Kapitel 51

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Lia's POV ~

Die Beschwerden wurden immer schlimmer, seit Tagen verspürte ich keine Besserung. Justin war die letzten Tage immer bei mir gewesen und hatte sich rund um die Uhr um Hailey gekümmert, sodass ich mich ausruhen konnte. Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen mich auszuruhen, während Justin den ganzen Haushalt machte. Man konnte ihm anmerken, dass er etwas überfordert war, aber er gab sein Bestes und das war wirklich süß.
"Baby, welches Putzmittel muss ich nochmal für die Fliesen im Badezimmer nehmen?", fragte Justin und stand mit zwei Putzmittelflaschen vor mir.
"Dieses", sagte ich und zeigte auf die Flasche in seiner rechten Hand.
"Ich weiß echt nicht wie du das alles immer so gut hinbekommst, Lia", sagte er verzweifelt und ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder.
"Ich finde, du machst dich ganz gut als Hausmann", sagte ich lächelnd und klopfte ihm sanft auf den Oberschenkel.
"Wie geht's dir heute?", fragte Justin und griff nach meiner Hand auf seinem Oberschenkel.
"Nicht gut". Ich zog mir meine Kuscheldecke über den Körper.
"Babe, du solltest wirklich einen Schwangerschaftstest machen. Dann wissen wir wenigstens, was Sache ist."
"Justin, ich kann nicht schwanger sein. Vor allem ging es mir als ich mit Hailey schwanger war nicht so mies."
"Ja, eine Schwangerschaft verläuft ja auch nicht immer gleich. Ich weiß ich habe keine Ahnung von sowas, aber ich habe die letzte Zeit wirklich viel darüber gelesen."
Justin stellte die Putzmittel auf den Tisch und nahm mich in den Arm.
"Lia, wenn du schwanger bist können wir es nicht ändern, also bringt es auch nichts den Test weiter rauszuziehen."
"Justin, du hast doch so schon kaum Zeit für uns, wie soll das denn werden, wenn nochmal ein Kind da ist?"
"Lia, wenn du schwanger wärst, würde ich keine Sekunde davon verpassen wollen. Ich habe schon bei Hailey alles verpasst, nochmal passiert mir das nicht", sagte er grinsend und streichelte über meinen Bauch.
Ich nahm seine Hand von meinem Bauch.
"Lass das bitte, Justin. Ich bin nicht schwanger, da bin ich mir sicher!"
"Was soll das? Weißt du was mit dir los ist und sagst es mir nur nicht? Sei bitte ehrlich zu mir." Sein Blick verfinsterte sich etwas.
"Nein, natürlich weiß ich es nicht!"
"Hast du deine Periode oder bist du schon überfällig?"
Mein Herz blieb fast stehen, als Justin mich auf das offensichtlichste hinwies. Ich hätte meine Periode wirklich schon lange bekommen sollen.
"Sie ist schon seit über einer Woche überfällig", flüsterte ich und spielte an meinen Fingern rum.
"Und dann bist du noch nicht auf die Idee gekommen einen Test zu machen? Ich kaufe dir auch einen, das ist alles kein Problem. Du musst aber auch mit mir sprechen." Ich schüttelte den Kopf.
"Ich gehe mir selber einen kaufen, wenn dann habe ich das Problem ja auch in mir." Ich stand vom Sofa auf und ging ins Badezimmer, um mich fertig zu machen.
"Lia, was redest du denn? Erstens ist das eine Angelegenheit, die uns beide betrifft und ein Kind ist doch kein 'Problem'. Es ist ein wunderschönes Geschenk, das sehe ich jeden Tag an Hailey", sagte er und folgte mir ins Badezimmer. Ich blieb so abrupt stehen, dass wir fast zusammenstießen.
"Es ist kein so schönes Geschenk mehr, wenn man alleine damit dasteht. Aber stimmt, das kannst du ja nicht wissen Justin!" Ich wendete mich von ihm ab, da ich wusste, dass ihn das verletzte.
"Was ist nur in dich gefahren? Deinen Stimmungsschwankungen zufolge könntest du wirklich schwanger sein! Du bist doch Schuld an alle dem was mit Hailey schief gelaufen ist. Hättest du mir damals gesagt, dass ich Vater werde, hätte ich mich die ganze Schwangerschaft um dich gekümmert. Ich hätte dich nicht schwanger sitzen gelassen und das weißt du ganz genau. Stell mich also bitte nicht immer wie den schlechtesten Freund auf dieser Erde dar." Ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören und irgendwie tat es mir sofort leid, was ich gesagt hatte. Ich konnte mich nicht zu ihm umdrehen, da ich wusste, ich könnte seinen verletzten Gesichtsausdruck nicht ertragen. Warum war ich überhaupt so eine Zicke?
Vielleicht war ich ja wirklich schwanger und meine Hormone spielten einfach verrückt.
"Es tut mir leid", flüsterte ich kaum hörbar.
"Du weißt genau, wie sehr mich sowas verletzt. Ich gebe mir alle Mühe Hailey und dir ein wunderschönes Leben zu bieten. Ich halte dir doch auch nicht jeden Tag vor wie scheiße es von dir war, mir meine Tochter vorzuenthalten. Du hast dich entschuldigt und ich bin froh, dass ich Hailey jetzt bei mir habe und das ist alles was zählen sollte."
Ich musste meine Tränen sehr stark zurückhalten. Es stimmte, alles was er da sagte. Ich hielt mich mit meiner linken Hand am Waschbecken fest, während ich die rechte Hand in die Hüfte gestemmt hatte, da mir schon wieder total schwindelig wurde. Ich konnte spüren, dass Justin ziemlich dicht hinter mir stand. Ich konnte seinen Atem deutlich hören und spüren.
"Kannst du vielleicht rausgehen, sodass ich mich fertig machen kann?"
Er stöhnte genervt. "Na, wenn du meinst", sagte er und schlug die Türe hinter sich zu. Ich wusste, dass er sich jetzt mehr von mir erwartet hatte, ich fand nur selber keine Worte für mein Verhalten.

Ich machte mich ohne Justin und Hailey auf den Weg in die Stadt. Mit einem komischen Gefühl betrat ich den Drogeriemarkt. Ich hatte eigentlich gehofft diese Abteilung nicht so schnell wieder betreten zu müssen. Ich nahm gleich zwei Tests mit, da man sich ja oft auf einen alleine nicht zu hundert Prozent verlassen konnte. Als ich sie an der Kasse auf das Band legte, belächelte mich die junge Verkäuferin etwas. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, ich wusste nur nicht woher. Als sie die Schwangerschaftstests über die Kasse zog, fing sie spöttisch an zu lachen.
"Hast es also geschafft ihm noch ein Kind unterzujubeln was?", äußerte die Verkäuferin ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich dachte, ich hätte nicht richtig gehört.
"Sag mal, geht's noch?! Was fällt dir eigentlich ein, so mit mir zu reden? Ich glaube nicht, dass dich mein Privatleben irgendwas angeht", sagte ich und versuchte ruhig und freundlich zu bleiben.
"Dein Leben interessiert mich auch nicht, aber das von Justin dafür umso mehr." Sie sah mich total eingebildet an und streckte mir fordernd die offene Hand entgegen. Ich legte ihr das Geld in die Hand und verschwand so schnell es ging aus dem Laden, sodass ich ihr fieses Grinsen nicht mehr länger ertragen musste. Zum Glück waren nicht alle Leute so wie sie und dachten so schlecht über mich. Ich machte mich schnell wieder auf den Weg nach Hause.

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