Kapitel 23

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Als wir zurück kamen waren Kali und Darrei schon wach. Sie unterhielten sich ruhig. "Hallo, ihr beiden", sagte ich fröhlich. "Hallo", antwortete Darrei genau so fröhlich. "Du bist aber fröhlich", sagten wir beide gleichzeitig. Darrei lachte. Ich grinste. Auch Kali und Damion grinsten. "Wir müssen euch was erzählen", sagte Damion. Wir erzählten was wir geträumt hatten und dass Damion Telepathie gelernt hatte. "Das ist ja cool", sagte Kali. "Wir haben zwei Supertalente." "Haha", antwortete Damion "Sehr witzig" Kali streckte die Zunge raus. "Hey! Was soll denn das?", fragte er. "Genau!", fügte ich hinzu "Redet man so mit seinem Vater?" Kali kicherte los. "Als ob ich so alt wäre", lachte auch Damion. "Naja..." Ich nahm einen Stock und stach in Damions Bauch. Er starrte mich Fassungslos an "Von deiner Geschwindigkeit, bist du ganz sicher alt" Kali lachte los. "Das ist unfair. Das hatte ich nicht erwartet." Auch ich lachte. "Na warte!", rief er "Dir wird das lachen vergehen" Plötzlich war er über mir "Huch", stieß ich aus. Das hatte mich erschreckt. "Dein eigene Schuld", sagte er und begann mich zu kitzeln. Ich musste kichern. "Hey! Hör auf!" Ich lachte. Er hörte nicht auf. Dann musste ich mir was einfallen lassen. Ich konzentrierte mich und bald darauf hatte ich Wasser gefunden. Ich rief es zu mir. Komm.. komm.. Plötzlich schoss Wasser aus dem Boden. Bevor Damion weg konnte, rief ich es zu uns und ließ es regnen. "Hey!", rief er lachend. Bald war das Wasser im Boden verschwunden und ich streckte die Zunge raus. "Deine eigene Schuld!", sagte ich. "Aber nicht nur ich bin nass", sagte Damion. Ich konzentrierte mich und zog das Wasser aus meiner Kleidung. Ich ließ es in den Boden fließen. Damion Darrei mich an. "Doch nur du", sagte ich und lachte. Auch Kali begann zu lachen. "Jaja...", sagte Damion schließlich. "Muahahahah!", rief ich. Damion verdrehte die Augen. "Was ist denn so witzig?", fragte Darrei wieder schlecht gelaunt. "Was ist los? Warum bist du jetzt wieder schlecht gelaunt?", fragte ich. "Ich bin nicht schlecht gelaunt", sagte er. "Wer ist nicht schlecht gelaunt?", fragte auf einmal Leod hinter mir. Ich drehte mich um. "Heilige Schei... be. Hast du mich erschreckt!", rief ich. "Entschuldige. Ich wollte nur wissen... Wann gehen wir weiter?" "Bald", antwortete ich "Wenn alle ganz wach sind." "Ich bin ganz wach", sagte Leod. "Schläft noch wer innerlich?", fragte ich. Alle schüttelten den Kopf. "Na gut dann gehen wir los", sagte ich. Alle nickten. "Könnt ihr nicht sprechen?" Wieder ein Kopfschütteln. Ich schüttelte den Kopf. "Von mir aus" Ich musste lächeln.
Kurz darauf hatte ich meinen Rucksack geholt und wir gingen los.

"Elli?", fragte Leod neben mir. "Hm?" "Warum bist du denn so ruhig?" "Ich denke" "Über was?" "Egal" Ich errötete leicht. Ich hoffte er sah das nicht. Ich hatte über ihn nachgedacht. Ich hatte darüber nachgedacht, wie nett er zu mir war. Und ich hatte überlegt warum Damion ihn nicht mochte. "Okay" Ich lächelte ihn an. Er lächelte zurück.
"Duckt euch!", schrie auf einmal Kali. Ich vertraute ihr blind und ließ mich zu Boden fallen. Gleichzeitig zog ich Leod mit mir. Keine Sekunde zu spät, denn eine Sekunde später zischte ein Pfeil durch die Stelle, an der ich gerade gestanden war. Eigentlich war es nicht nur einer. Es waren viele Pfeile. Sehr viele. Zirka zwanzig. Ich zog meinen Bogen. Hoffentlich hatte ich gut genug geübt. Ich spürte die Anwesenheit von zwanzig Schützen. Auch die anderen zogen ihre Bögen. "Wo sind sie?", fragte Kali. Auch Leod machte ein fragendes Gesicht. Darrei hatte gar keinen Bogen. Ich sah zu Damion. Er schaute mir in die Augen. Wir wussten wo sie waren. Ich spürte es. Ich konnte sie aufgrund ihrer Gefühle aufspüren. Der Pfeilhagel hörte langsam auf. Ich erhob mich beinahe gleichzeitig wie Damion. Ich wusste, welche er nehmen würde. Ich spannte meinen Bogen. Wir schossen. Noch einmal. Ein drittes Mal. So ging das weiter. Wir zogen und schossen. Nachdem jeder zehn mal geschossen hatte senkten wir den Bogen. "Schauen wir wer auf uns geschossen har?", fragte Damion. "Denk schon", antwortete ich. Kali starrte uns fassungslos an. "Seid ihr gar nicht aufgeregt, oder so?" Ich schaute sie verwirrt an "Warum sollten wir? Die waren doch leicht zu besiegen?" "Woher wisst ihr dass ihr sie getroffen habt?" "Ich spüre es" "Woher wusstet ihr, wo die Leute waren?" "Wir spürten es" Warum war sie so seltsam? "Was ist denn los? Warum bist du denn so?" "Weil ihr beide die Macht des Ataghs besitzt! Und zwar genau so stark wie er! Ihr habt gerade zu zweit zwanzig Leute getötet, die ihr nich einmal gesehen habt! Und ihr seid darüber überhaupt nicht erstaunt, ihr seid nicht ängstlich, ihr habt gar keine Gefühle dazu! Das ist äußerst seltsam! Und ich weiß, dass es zwanzig sind, da ihr zwanzig mal geschossen habt." Ich blinzelte ein paar mal. Dann fiel mir auf, dass sie recht hatte. Jetzt kam die Angst mit voller Wucht zurück. Ich stolperte, als hätte man mir in den Bauch geschlagen. "I...ich", sagte ich. Auch Damion sah so aus, als hätte er gerade einen Schlag abbekommen. "Ich weiß nicht wieso...", sagte ich "...aber irgendwie... wenn ich kämpfe, fühle ich nichts. Die ganzen Gefühle, die ich haben hätte sollen, bekomme ich erst später. Ich weiß nicht wieso..." "Ich habe eine Erklärung für dich", sagte Damion "Die großen Meister haben es so gemacht. Bei einem Kampf haben sie die hinderlichen Gefühle verdrengt. So etwas wie Angst. Liebe und Mitgefühl aber nicht. Es war für sie wichtig, dass sie das können. Für mich habe ich aber keine Erklärung", sagte er. "Wir werden es noch herausfinden", sagte ich "Wir sollten jetzt wirklich schauen, wer sie... waren" Ich hatte jemanden getötet. Ich schluckte. Es war nicht meine Schuld. Es war Notwehr. Das stimmt doch gar nicht. Aber vielleicht... sie hätten uns sonst getötet. Ich hätte verhandeln können. Aber sie hatten mir dazu überhaupt keine Chance gegeben. Aber... Nein! Ich schüttelte den Kopf. Ich durfte nicht mehr daran denken. Ich verdrengte es aus meinem Kopf und stieg ins Gebüsch. Dort lag ein Mann. Er war Mitte dreißig und hatte einen drei-Tage-Bart. Er sah aber überhaupt nicht böse aus. Er sah ganz normal aus. Wie jeder andere auch. Ich schluckte. Aber er hatte mich angegriffen. Es war nicht meine Schuld. Versuchte ich mein schlechtes Gewissen zu verdrängen. "Er gehörte nicht zu Gortov", sagte Damion. "Woher weißt du das?", fragte ich. "Es waren Räuber", sagte er "Gortovs Leute sind alles Magier. Außerdem liegt da drüben eine Frau. Diese Leute kämpften um ihr überleben" Na toll. Jetzt fühlte ich mich besser. Als Damion meinen Gesichtsausdruck sah sagte er: "Sie überfielen auch arme Leute. Leute die noch weniger hatten als sie. Sie sind Mörder und hätten nicht mit uns verhandelt. So sind Räuber. Die gibt es aber erst, seit Gortov an der Macht ist. Gortovs Leute überfallen sie nie. Nur die armen Leute. Dafür werden sie nicht umgebracht" "Na toll", antwortete ich "Arme Leute überfallen ärmere Leute. Das ist krank" Ich schüttelte den Kopf. Räuber sollten wenigstens die Leute überfallen, die es sich leisten konnten. "Wir sollten weiter", sagte ich und kroch aus dem Gebüsch. Kali kam mir nach und hatte den Bogen von dem Räuber mit. "Der gefällt mir besser, als mein alter...", sagte sie mit einem Schulterzucken. "Von mir aus", antwortete ich und ging los.

Am Abend, wir hatten uns schon ein Nachtlager hergerichtet, machte ich einen kleinen Spaziergang. Ich ging alleine mit Kali eine kleine Runde und redete mit ihr über alle möglichen Dinge. Beispielsweise darüber, wie seltsam sich Darrei und Damion verhielten. Sie waren ja seltsam Aggressiv.
Als wir zurück kamen, stritten sich Damion, Leod und Damion. Aber eher Damion und Leod. Sie schrien sich gegenseitig an. "Apropos Seltsam aggressives Verhalten", murmelte Kali. Ich fluchte. Sie wirkten so, als würden sie sich gleich prügeln. Ich rannte zu ihnen hin. "Hört auf", sagte ich, aber sie hörten mich nicht. Bald würden sie sich anfallen. "Hört auf!", sagte ich noch einmal. Sie hörten immer noch nicht auf mich. "Vielleicht würden sie mich hören wenn ich schreien würde", murmelte ich. Sie machten sich kampfbereit. "Hört jetzt, sofort auf!", befahl ich. Sie ignorierten mich. Sie zogen ihre Messer. Es kam mir irgendwie so vor, dass wenn ich sie jetzt nicht sofort aufhielte, es blutig ausgehen würde. Ich stellte mich zwischen die Beiden und schrie: "Hört jetzt sofort auf!!! Was ist bloß falsch mir euch?!!! Wollt ihr euch umbringen?!! Da ist man mal die zwei Sekunden nicht da und alles versinkt im Chaos?!!! Habt ihr denn kein Hirn?!! Ihr könnt euch doch nicht so angehen!!! Wenn ihr ein Problem untereinander habt, dann klärt das wie normale Menschen!!!! Was stimmt nicht mit euch?!!!!!!" Damion und Leod schauten mich jetzt endlich an. Naja, eigentlich starrten sie mich mit offenem Mündern an. Kali begann hinter mir zu kichern. Ich verdrehte die Augen. "Um was ging es überhaupt?", fragte ich. "Um nichts", sagte Damion und legte sich hin. "Wir sollten schlafen", sagte er. "Wenn ihr mir versprecht, das nie wieder zu machen" "Ich verspreche es", sagte Kali. "Nicht du", lächelte ich. Dann legte ich mich neben Damion. Er hatte Recht. Ein bisschen Schlaf konnte nicht schaden.

Gohrein - on HoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt