Kapitel 65

1.3K 46 1
                                    

Lia's POV ~

"Liebling, es wird Zeit aufzustehen", weckte Justin mich und als ich auf die Uhr sah, zeigte sie 11 Uhr an.
"Oh Gott, habe ich jetzt wirklich so lange geschlafen?", säuselte ich.
"Das hat doch bestimmt gut getan, oder?" Er küsste meine Schläfe und strich mir durch mein Haar.
Als ich meine verschlafenen Augen ganz öffnete, sah ich in Justins braune Augen, die schon hellwach aussahen.
"Du bist schon gerichtet?", fragte ich verwundert.
Justin kniete neben meinem Bett und rieb mir mit der Hand über den Rücken.
"So könntest du mich jeden Morgen wecken", murmelte ich. Justin setzte sich an die Bettkante und massierte meinen Rücken noch eine Weile. Meine Muskeln entspannten sich und ich musste aufpassen, nicht wieder einzuschlafen.
"Jetzt musst du aber wirklich aufstehen, wir haben heute noch was vor", sagte Justin und verteilte sanfte Küsse auf meinem Rücken.
"Was machen wir denn?", fragte ich neugierig und drehte mich auf den Rücken. Justin lehnte über mir und stützte sich mit den Ellenbogen links und rechts von meinem Körper ab.
"Wir fahren in den Riisitunturi National Park", sagte Justin und legte seine Lippen auf meine.
"Ich habe schon unseren Leihwagen abgeholt und uns etwas zu Essen hergerichtet", sagte er zwischen den Küssen. Ich sah ihn verwundert an.
"So fleißig schon am frühen Morgen, kennt man gar nicht von dir", sagte ich lachend.
"Los raus jetzt, wir müssen eine Stunde fahren, bis wir dort sind", sagte Justin und zog mir die Decke weg.

Gedrängt von Justin beeilte ich mich mit richten und eine halbe Stunde später saßen wir schon im Auto auf dem Weg zum National Park. In meinen pastell rosanen Rucksack hatte ich das Essen gepackt, da Justin meinte eine Handtasche wäre bei dieser Aktivität definitiv fehl am Platz.
Ich hatte mich so warm angezogen wie es mir nur irgendwie möglich war. Ausgestattet mit meiner schwarzen Winterjacke, mit fellbesetzter Kapuze, Handschuhen, Mütze, einem meterlangen Schal und meinen Ugg Boots war ich bereit für den heutigen Tag.
Auf dem Weg zum National Park wurde es immer mehr Schnee und die Straßen waren ebenfalls mit einem weißen Belag besetzt. Ich überließ das Fahren mit Freuden Justin. Bei Schneefall musste man nicht lange mit mir streiten, um fahren zu dürfen. Ich liebte Schnee so sehr, aber auf Auto fahren kann ich da wirklich verzichten, vor allem mit einem Auto, das ich nicht kannte.
"Oh mein Gott, die Backstreet Boys", kreischte ich und drehte den Radio etwas lauter.
"Everybody, yeah. Rock your body, yeah. Everybody, rock your body right. Backstreet's back alright!", sang ich lautstark mit. Justin lachte mich nur aus. "Ich weiß, dass ich kein Gesangstalent bin", sagte ich verlegen.
"Das stimmt doch gar nicht, Baby. Deine Stimme ist echt was ganz besonderes."
"Haha, sehr lustig. Meine Stimme ist besonders ohrenbetäubend und grausam, mehr aber auch nicht."
"Und warum singst du dann trotzdem?", scherzte er.
"Weil es Spaß macht, außerdem muss man bei den Backstreet Boys einfach mitsingen. Wenn Sarah und ich immer zusammen rumgefahren sind, haben wir immer das ganze Album durchgehört und beide mitgesungen", sagte ich und musste bei den Erinnerungen an die guten alten Zeiten schmunzeln.
"Da saß wahrscheinlich auch niemand mit musikalischem Gehör mit im Auto, oder?", fragte er grinsend.
"Idiot", sagte ich lächeln und lehnte mich an der Kopfstütze an.
"Ich finde es ja süß, wenn du versuchst die Töne zu treffen, auch wenn es dann am Ende nicht klappt", sagte er und legte seine Hand auf meine, die ich auf meinem Oberschenkel liegen hatte. "Hast du auf deiner Playlist auch irgendwelche coolen Songs?"
"Also meinst du welche von dir?" Justin fing an zu lachen. "Ja, zum Beispiel." Ich nahm mein Handy und spielte 'Sorry' ab. "Na das ist doch schon viel besser", prahlte er. "Jetzt zeig mir doch nochmal wie schön du singen kannst." Ich schüttelte schnell den Kopf.
"Du lachst mich nur wieder aus!"
"Dann erzähl mir die Geschichte wie du dir den Zeh gebrochen hast, immerhin haben wir noch ein ganzes Stück vor uns", sagte er und streichelte meinen Handrücken.
"Oh nein!"
"Komm schon! So peinlich kann es doch gar nicht sein." Justin piekste mir mit dem Finger in die Seite.
"Ich mache das so lange, bis du mir die Geschichte erzählst", sagte er und sah zu mir rüber, während er immer noch meine Seite mit seinem Finger bearbeitete.
"Konzentrier dich lieber auf die Straße!" Ich drehte seinen Kopf wieder in Richtung Straße, er hörte jedoch nicht auf mich zu pieksen.
"Ich bin gegen einen Stuhl gelaufen, dabei hab ich mir den Zeh gebrochen. Ich konnte ihn nicht mehr bewegen und anstatt zu meinen Eltern zu gehen, habe ich mich auf der Toilette eingeschlossen und geheult." Justin brach in schallendes Gelächter aus.
"Wie geil ist das denn! Du hast dich auf der Toilette eingeschlossen?!"
"Ja, total bescheuert eigentlich." Ich musste nun selbst anfangen zu lachen. Als Kind tut man eben manchmal Dinge, über die man wenn man erwachsen ist, nur lachen kann. Aber gerade diese Erinnerungen machen das ganze Leben doch zu etwas Besonderem.
"Süß, Lia. Du scheinst ja ganz schön tapfer gewesen zu sein als kleines Mädchen. Ich wäre wahrscheinlich sofort zu meiner Mutter gerannt und hätte dort geheult", lachte er über sich selbst. Ich stieg in sein Gelächter mit ein und nach weiteren peinlichen Kindergeschichten liefen mir die Tränen vor Lachen.
"Wer hätte gedacht, dass es noch so viele Geschichten über dich gibt, die mir bisher unbekannt waren", sagte ich und versuchte mich wieder zu beruhigen.
"Solange dich Geschichten wie diese zum Lachen bringen, werde ich nie wieder damit aufhören, sie zu erzählen. Für mich gibt es nichts schöneres als dich glücklich zu machen und dein wunderschönes Lächeln zu sehen." In Momenten wie diesen würde ich meinen Freund am liebsten umspringen vor Freude. Ich lehnte mich zu ihm rüber und drückte ihm einen Kuss auf seine Wange.

Als wir endlich am National Park angekommen waren, sprang ich voller Vorfreude aus dem Auto. Mit meinen Boots war ich fast komplett im Schnee eingesunken.
"Bist du bereit? Wird eine etwas längere Wanderung", fragte Justin und hielt mir seine Hand entgegen. Lächeln nahm ich seine Hand und wir betraten den National Park. Wegweiser gaben die Richtung der Wanderwege an, die kein bisschen geräumt waren, was ich total toll fand. Es waren nicht viele Besucher da und diejenigen, die da waren, verteilten sich so gut, dass vor und hinter uns keine anderen Menschen zu sehen waren.
"Ist dir nicht kalt?", fragte ich Justin und blickte auf unsere verschränkten Hände. Er trug im Gegensatz zu mir keine Handschuhe.
"Liebling, ich halte einiges aus", versuchte er cool zu wirken.
Als wir schon eine ganze Weile unterwegs waren, hatten wir einen schönen Platz erreicht. Von hier aus konnte man auf ein Tal aus Tannenbäumen hinunter blicken. Sie waren alle schneeweiß und bogen sich durch die Last des Schnees in verschiedene Richtungen. Es sah unglaublich toll aus.
"Wow." Ich stand da und kam aus dem Schwärmen für diese wunderschöne Landschaft gar nicht mehr raus.
"Und kannst du noch?", fragte mich Justin.
"Ja klar, für wie unsportlich hältst du mich eigentlich?", sagte ich und gab ihm einen leichten Stoß gegen die Brust.
"Ich dachte nur, ich frage mal, gerade weil es dir in letzter Zeit so schlecht ging, auch wenn es wegen den Pillen war. Ich will nicht, dass du mir ohnmächtig wirst, also gib mir Bescheid wenn du eine Pause brauchst, Baby". Er legte seine Hände um meine Taille und küsste mich. Seine Lippen waren schön warm und unsere kalten Nasenspitzen berührten sich.
"Du hast ja total eisige Lippen", sagte Justin erschrocken.
"Dann tu doch was dagegen", sagte ich. Justin lächelte mich an und seine Augen glänzten. Erneut legte er seine warmen Lippen auf meine und ich leckte mit meiner Zunge vorsichtig über seine Unterlippe. Justin fing an zu lächeln und löste sich von meinen Lippen.
Er zog mich an meiner Hand weiter durch den tiefen Schnee.
"Wenn Hailey alt genug ist, müssen wir mit ihr unbedingt auch hier her. Sie wird den vielen Schnee lieben", sagte ich begeistert.
"Das können wir gerne tun, wenn dir das hier schon so gefällt, dann warte mal ab was noch kommt."

Wir hatten eine Stelle erreicht, an der nicht nur wir uns aufhielten. Viele Besucher standen in der Nähe einer hölzernen Hütte und starrten geradeaus in die weiße Ferne. Als wir die Besuchermenge erreicht hatten, sah ich endlich auch worauf sie starrten.
"Ist es das, was ich denke?", fragte ich Justin und rüttelte an seinem Oberarm.
"Ja, das sind Rentiere." Ich zog Justin am Ärmel, um näher heran zu kommen.
In greifbarer Nähe standen einige Rentiere.
"Das ist so toll", flüsterte ich und beobachtete die schönen Tiere.
"Freut mich, dass es dir gefällt."
"Sie sehen so lieb und süß aus." Ich kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Überwältigt von meinen Gefühlen fiel ich Justin um den Hals.
"Ich danke dir jetzt schon für diese tolle Erfahrung."
Er streichelte mir mit seiner Hand über den Kopf und ich kuschelte mich an seine Brust.
Nachdem wir uns die Rentiere noch eine Weile angesehen hatten, setzten wir uns in die Hütte um eine Kleinigkeit zu essen, bevor die Wanderung weiter ging.

Back TogetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt