Kapitel 33

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Justin’s POV ~

Scheiße! Ich wollte doch nur die Wahrheit sagen, ich wollte Lia damit aber nicht so schrecklich verletzen.
„Habt ihr noch nie über das Thema Hochzeit geredet?“, fragte Beatrice gespielt schockiert.„Nein, haben wir nicht, zumindest nicht direkt.“ Ich hatte wirklich Mist gebaut. Vielleicht hätte ich vor meiner Familie einfach nicht so reagieren sollen. Lia hat wohl wirklich schon öfter über eine Hochzeit nachgedacht, sonst hätte sie jetzt wohl kaum so reagiert.
„Könnt ihr auf Hailey aufpassen, ich muss kurz nach Lia sehen“, sagte ich und entfernte mich von den Gästen. Vor unserer Haustüre sah ich Lia sitzen. Sie war zu einer kleinen Kugel zusammengerollt, hatte die Beine dicht an ihren Körper gezogen und schluchzte ganz schrecklich. Es tat mir so weh, zu sehen, dass meine Worte sie so verletzt hatten. Vorsichtig setzte ich mich neben sie.
„Lia, es tut mir so leid, ich wollte dich nicht verletzen“, sagte ich und versuchte meinen Arm um sie zu legen, sie wich jedoch aus.„Lass mich einfach alleine Justin, bitte“, sagte sie und brach wieder in Tränen aus.
„Hör mir bitte zu. Ich meinte das nicht böse, ich wollte nur die Wahrheit sagen. Ich muss mich wirklich erstmal an meine Vaterrolle gewöhnen, bevor ich dann dein Ehemann werde.“
Lia reagierte immer noch nicht auf meine Worte.
„Du willst mich nur vielleicht heiraten?“ Ihre Stimme klang verzweifelt.
„Du willst doch sicher auch, dass ich dir nur einen Antrag mache, wenn ich auch bereit dazu bin, oder? Du hast unsere Tochter zur Welt gebracht und musstest lange ohne mich klar kommen. Du bist daran gewachsen und bist deshalb vielleicht auch schon weiter als ich“, sagte ich und versuchte sie irgendwie zu beruhigen.
„Ja, scheinbar denke ich wirklich schon weiter als du“, sagte sie und wischte sich unsanft die Tränen mit ihrem Handrücken weg.
„Wir beide haben eine Tochter zusammen, die uns für immer miteinander verbinden wird, egal was passiert. Aber ich kann dir doch nicht versprechen, dass wir ganz sicher heiraten werden. Ich wünsche mir nichts mehr, als mit dir glücklich zu sein, aber im Moment bin ich einfach noch nicht so weit, du musst das verstehen.“
Ich versuchte Lia wieder in meine Arme zu ziehen, da ich sie einfach nur trösten wollte und wieder gut machen wollte, was ich getan hatte.
„Ist schon gut, Justin. Ich kann dich zu nichts zwingen, das du nicht willst. Was ändert eine Hochzeit schon? Vergessen wir das Thema einfach.“
Ich wusste genau, dass ich Lia richtig enttäuscht hatte. Sie war einfach noch nicht wirklich glücklich mit unserer jetzigen Situation. Ich war wahrscheinlich auch selbst schuldig daran. So wie ich sie kannte, dachte sie wahrscheinlich jeden Tag darüber nach, dass sie nicht gut genug für mich war und wir uns irgendwann wieder verlieren und sie mit Hailey alleine dastehen würde.
„Hör auf mich anzulügen. Deine Reaktion hat gezeigt, dass du dir nichts mehr wünscht, als mich zu heiraten. Für dich ändert eine Hochzeit sehr wohl etwas“, sagte ich und versuchte Blickkontakt mit ihr aufzubauen, dem sie jedoch ständig auswich.
„Ja, stimmt, du hast Recht. Für mich ändert eine Hochzeit sehr viel, aber für dich nicht und ich möchte auch nicht, dass du mir jetzt aus Mitleid einen Antrag machst. Es ist gut, dass wir das nun aus der Welt geschafft haben. Ich komme schon klar“, sagte sie. Sie klang so zerbrechlich und ich wusste, dass ich ihr wahrscheinlich das gesamte Weihnachtsfest versaut hatte und um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung wie ich das wieder gut machen sollte.  Lia stand auf und machte sich wieder etwas zurecht.
„Ich geh dann mal wieder rein, deine Familie hält mich jetzt wahrscheinlich sowieso schon für eine Irre nach diesem Abgang. Die denken wahrscheinlich, ich bin nur auf dein Geld aus.“
Ich packte Lia am Arm und zog sie nah zu mir.
„Niemand denkt das von dir“, sagte ich und sah in ihre rot unterlaufenen Augen. Ich hatte sie so sehr zum Weinen gebracht und das an Weihnachten. Das Essen mit der ganzen Familie hatten wir uns wohl beide etwas anders vorgestellt. Nachdem wir wieder im Haus waren, verschwand Lia erstmal im Badezimmer. Ich ging wieder zurück zu den anderen, die plötzlich verstummten als ich das Zimmer betrat.
„Ist wieder alles in Ordnung zwischen euch?“, fragte meine Mom und sah mich mit einem besorgten Blick an.
„Ich hoffe es“, sagte ich und setzte mich wieder auf meinen Platz.
„Wo ist Lia?“, fragte mich ihr Vater und sah mich etwas angsteinflößend an.
„Sie ist im Badezimmer“, antwortete ich ihm und konnte ihm ansehen, dass er mir wahrscheinlich am Liebsten den Kopf abgerissen hätte. Er stand wortlos auf, um nach seiner Tochter zu sehen.
„Ich werde Hailey mal ins Bett bringen, es ist schon spät“, sagte ich und nahm meine Tochter auf den Arm. Dies war die einzige Möglichkeit, der unbehaglichen Situation zu entkommen. Meine Mutter folgte mir und ich wusste genau, dass mir jetzt ein unangenehmes Gespräch bevorstehen würde. Auf dem Weg in Haileys Kinderzimmer hörte ich Lia, die sich mit ihrem Vater unterhielt. Ich blieb abrupt stehen und meine Mom blieb kopfschüttelnd neben mir stehen.
„Warum will Justin mich nicht heiraten, Dad?“ Lia hatte wieder angefangen zu weinen und brachte die Worte nur zögerlich über ihre Lippen.
„Lia, du bist eine wunderschöne Frau und ihr habt eine wunderschöne Tochter zusammen. Ich sehe doch, dass du ihm alles bedeutest, aber es ist nun mal so: Ihr Frauen seid einfach reifer als wir Männer.“
„Ich bin nicht schön, Dad. Was ist an mir bitte noch schön?! Mein ganzer Körper ist durch die Schwangerschaft nicht mehr das, was er mal war und Justin kann jede Frau haben, verstehst du? Er könnte eine viel schönere, schlankere und intelligentere Frau als mich haben und vielleicht will er sich deshalb auch nicht an mich binden. Was habe ich denn schon erreicht im Leben? Ich verdiene kein eigenes Geld und bin sozusagen von Justin abhängig.“ Ihre Worte brachen mir fast das Herz. Wie konnte sie nur so etwas von sich selbst denken?
„Was redest du denn da? Lia, ich bin wirklich sprachlos. Du bist eine tolle Mutter und seit du Hailey an deiner Seite hast, bist du noch viel schöner geworden. Du hast eine großartige Ausstrahlung und Justin kann sich nur glücklich schätzen, eine Frau wie dich an seiner Seite zu haben. Justin hat doch genug mit sich selbst zu tun, er braucht kein Victoria’s Secret Model, die nur ihre eigene Karriere im Kopf hat. Dein Justin braucht eine standhafte Frau an seiner Seite, wie du es bist. Ich sage damit nicht, dass du deine eigenen Wünsche und deine Karriere zurückstecken sollst, aber du bist nicht weniger wert, nur weil du zu Hause bist und dich um eure Tochter kümmerst. Justin wird dich irgendwann heiraten, mach dir deswegen nicht so viele Gedanken. Gib deinem Liebsten einfach noch ein bisschen Zeit und vertraue ihm.“
Ich stand wie versteinert vor der Türe und war fasziniert von seinen Worten. Lias Dad hatte die Worte gefunden, die mir gefehlt hatten, um ihr zu zeigen wie wichtig sie mir war. Hoffentlich würde ich auch mal so ein guter Vater für meine Tochter sein. Meine Mom tippte mich an und ich verschwand mit Hailey und ihr im Kinderzimmer. Ich wollte nicht, dass Lia uns noch bemerkte, bei ihrem Vater war sie im Moment in guten Händen, er war ein sehr liebeswerter Mensch. 


Ich hoffe das neue Kapitel gefällt euch

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