Kapitel 24

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In dieser Nacht träumte ich gar nichts, was allerdings nicht unbedingt schlecht war. Ich war die einzige, die schon wach war, daher starrte ich in den Himmel. Ich wollte die anderen noch nicht aufwecken, es war noch viel zu früh, darum lag ich einfach still da. Irgendwann wurde es mir doch zu langweilig und ich stand auf. Naja. Das war nicht der einzige Grund. Ich musste auf die Toilette. "Morgen", murmelte Damion schläfrig. Also hatte ich ihn geweckt, wie erwartet. "Entschuldige", sagte ich "Ich wollte dich nicht wecken." "Mhm. Kein Problem. Ich musste sowieso aufstehen", sagte er und gähnte. Ich musste lächeln. "Ich muss mal kurz weg...", sagte ich. Jetzt lächelte Damion. "Ich auch", antwortete er mir. Wir standen leise auf. So still wie möglich schlichen wir uns von unseren Freunden weg. Als wir zurück kamen, war Kali schon wach. Sie zog eine Augenbraue hoch. "Was habt ihr gemacht?", fragte sie grinsend. "Nichts", sagte ich. "Ach ja?", antwortete sie "Und darum habt ihr euch weg geschlichen? Wart im Wald? Alleine? Nur zu zweit?" "Wir waren am Klo", antwortete ich "Und wollten euch nicht aufwecken." "Jaja", kam als Antwort zurück "Das sagen sie alle." Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Du bist dämlich", sagte ich. Kali grinste zurück und streckte die Zunge raus. Ich begann zu lachen. "Entschuldigung", sagte ich dann tu Darrei und Leod, die dadurch aufgewacht waren. Darrei schaute mich nur genervt an, während Leod sagte: "Kein Problem. Ich musste sowieso aufstehen" Das war genau das, was Damion auch gesagt hatte. Ich schüttelte den Kopf. "Genau das hat Damion auch gesagt. Ihr seid euch gar nicht so unähnlich", sagte ich. Damion und Leod schauten sich unglücklich an. Als ob beide denken würden: "Ich und der?! Das ist doch lächerlich. Ich bin dem nicht ähnlich." Ich schüttelte erneut den Kopf. "Ihr denkt jetzt sogar das gleiche." Jetzt starrten sie mich mit ziemlich unglücklichen Gesichtern an. "Ach kommt schon", sagte ich "Ich verstehe gar nicht, warum ihr euch so wenig mögt." Keine Antwort. Ich schüttelte den Kopf. Wow. Drei mal in zirka zehn Minuten neuer Rekord... naja egal. "Von mir aus. Ist mir auch egal. Wir müssen, glaube ich, weiter"

Nachdem wir endlich losgingen, Leod und Darrei mussten sich noch fertig machen, dachte ich über alles nach, was gestern passiert war. Seltsamerweise belastete mich nicht die Menschen, die wir getötet hatten mehr, sondern der Streit von Damion und Leod. Ich weiß nicht, was in sie gefahren war. Und es war ja nicht nur das. Ständig übten sie ihre Macht gegeneinander auf. Sie konkurrieren miteinander. Ich verstand überhaupt nicht wieso. Was sollte ich dagegen tun? Warum stritten sie such die ganze Zeit? Ich spürte ja, dass es sie sich gegenseitig traurig machten. Und Damion spürte es sicher auch. Aber er war irgendwie wütend, in letzter Zeit. Wütend und Eifersüchtig. Er brauchte doch nicht Eifersüchtig zu sein. Ich wusste nicht einmal auf was. Er war viel schneller, stärker, klüger und konnte besser kämpfen als ich. Zumindest fühlte es sich manchmal so an. Worauf könnte er denn Eifersüchtig sein? Das Aussehen konnte es ja auch nicht sein. An was lag das wohl? Und Außerdem, was war mir Darrei los? Wurde Damion jetzt genauso seltsam? Wie konnte ich ihnen helfen. Das Problem bei Darrei war, dass ich mich kaum an die Zeit erinnern konnte, an der Darrei normal war. Wie konnte ich mich wieder erinnern, an all das? Und trifft diese "Aggresionskrankheit" irgendwann auch Kali, Leod und mich? Wie konnte ich das stoppen? Konnte Darrei jemals wieder normal sein? Was sollte ich tun? Und dann musste ich auch noch Gortov besiegen? Wie sollte ich das denn anstellen, wenn wir so viele Probleme hatten? Und ich musste ja auch noch meine Zauberfähigkeiten üben. War dafür Zeit, wenn wir doch die ganze Zeit unterwegs waren? Und offenbar wusste Gortov auch wo wir waren, da wir ja auch Malia entführen konnte. Konnte ich Malia retten? Ich musste es, aber konnte ich es auch? Wies konnte ich die Träume abstellen? Wie konnte ich unsere Verfolger loswerden, dessen Anwesenheit ich spürte? Was sollte ich tun? All diese Fragen gingen mir durch den Kopf und ich hatte noch viel mehr, die ich mir im Moment noch nicht einmal überlegt hatte. Etwas wie: Was werden wir dann im Atagh-Land machen? Was werden die Leute dort sagen? Was wird die Widerstandsgruppe sagen? Was sollten wir danach machen? Was wird passieren? Aber ich beschloss, dass diese Frage erst in der Zukunft relevant sein würden, darum schloss ich sie aus meinem Kopf aus. Das war eine gute Idee. Ja. Ich verdrengte meine Gedanken einfach, das sollte kein Problem darstellen. Hoffte ich. Aber es war nicht so. Es funktionierte, solange ich mich konzentrierte, aber wenn ich meine Gedanken schweifen ließ, kamen sie immer wieder. Ich schüttelte den Kopf. "Was ist denn los?", fragte Leod von hinten. Ich sprang sicher einen Meter zurück. "Heilige Scheiße! Hast du mich erschreckt", stieß ich hervor. Er begann zu lachen. Ich verdrehte die Augen. "Jaja. Es ist nichts los. Wie kommst du drauf?" "Du hast den Kopf geschüttelt." "Was?" "Du hast den Kopf geschüttelt. Das machst du immer wenn du an etwas denkst, was du nicht magst, oder so. Immer wenn du einen Gedanken abschütteln willst. In letzter Zeit machst du das ziemlich oft" "Warum sagt das jeder?", fragte ich "Okay. Es waren nur du und Damion. Aber trotzdem!" Leod lächelte "Vielleicht sagt es jeder, weil es wahr ist" "Gar nicht" Ich verschränkte meine Arme und machte ein gespielt böses Gesicht. Wir begannen zu lachen. "Über was lacht unser Liebespaar denn?", fragte Kali auf einmal. Damion, der neben ihr ging verzog das Gesicht. "Wir haben uns ausgemacht, dass wir heiraten. Und dass du meine Trauzeugin wirst", antwortete ich "Ohh ja! Ich will, ich will! Wann ist die Hochzeit?" "Das haben wir uns noch nicht ausgemacht", sagte Leod. Ich grinste ihn an, doch in meinem Augenwinkel sah ich, dass Damion ein unglücklich Gesicht machte. Ich ließ mich auch zurückfallen und sagte zu Damion: "Was ist los?" "Nichts." "Ich sehs ja. Außerdem kann ich deine Gefühle lesen, schon vergessen?" Plötzlich blieb er erschrocken stehen. "Was, alle?", fragte er entsetzt. Etwas verwirrt schaute ich ihn an "Nein. nicht alle. Bei den anderen schon, aber bei dir nicht. Warum.." Damion ging weiter "Gut." Ich starrte ihn an "Was ist denn los mit dir? Was war das denn?" "Nichts, nichts. Das er gar nichts." Er schaute weg. "Damion? Was ist denn los? Du kannst mit vertrauen. Auch wenn das jetzt sicher total falsch klingt." "Ja, ich weiß. Aber... egal" Er wirkte irgendwie unsicher. "Okay. Aber bitte frisst nicht alles in dich rein" Er nickte "Okay. Komm, gehen wir zu den anderen"

