Kapitel 40

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Wir standen jetzt vor der Stadtmauer. Der Eingang war zirka hundert Meter von uns entfernt, rund um ihm herum standen lauter Magier, die alle nicht gerade sehr freundlich drein schauten. "Warte.", sagte ich "Hm?" "Sollten wir uns nicht tarnen? Die erkennen uns doch..." Damion grinste mich an: "Keine Sorge, ich hab da was" Damion suchte in seinem mitgebrachten Fell-Sackerl und reichte mir dann einem grauen Umhang mit Kapuze. "Zieh das an. Und gib das auf deinem Kopf" "Meinst du die Kapuze?" "Was?" "Egal..." Ich zog den Umgang an. Damion selbst zog sich einen Braunen an. "Verändert uns das so extrem?", fragte ich misstrauisch. Er zuckte mit den Schultern "Wahrscheinlich." Wir gingen los. Irgendwie hatte ich ein seltsames Gefühl dabei, aber es war für Adrian. Ich musste es tun.

Als wir bei dem Tor angekommen waren rief einer der Magier: "Ihr Beiden! Wer seid ihr?" Irgendwie hatte ich mit der Frage nicht gerechnet. Ich blinzelte ein paar mal. Wer waren wir? Was hätten wir sagen sollen? Ich war total unvorbereitet. Oh nein. Sie würden es erkennen. Ich meinte wer kennt seinen Namen nicht? "Wir sind Aneria Ganner und Marondo Ganner", rettete uns Damion. "Was sind das für seltsame Namen?", fragte ich ihn in Gedanken. "Du bist im improvisieren nicht gerade besser...." "Ja okay. Aber warum heißen wir im Nachnamen gleich. Man sieht das wir nicht Bruder und Schwester sind und wir sind viel zu jung um verheiratet zu sein." "Naja viel zu jung... Ich meine mit siebzehn sind die meisten schon verheiratet... und mit neunzehn haben sie dann schon Kinder" Ich sah ihn entgeistert an "Kinder?! Mit neunzehn???" "Okay..." sagte der Magier "Was wollen Sie in Minare? Brauchen Sie einem Unterschlupf für die Nacht, oder wollen Sie hier arbeiten? Was suchen Sie in der Stadt?" "Nur einen Unterschlupf für ein paar Tage. Weniger als eine Woche. Wir sind Wanderer und schlagen immer auf dem Boden. Dann haben wir die Stadt gesehen. Ein Bett ist uns eine Willkommene Abwechslung", meinte Damion gelassen. Damion konnte echt gut lügen. Naja. Das meiste davon war zwar auch die Wahrheit aber genau das machte die Lüge auch so gut. Man musste immer so nah an der Wahrheit wie möglich bleiben
"Aneria und Marondo Ganner?" "Ja." "Gut. Kommt rein." Der Mann ging zum Tor und öffnete es uns. Damion und ich traten ein. Langsam legte sich meine Angst wieder. Mir war trotzdem nicht ganz wohl zumute, es stand schließlich das Leben einer meiner Freunde auf dem Spiel.

Ich öffnete die Tür zum Gasthaus. Innen war es relativ laut und es stank nach stark alkoholisierten und ungewaschenen Leuten. Das Haus wat schlich eingerichtet, aber es gab eine Bar. Die Gäste hatten alle eindeutig zu viel getrunken und sie flirteten und knutschten so viel rum wie sie konnten. Die meisten bekamen unsere Anwesenheit gar nicht mit, als wir zur Bar gingen. Der Wier, er hatte grau-braune, verfilzte Haare und einen fertigen Bart, sah mich am Anfang auch nicht, aber dann schaute er mich misstrauisch an. "Was brauchst du", fragte er in einem unfreundlichen Ton. "Wir benötigen ein Zimmer. Für eine Woche" "Gut. Das macht dann zwei Goldstücke pro Person. Bezahlung jetzt gleich." "Okay" Ich suchte in dem improvisierten Sackerl nach den Goldstücken. Dann reichte ich sie dem Wirt. Er suchte auf der Schlüssel-Wand die hinter ihm war nach einem Schlüssel. Dann gab er ihn mir. Doch als ich ihn nehmen wollte, packte mich der Wirt am Arm und zog mich zu sich. Dann lächelte er mich anzüglich an. "Wir könnten das... ja auch anders lösen." "Ähh... ja. Nein." "Hundertprozentiges Nein?" "Ja." Er zog mich noch näher "Ach komm schon Schätzchen. Die Übernachtung wäre dann gratis." Ich schlug ihm mir der anderen Hand auf die Nase. "Ich würde nie mir einem Typen wie dir ins Bett gehen! Außerdem könntest du es sowieso vergessen, denn mein Mann steht dort drüben!" Ich hatte in dem Moment einfach nicht gewusst was ich sonst sagen hätte sollen. Der Typ hätte nie aufgegeben, aber Damion war ein vernichzendes Argument. Er war ja nicht nur klug und nett sondern auch ungeheuer stark. Das er genug Muskeln hatte konnte man ja gar nicht übersehen. Damion kam herüber. "Was ist denn hier los" "Nichts.", antwortete ich und nahm den Schlüssel. Danach suchte ich unser Zimmer.

"Ein Doppelbett?!", fragte ich verwirrt. Ich dachte ich hätte endlich Platz für mich.... Eigentlich bewegte ich mich ja relativ stark im Schlaf "Du hast doch vorhin gesagt, dass wir verheiratet sind.... da is es ja kein wunder. Außerdem haben wir schon oft neben einander geschlafen...", antwortete Damion. Ich wurde rot "Du.... Das hast du gehört", fragte ich. "Ja, schon" Damion grinste. Ich wurde doch röter "Das... das war... Er hat..." "Ich weiß das. Alles ist gut. Konzentrieren wir uns lieber auf das wichtige." Ich legte die Sachen auf das Bett. "Ja. Wir brauchen die Kräuter. Wie bekommen wir die?" "Ich hab keine Ahnung. Ich glaub wir müssen stehlen" Er hatte recht. Anders würden wir an das Heilmittel nicht ran kommen. Aber war stehlen wirklich das richtige? Ich meine das gehört ja jemand anderen. Auch wen dieser andere genug davon hatte und wir zu wenig... Ich schüttelteden Kopf. Nicht denken. "Ich würde einmal sagen, dass wir den Kräutergarten einmal aufsuchen.... Vielleicht finde ich es ja."

Kurz darauf gingen wir zum Kräutergarten. Ich öffnete die schwere Holz Tür des Ladens und trat ein. Die Holzdielen unter mir knarrten zwar, aber es war eines der schönsten Häuser, die ich in Gohrein je gesehen hatte. Was ja eigentlich auch kein Wunder war, denn bis jetzt war ich nur ich Städten gewesen, die keine Anhänger Gortovs waren. Und Gortov nahm dieses alles weg und schenkte es den ohnehin schon reichen Anhängern. Was die nicht Anhänger sicher wieder veranlasste keine Anhänger von ihm zu sein... Okay egal. Ich musste mich konzentrieren. Im Moment war keiner da. "Gehen wir mal in dem Garten. Vielleicht können wir jetzt schon etwas mitnehmen", meinte Damion in meinen Gedanken. Ich nickte den Kopf und wir schlichen uns hinein. Wow. Alles war total voll mit Kräutern. Soweit ich sehen konnte: Kräuter, Kräuter und noch mehr Kräuter. Ich fuhr mit meiner Hand wieder über alle Kräuter, aber ich fand nichts. Das musste bei meinem Glück auch so sein... Als ich nach gefühlten Ewigkeiten, bei einem Einbruch wohl relativ verständlich, fand ich es: Es war das letzte Kraut gewesen. "Das ist es.", sagte ich zu Damion. Ich wartete einen Moment dann fragte ich unsucher: "Kannst du das nicht machen? Ich weiß ja das wir es machen müssen, aber ich fühl mich nicht wohl bei der Sache..." "Okay. Geh du schon einmal hinaus und lenkt den Besitzer ab, wenn er kommt." Ich nickte wieder und verließ den Raum. Zirka zwei Sekunden später, betrat der Besitzer das Haus. Ich wusste sofort, dass er es war, warum genau wusste ich auch nicht, aber ich wusste es. "Hallo?", fragte er "Hallo..." "Ah! Ich weiß weswegen du da bist! Du möchtest dich bewerben!" "Bewerben?" "Warte ich hol gleich die Unterlagen" "Nein! Nicht! Passt schon!" Doch es war zu spät. Er betrat den Raum, in Damion gerade versuchte das Kraut zu stehlen. Ich folgte ihm. "He! Was machst du hier?", fragte der Mann Damion. "Ich wollte mit nur die Kräuter ansehen..." "Die Kräuter sind nur für Angestellte und für mich zugänglich!" Damion wusste nicht was er jetzt sagen sollte. Ich sagte ihm in Gedanken: "Er sucht offenbar Angestellte... Er hat gesagt das ich deshalb da bin..." "Äh ja... Darum bin ich ja eigentlich da... Ich wollte mich bewerben.", sagte er schließlich. "Nein." "Nein?" "Nein." "Was Nein?" "Nein. Du bist nicht angenommen." "Warum denn nicht...?" "Ich brauch keine Jungs hier. Nur Mädchen" "Also wenn ich ein Mädchen wäre...?" "Vielleicht. Ich weiß nicht wie du als Mädchen aussehen würdest. Ich meine als Bursche bist du ja ganz nett... aber als Mädchen... Tut ja jetzt auch nichts zur Sache. Verschwinde von hier!" Er ging nach hinten, holte etwas, ging wieder an Damion vorbei und gab mir eine Art Zettel. Es war wie ein Vertrag. "Hier. Bitte ausfüllen. Ich sah dir dann morgen Bescheid. Aber ich glaub du solltest es schaffen." Er betrachtete mich ganz genau. "Ja. Sollte so sein." Er verließ den Raum und rief noch: "Legs dann auf den Tisch!", dann verschwand er. Ich sah Damion zweifelnd und flehend an, aber ich wusste das ich keinen Ausweg vor diesem Typen hatte. So eine Art Mensch kannte ich schon. Ich hatte es fünfzehn Jahre ausgehalten. Ich konnte es jetzt auch für eine Woche schaffen. Ich sah mir den Vertrag an und atmete tief durch. Na toll. Die erste Frage war: Brustgröße? Okay... ich würde es schaffen. Ich füllte alles aus und stockte. Moment. Warum konnte er schreiben? Warum konnte er lesen. Damion schien mein Blick aufzufallen und sagte: "Die besonders Reichen Familien. Können lesen und schreiben. Bücher gibt es trotzdem keine. Das ist nur für diese Zwecke geeignet." "Kannst du lesen?" Er antwortete mir nicht, sondern starrte nur gerade aus. Irgendwann sagte er: "Ja, ich kann lesen." "Warum? Ich dachte du kommst von einer armen Familie?" "Ja... egal... komm leg das hin wir sollten wieder gehen" ich nickte und legte den wohl improvisierten Zettel auf den Tisch. Was verheimlichte Damion mir?

Gohrein - on HoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt