Kapitel 6

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Lia's POV ~
Justin saß neben mir und ich konnte spüren wie angespannt er war. Ich wusste nicht wie ich anfangen sollte, ich hatte ihm 5 Monate lange seine eigene Tochter verschwiegen und ihm auch kein Wort von der Schwangerschaft erzählt.„Also Justin....", sagte ich und sah kurz zu ihm auf. Sein blick wanderte in meine Richtung, was mich noch mehr verunsicherte. Ich konnte spüren wie er mich weiterhin ansah. Ich hielt meinen Blick gesenkt und konnte hören wie Hailey auf Sarahs Schoß irgendwas brabbelte.„Lia, also ich habe jetzt auch nicht ewig Zeit, was ist los mit dir? Wer ist die Kleine?"„Deine Tochter", sagte ich so schnell und leise, dass ich es selbst kaum noch hören konnte.„Wie bitte?", fragte Justin in ruhigem Ton. Ich hatte Hoffnung, dass er es scheinbar doch ganz ruhig aufnehmen würde.„Sie ist deine Tochter Justin", sagte ich nun viel gefasster als eben.Justin stand vom Sofa auf und lief hin und her. Er sagte gar ein paar Minuten lang gar nichts. Ich blickte zu Sarah, die mich nur verunsichert ansah.„Du willst mir also sagen, dass die Kleine meine Tochter ist?", fragte Justin und blieb endlich mal stehen.„Ja, sie heißt Hailey und ist jetzt 5 Monate alt", sagte ich und versuchte Blickkontakt mit Justin aufzubauen. Er hingegen wich meinen Blicken stets aus.„Lia, ist das dein verdammter Ernst? Du hast all die Monate kein Wort gesagt? Warum hast du mir nicht gesagt, dass du schwanger warst?! Was ist denn nur los mit dir? Du hast unsere gemeinsame Tochter von mir fern gehalten und das ganze 5 Monate lang?!", sagte er wütend und fuhr sich mit seiner rechten Hand durch seine Haare.„Justin, ich wollte dein Leben nicht zerstören, verstehst du? Du wolltest auf Tour gehen und das mit uns ist doch auch daran kaputt gegangen. Ich habe dir nur deshalb nichts von der Schwangerschaft erzählt", sagte ich, um mich zu verteidigen.„Du wolltest mein Leben nicht zerstören? Das hast du schon getan, indem du mir die ersten 5 Monate mit meiner Tochter genommen hast. Denkst du wirklich, ich hätte dich mit der Schwangerschaft alleine gelassen?! Du solltest mich wirklich besser kennen, Lia", sagte Justin immer noch total wütend und aufgebracht.Hailey fing an zu schluchzen, woraufhin Sarah mit ihr das Wohnzimmer verließ. Sie musste ja auch nicht jetzt schon den Streit zwischen Justin und mir mitbekommen. Justins Blicke verfolgten die Beiden, bis Sarah die Wohnzimmertüre hinter sich zumachte.Ich stand vom Sofa auf und schluckte den Kloß runter, der sich in meinem Hals befand. Ich durfte jetzt auf keinen Fall anfangen zu weinen.„Wann hattest du vor mir das zu sagen? Hättest du es mir überhaupt gesagt, wenn ich dich nicht heute mit unserer Tochter gesehen hätte?", fragte er und seine Stimme klang nun eher enttäuscht.„Justin, du musst mir glauben, ich hätte es dir gesagt, ich wusste nur nicht, wann. Ich war doch auch total überfordert mit der ganzen Situation. Ich hatte auch nicht vor mit 20 schon ein Kind zu bekommen", sagte ich und ging auf Justin zu.„Lia, sie ist unsere gemeinsame Tochter und du weißt ich habe dich geliebt, ich hätte dich niemals damit alleine gelassen, hättest du mir davon erzählt. Denkst du, ich wollte mit 22 ein Kind? Aber wenn du es mir gesagt hättest, dann wäre ich dazu gestanden ", sagte er und starrte auf den Boden.Ich ging auf ihn zu und wollte seine Hände nehmen, ich wollte ihm einfach nahe sein.„Lass das, Lia", sagte er und drehte sich mit dem Rücken zu mir. Ich konnte spüren, wie mir eine Träne die Wange hinunter lief. Ich versuchte, die weiteren Tränen zurückzuhalten.„Es tut mir leid, Justin", schluchzte ich und in dem Moment drehte Justin sich wieder zu mir um.„Ja, das sollte es auch. Ryan hat euch Beide auch schon gesehen, er hat mir davon erzählt, dass er dich mit einem Kinderwagen gesehen hatte. Als ich dich dann heute Morgen auch noch mit der Kleinen gesehen hatte, war mir schon klar, dass du nicht nur auf sie aufpasst. Ich hatte schon die Vermutung, dass du einen anderen hast und mit ihm direkt eine Familie gegründet hast, aber dass du mir unsere Tochter vorenthalten hast, enttäuscht mich fast noch mehr. Du warst diejenige, die immer zu mir gesagt hat, was für ein toller Vater ich doch mal werde. Und jetzt Lia? Denkst du ich hätte dich alleine gelassen?" Justin schüttelte den Kopf und konnte mir immer noch nicht in die Augen sehen. Ich konnte nicht mehr. Die Tränen bahnten sich nun ihren Weg meine Wange hinunter. Ich hatte wirklich alles kaputt gemacht. Vielleicht wäre damals wirklich alles anders gelaufen, hätte ich Justin erzählt, dass ich schwanger war.„Du verstehst das einfach nicht", erwiderte ich wütend.„Ich verstehe das sehr wohl, Lia. Du warst selbstsüchtig und hast unsere Tochter für dich selbst behalten. Und wieso? Du entschuldigst dich ständig bei mir. Du sagst mir schon seit etwa einer halben Stunde, wie leid es dir tut. Aber weißt du was? Mir tut es leid. Du hattest solche Angst vor mir, dass du mir meine verdammte Tochter verheimlicht hast. Hast du bei der ganzen Sache auch nur einmal an mich gedacht? Hast du nicht daran gedacht, was für einen Schaden du da anrichtest?!", rief Justin und ballte die Fäuste.„Das war unser Problem, Justin. Du schiebst alles auf mich!"„Weil es deine Schuld ist, Lia. Duhast mir meine Tochter verschwiegen und du wusstest genau, dass ich immer für dich da war. Wie kannst du sagen, dass wir beide die Schuld für das Ganze tragen?"„Weil Hailey auch deine Tochter ist, Justin", gab ich zurück.„Ich wusste nicht, dass sie existiert!", sagte er und warf die Hände in die Luft. „Was hattest du erwartet, Lia? Dass ich dich nach unserer Trennung anrufe und mich erkundige, ob du schwanger bist? Wir tragen beide Verantwortung für unsere Tochter, aber als du sie mir verheimlicht hast, hast du mir die Chance genommen, Verantwortung für sie zu übernehmen."„Justin...", flüsterte ich eingeschüchtert.„Nein, Lia", erwiderte er. „Wann siehst du endlich mal ein, dass etwas zu einhundert Prozent deine Schuld ist?"Ich schwieg. Meine Kehle war ausgetrocknet und mein Kopf fühlte sich leer an. Ich wollte etwas sagen, aber die Worte schafften es nicht bis zu meinem Mund. Ich sah Justin nur an und er sah mich an. Nicht, wie er es früher getan hatte. Nein, dieser Blick war anders. Er verachtete mich. Er hasste mich.Er fuhr sich durch die Haare. „Ich denke, es ist besser, wenn ich gehe."Ich nickte und folgte ihm zur Tür. Er legte seine zitternde Hand auf die Türklinke, doch drehte sich zu mir um.„Falls du irgendwas für Hailey brauchst, sag mir Bescheid. Dann überweise ich dir Geld, oder so... Immerhin ist sie ja auch meine Tochter", sagte er.„Und was ist mit uns?"„Ich denke, wir sollten uns eine Weile voneinander fernhalten."Seine Worte versetzten mir einen Stich ins Herz. Noch nie in meinem Leben hatte mich etwas so sehr verletzt. Früher sah er mich mit seinen warmen, braunen Augen an, als wäre ich die einzige Person auf der Welt. Und jetzt lag eine gewisse Kälte in seinen Augen. Sein Blick war eiskalt und er sah mich damit an. Er war gezwungen, sich weiter mit mir abzugeben, aber das tat er nur wegen Hailey. Und ich fürchtete, dass er mich genauso ansehen würde, wenn wir uns irgendwann wiedersehen würden.Er sah zu Boden und öffnete die Tür. Dann ließ er mich im Hausflur zurück.

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