Ich lief weg. Sie verfolgten mich. Ich hatte schreckliche Angst. Meine Freunde waren weg. Nur ich war da. Und ich lief davon. Die Leute verfolgten mich. Plötzlich spürte ich die Anwesenheit von anderen Leuten, die vor mir gingen. Ich wendete mich. Die Magier hinter mir waren mir dicht auf den Fersen. Ich rannte nach links. Aber auch dort spürte ich nach kurzer Zeit die Anwesenheit von Menschen. Ich drehte mich um. Noch einmal. Es gab kein entkommen. Sie umzingelten mich. Überall waren Männer in Schwarzen Roben. Es war Nacht. Ich konnte nichts erkennen. Wir waren im Wald. Mehr wusste ich nicht. Ich war im Wald, wurde verfolgt und meine Freunde waren weg. Ich versuchte zu laufen, aber vor mir erschienen weitere Männer. Einer davon begann zu lachen. Ich kannte dieses Lachen. "Das ist dein Untergang", sagte er. Ich kannte diese Stimme. Mir fiel nicht ein, von wem es war. Mir lag der Name auf der Zunge. Drei vermummte Personen wurden auf den Platz gebracht. Es waren meine Freunde. Ich keuchte auf. Wenigstens hatten sie Leod nicht gefunden. Drei der Männer traten vor. Sie hoben ihre Schwerter. "Nein", sagte ich. "Los!" sagte die Stimme. Die Stimme... Wenigstens war Leod im Sicherheit. Leod...

Ich wurde aus dem Schlaf gerissen. "Alles okay?", fragte Leod. "Ja.. ja", murmelte ich. Ich war eingeschlafen. Eigentlich wollten wir nur eine kurze Pause machen, aber ich war eingeschlafen. Ich schüttelte den Kopf. "Wo.. wo sind Kali und Damion?", fragte ich, als ich sie nicht entdecken konnte. "Sie suchen uns etwas zu essen. Wir haben beschlossen, dass wir hier bleiben, über die Nacht. Ich sollte auf dich aufpassen" "Ich brauch keinen Aufpasser, aber danke", sagte ich und stand auf "Ich gehe mal kurz was trinken. Ich bin durstig" Ich stapfte los. Wo war noch einmal der Bach gewesen? Plötzlich hörte ich Stimmen. Es waren Kali und Damion. "Ist doch egal", sagte er "ist nicht wichtig." "Doch", antwortete Kali "Dir ist es offenbar wichtig" "Es bringt aber nichts!", sagte er "Es wird nie was bringen. Ich kann das nicht mehr." "Wenn du mir nicht einmal sagst, um was es geht? Natürlich kann ich dir dann nicht helfen" "Ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr. Ich schaffe das nicht. Ich..." Er begann zu schluchzen. Ich trat zu ihnen. "Was ist denn los?", fragte ich "Was ist passiert?" Damion wischte sich schnell die Tränen weg. "Nichts" sagte er und stand auf "Ich geh mal zurück" Ich schaute ihm verwundert nach. Was hatte ich denn getan. "Was ist denn los?", fragte ich noch einmal. "Ich weiß es nicht", seufzte Kali "Aber es ist etwas, was ihm sehr am Herzen liegt, du kennst Damion. Er weint nicht so schnell" "Warum war er so abweisend zu mir?" "Ich weiß es nicht. Ich hab es nicht aus ihm heraus bekommen", Kali seufzte noch einmal "Komm, gehen wir auch zurück. Wir werden es schon noch herausfinden"

Gohrein - on HoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt