel Frank", sagte ich gehorsam "Ich werde es anziehen."

Ich vernahm ein leises Schnarchen. Jetzt war es so weit ich kroch aus dem Bett, vollkommen angezogen, zog mir die Schuhe an und schlich aus dem Haus. Ich rannte los. Ich wusste, dass wenn er mich schnappen würde, würde er mich einsperren und vergewaltigen. Ich hörte eine stimme rufen: "Elli?! Wo bist du?!! Komm zurück du blödes Biest! Ich hab dich nicht fünfzehn Jahre großgezogen ohne etwas dafür zu bekommen! Komm zurück!!!!"
Ich hinterließ eine Spur. Ich wusste, dass er mir folgen würde. Er war viel schneller. Es war aus. Ich hatte verloren. Ich hatte Todesangst. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte nicht ich sein. Ich wollte nicht dort sein. Er kam immer näher. Ich konnte es an den lauter werdenden Schritten hören. Ich konnte nicht mehr schneller. Ich stolperte und knallte auf den Boden. Er hatte es gehört. Die Schritte verlangsamten sich und er kam immer näher. Das einzige was ich noch fühlte war Angst. Ich konnte nicht klar denken. Ich wusste nicht Was ich machen sollte. Auf einmal wurde alles dunkel. Ich sah nichts mehr. Ich fühlte nichts mehr. Es war alles weg.

Gohrein - on HoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt