Kapitel 32

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*Heiligabend*

Heute war es endlich soweit. Wir hatten nun den 24. Dezember und ich war schon seit 6 Uhr wach gewesen. Ich hatte Angst gehabt, nicht mit allem rechtzeitig fertig zu werden, deshalb wollte ich einfach früh genug wach sein. Hailey und Justin waren noch im Land der Träume, weshalb ich die Zeit gut nutzen wollte, denn sobald unsere Tochter wach wurde, war Schluss mit Ruhe. Ich fing an, alles aufzuräumen und noch Kleinigkeiten im Haus zu dekorieren. Das Haus zu Saugen würde ich auf später verschieben, ich wollte meine zwei Süßen ja nicht aufwecken.Bis Justin und Hailey aufwachten, hatte ich einiges erledigen können. Unter anderem hatte ich noch die letzten Geschenke für den Abend verpackt. Für Justin hatte ich nun auch endlich ein Geschenk gefunden. Ich hatte ihm ein Kissen mit einem Bild von Hailey und mir anfertigen lassen. Das konnte er dann immer mitnehmen, wenn er wieder auf Tour ging. Somit hatte er uns immer bei sich. Ich weiß, es ist irgendwie total einfallslos, aber ich hoffte Justin würde sich trotzdem darüber freuen.Der Tag verging wie im Flug und schon standen plötzlich die ersten Gäste vor der Türe.Justins Vater und seine Kinder trafen als Erstes ein. Als nächstes kamen dann meine Eltern. Es war so schön, sie wieder hier zu haben. Justin begrüßte meine Mutter mit einer herzlichen Umarmung. Er gab sich wirklich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass er immer noch ein bisschen sauer auf sie war. Wahrscheinlich tat er das auch nur mir zu Liebe, da immerhin Weihnachten war und wir die Feiertage einfach als Familie genießen wollten, ohne jegliche Streitereien. Als auch der Rest von Justins Verwandtschaft eingetroffen war, setzten sich alle an den Esstisch und waren total fixiert auf Hailey. Der Großteil der Leute sah unsere Tochter ja heute zum ersten Mal. Ich kümmerte mich währenddessen in der Küche um das Essen. Meine Mutter stand mir tatkräftig zur Seite. Es gab gefüllten Truthahn, dazu leckere Knödel und Sauerkraut. Für Hailey bereitete ich ihren Abendbrei vor und ein bisschen Kartoffelbrei, da sie diesen manchmal auch ganz gerne aß. Sie probiert auch ganz gerne mal neue Sachen aus, aber nur wenn sie wirklich gut gelaunt war. Sonst wurde sie schnell weinerlich und bockig, wenn man versuchte neue Sachen zu Essen auszuprobieren. Man hörte lautes Gelächter aus dem Esszimmer und es schien, als hätten alle richtig viel Spaß zusammen. Mir fiel ein riesen Stein vom Herzen, dass der Abend bis jetzt so gut verlief.Unter unserem Weihnachtsbaum lagen schon unzählige Geschenke, große und kleine. Sehr viele davon waren natürlich für Hailey.
„Wollen wir endlich die Geschenke auspacken?“, fragte Jazzy, Justins kleine Schwester, ganz aufgeregt.
„Wenn du das gerne möchtest“, sagte Justin und kam zu uns in die Küche, um uns zu holen.
„Für meine schöne Freundin liegen bestimmt auch ein paar Geschenke unter dem Baum“, sagte Justin und ging mit mir Hand in Hand ins Wohnzimmer. Jazzy und Jaxon hatten sich schon ungeduldig auf die Geschenke gestürzt. Ich holte mein Geschenk für Justin und überreichte es ihm. Er packte es aus, während ich ihn aufgeregt beobachtete. Es machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit.„Wow, das ist echt ein schönes Geschenk“, sagte er und kam zu mir und nahm mich fest in den Arm.
„Ich habe natürlich auch noch was für dich“, fügte Justin hinzu und löste sich aus der Umarmung um mir mein Geschenk zu bringen.Es waren zwei Geschenke. Ich machte das erste auf und es war eine wunderschöne Kette. Sie war in Herzform, in die der Name unserer Tochter und ihr Geburtsdatum eingraviert waren. Sie war wirklich unglaublich schön, mir kamen schon beinahe die Tränen.
„Sie ist wunderschön“, sagte ich und bedankte mich bei Justin.„Freut mich, wenn es dir so gut gefällt.“
„Jetzt mach schon das zweite Geschenk auf“, fügte Justin hinzu. Ich machte das andere Geschenk auf und es waren super schöne Timberlands drin. Ich wollte mir diese Schuhe schon so lange kaufen, jedoch waren sie mir immer viel zu teuer gewesen.
„Oh mein Gott, Justin, das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Du hättest mir eigentlich gar nichts schenken müssen“, sagte ich total überwältigt und küsste ihn.
„Du bist der Beste.“ 
„Wow, schau mal unsere Kleine hat auch ihr erstes Geschenk aufgemacht“, sagte mein Vater, der Hailey gerade dabei half, das Geschenkpapier zu entfernen. Ich war so stolz und glücklich. Genauso hatte ich mir Weihnachten vorgestellt. Nachdem alle ihre Geschenke ausgepackt hatten, war das Essen auch bereit. Justins Mom setzte Hailey in ihren Hochsitz, während meine Mutter und ich das Essen servierten. Wir unterhielten uns alle prächtig, bis auf Justins Tante. An sie kam ich irgendwie noch nicht so richtig ran. Ich gab mir an diesem Abend wirklich Mühe, mit allen Gästen, die da waren, so viel wie möglich zu sprechen, vor allem mit Justins Verwandtschaft. Justins Tante Beatrice war aber an einem Gespräch mit mir nicht sonderlich interessiert. Als plötzlich Stille eintrat, hatte Beatrice das Bedürfnis nun auch etwas beizutragen.
„Wie sieht es denn bei euch beiden aus? Habt ihr vor noch ein Kind zu bekommen oder seid ihr mit der Kleinen schon überfordert?“, fragte sie schnippisch. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was das werden sollte. Ich hatte ihr doch nichts getan und warum dachte nur jeder, wir wären überfordert? Wir waren zwar jung, konnten uns deshalb aber trotzdem gut um unsere Tochter kümmern. Ich sah zu Justin rüber, der schon begriffen hatte, dass er sich jetzt mit seiner Tante auseinandersetzen durfte.
„Wir sind nicht überfordert, aber natürlich ist es anstrengend. Ich denke, wir geben ganz gute Eltern ab. Um ehrlich zu sein, jetzt im Moment wäre mir ein zweites Kind wirklich zu viel. Ich habe ja auch noch einen Beruf, den ich ausüben muss, damit meine kleine Familie versorgt ist“, beendete Justin seinen Satz und nahm vorsichtig meine Hand unter dem Tisch.
„Was machst du denn so beruflich, Lia?“, fragte sie und ich wurde das Gefühl einfach nicht los, dass sie es gerade voll auf mich abgesehen hatte.
„Ich ehm…“, stotterte ich und wollte auf diese Frage eigentlich nicht antworten. Ich war momentan nur Mami von Beruf und ich schämte mich auch überhaupt nicht dafür, aber bei Beatrice hatte ich einfach das Gefühl, sie würde denken, ich nutzte Justin nur aus.
 „..ich bin nur Mutter von Beruf und das ist auch wirklich eine Vollzeitbeschäftigung. Die Kleine hält mich wirklich den ganzen Tag auf Trapp“, beendete ich meinen Satz und versuchte meine Scham zu verstecken. Justin drückte meine Hand etwas fester, um mir zu zeigen, dass alles in Ordnung war.
„Das heißt, finanziell bist du eigentlich von Justin abhängig, nervt dich das nicht?!“ Ich blickte um mich und alle starrten mich an. Die ganze Situation war mir total unangenehm.
„Beatrice, lass gut sein.“ Ich war Justin so dankbar, dass er mich verteidigt hatte.
„Wie sieht es mit heiraten aus? Immerhin habt ihr beiden euch ja jetzt wieder gefunden, habt sogar eine Tochter zusammen. Findest du nicht es wäre langsam Zeit für einen Heiratsantrag, Justin?“, fragte Beatrice weiter. Sie wollte einfach nicht aufhören, sich in unsere Beziehungsangelegenheiten einzumischen. Auf diese Antwort von Justin war ich aber wirklich gespannt.
„Es ist immer noch meine Sache, wann ich Lia einen Heiratsantrag mache. Ich meine, wir sind noch total jung und eben weil wir eine gemeinsame Tochter zusammen haben, sind wir ja sozusagen schon aneinander gebunden. Ich habe ihr bis jetzt noch keinen Heiratsantrag gemacht, weil ich einfach noch nicht bereit dazu bin. Ich musste mich jetzt erstmal damit abfinden, plötzlich Vater zu sein, das war nicht so leicht wie du denkst, Beatrice. Es kommt vielleicht irgendwann der Tag, an dem Lia und ich heiraten, dann wirst du auch sicherlich früh genug davon erfahren und jetzt könnten wir auch wirklich das Thema wechseln“, sagte Justin etwas gereizt. Ich wusste nicht, was ich von seiner Antwort halten sollte. „Es kommt VIELLEICHT irgendwann der Tag an dem wir heiraten.“ Vielleicht. Dieser Satz spielte sich in meinem Kopf immer wieder ab. Ich bemerkte, dass alle Augen auf mich gerichtet waren.
„Ich muss mal an die frische Luft“, sagte ich und verließ den Esstisch. Ich hatte mich in der Anwesenheit von Justins Tante so unwohl gefühlt und jetzt fiel Justin mir auch noch in den Rücken, indem er sagte, dass wir nur vielleicht heiraten würden. Für mich war eigentlich klar, dass wir auf jeden Fall heiraten würden. Natürlich nicht sofort, aber irgendwann ganz sicher. Justin fühlte sich also durch Hailey schon genug an mich gebunden. Es bildeten sich Tränen in meinen Augen und die kalte Luft der Nacht blies mir ins Gesicht. Ich setzte mich auf den Treppenabsatz vor unserer Haustüre und es verließen immer mehr Tränen meine Augen. 

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