Kapitel 66

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Lia's POV ~

"Es ist schon abartig kalt hier", sagte ich, als wir weiter durch die tiefe Schneedecke wanderten.
"Ich weiß, ich habe uns extra den kältesten Monat rausgesucht."
"Du bist total verrückt", sagte ich lachend.
"So hängst du wenigstens ständig an mir, weil dir kalt ist und du kuscheln willst", sagte er frech und legte seinen Arm um mich.
Ich legte meinen Arm um seine Hüfte und gemeinsam genossen wir die winterliche Landschaft. Es fing langsam schon an zu dämmern und Justin zog mich mit schnellen Schritten hinter sich her, da er mir etwas zeigen wollte.
"Ich will, dass du es von Anfang an sehen kannst!", sagte er freudig, während ich darum bemüht war, mit ihm Schritt zu halten.
Der Schnee fing in der Dämmerung noch heller an zu leuchten und zu funkeln. Es sah aus als wären kleine Diamanten darin verborgen. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, da ich bei Justin's schnellem Schrittempo aufpassen musste, nicht hinzufallen.
"Es fängt an", sagte Justin und blieb plötzlich stehen.
Ich folgte seinem Blick, der zum Himmel gerichtet war.
Grüne Lichtschleier bildeten sich am Himmel. Sie erschienen erst nur sehr blass und wurden dann immer stärker sichtbar.
"Ich habe noch nie Polarlichter in Wirklichkeit gesehen", staunte ich.
Das Naturspektakel breitete sich immer weiter aus. Die Lichterscheinungen hatten jetzt ein kräftig leuchtendes grün angenommen und erstreckten sich in wunderschönen Schleiern am Himmel.
"Ich habe auch noch nie welche gesehen", sagte Justin und legte seine Arme von hinten um mich. Ich zückte mein Handy, um das bewundernswerte Naturschauspiel festzuhalten.
"Sowas sieht man echt nicht alle Tage", schwärmte ich.
Ich war so froh diesen wunderschönen Moment mit Justin erleben zu dürfen. Mir froren zwar vom auf der Stelle stehen fast die Füße ein, aber das war es wert. Ich lehnte meinen Kopf an Justin's Brust an und seine Körperwärme übertrug sich auf mich.
"Es ist so schön ruhig hier. Ganz anders wie wenn man sonst mit dir draußen ist", sagte ich und bewunderte die grünen Lichter.
"Ja, das stimmt. Hier können wir einfach ungestört sein", flüsterte er.

Nachdem wir uns die Polarlichter noch eine Weile angesehen hatten, gingen wir auf dem Wanderpfad weiter in Richtung Ende. Einen ganzen Tag so extrem in der Kälte zu verbringen, war man wirklich nicht gewöhnt. Ich war kurz vor dem Ende wirklich total geschafft und dachte ich würde es nicht mehr bis zum Auto schaffen. Ich blieb kurz stehen, um durchatmen zu können. Meine Beine brannten und ich hätte mich selber wirklich nicht als so unsportlich eingestuft.
"Spring auf meinen Rücken, dann trage ich dich die restliche Strecke", bot Justin mir an.
"Das kann ich dir doch nicht antun."
"Komm hoch, bevor ich es mir doch noch anders überlege", sagte er und ging ein Stück in die Hocke, sodass ich besser aufsteigen konnte.
Mit einem Ruck positionierte Justin mich richtig auf seinem Rücken und hielt mich an der Unterseite meiner Oberschenkel fest. Ich klammerte mich fest um ihn, um nicht abzurutschen.
"Bin ich sicher nicht zu schwer für deinen Rücken?", fragte ich, um sicher zu gehen.
"Halt dich einfach fest, Äffchen."
Ich lächelte und ruhte mich auf seinem Rücken aus.

Als wir am Ausgang des National Parks angekommen waren, sprang ich von Justins Rücken ab. Wir setzten uns ins Auto und das erste, was ich tat, war die Sitzheizung einzuschalten. Ich sah aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehenden Bäume. Es fing leicht an zu schneien und die Schneeflocken wehten gegen mein Fenster. Während ich die Schönheit der kleinen Kristalle bewunderte, fielen mir die Augen zu.

"Schatz, wir sind da", wurde ich von einer Stimme geweckt und wach gerüttelt.
"Mein Po ist gerade so schön warm, ich will nicht aussteigen", jammerte ich. Ich versank schon wieder fast im Halbschlaf, als ich spürte wie zwei Arme mich aus dem Auto hoben.
Justin trug mich in unsere Hütte und setzte sich mit mir auf einen Sessel im Eingangsbereich. Er zog mir meine Boots aus, legte meinen Rucksack beiseite und trug mich ins Schlafzimmer. Vorsichtig legte er mich auf dem Bett ab.
"Ziehst du dir selber deine Schlafsachen an oder muss ich das auch noch machen?"
Meine Augen waren zu schwer, um sie zu öffnen, weshalb ich einfach irgendwo in Richtung Justins Stimme zeigte. Ich hörte ihn lachen und wenig später sank die Matratze neben mir ab.
"Wie unsere kleine Tochter", lachte Justin, während er mir aus meiner Jacke half.
Nachdem er mich und sich selbst fertig gemacht hatte, legte er sich zu mir und schon bald fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

Mitten in der Nacht wurde ich von ohrenbetäubenden Geräuschen aufgeweckt. Der Wind klopfte lautstark gegen die Fenster und der Schnee wirbelte wild durch die Luft. Ich krabbelte über Justin drüber um besser aus dem Fenster sehen zu können.
"Verdammt, Schatz! Was machst du denn?", fragte Justin genervt.
"Schau doch mal wie es draußen stürmt", jubelte ich und rüttelte an Justin's Arm.
"Lia, schlaf weiter und geh von mir runter. Du zerquetscht mein Bein."
Ich sprang über Justin aus dem Bett, um das Schneegewusel zu betrachten. Die Sicht war sehr eingeschränkt, sodass ich nichtmal mehr die Bäume um uns herum sehen konnte.
Ich tapste aus dem Zimmer und ging zur Haustüre. Ich zog mir Jacke und Schuhe an, nahm mir den Schlüssel und ging vor die Türe. Mir prallte eine Windstoß mit einer Ladung Schnee direkt ins Gesicht.
"Oh, es windet stärker als ich dachte", sagte ich zu mir selbst und bewegte mich ein Stück von der Haustüre weg.
Ich öffnete meine Arme und stellte mich dem Sturm. Es war so belebend, die Kälte und den Schnee zu spüren, die gegen meinen Körper wehten.
Plötzlich zog etwas hartes und spitzes scharf durch mein Gesicht. Ich hielt die Hände auf mein Gesicht, da es schmerzte.
"Scheiße!", fluchte ich und rannte schnell zurück ins Haus. Im Licht konnte ich dann sehen, dass ich Blut an den Händen hatte. Schnell rannte ich ins Badezimmer um nach meinem Gesicht zu sehen. Quer über mein Gesicht zogen sich kleine Kratzer. Auf meiner linken Wange war der Kratzer etwas tiefer und blutete. Justin würde mir den Kopf abreißen, wenn er das sehen würde.
Ich schrie so lange nach Justin, bis er verschlafen im Badezimmer stand.
"Willst du eine Expedition mitten in der Nacht starten oder warum bist du angezogen und schreist mich wach?"
Ich drehte mich zu ihm um und wartete seine Reaktion ab.
"Oh Gott, was hast du denn mit deinem Gesicht gemacht?", fragte er und war plötzlich hellwach.
"Ich war draußen und wollte mir nur den Schneesturm etwas ansehen. Dann ist mir ein Ast oder so ins Gesicht geflogen und es brennt ganz schön."
Justin schüttelte ungläubig den Kopf.
"Du erwartest jetzt ja hoffentlich nicht, dass ich irgendwas dazu sage."
Ich schüttelte den Kopf und machte ein Handtuch nass, um die Kratzer etwas zu säubern.
"Komm, ich helfe dir", sagte Justin und nahm mir das Handtuch weg.
Vor Schmerzen verzog ich das Gesicht, als er die Kratzer säuberte.
"Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, Liebling?", fragte er und klebte ein Pflaster auf den tieferen Kratzer.
"Gar nichts", gab ich wahrheitsgemäß zu.
"Das dachte ich mir schon", sagte er, musste dabei aber lächeln.
Ich war von meiner Aktion eben sehr müde geworden und legte mich mit Justin ins Bett. Mit dem Heulen des Windes fiel ich erneut in dieser Nacht in einen traumlosen Schlaf.

Hallo ihr Lieben, hier ist das neue Kapitel für euch 😙
Ich fühle mich leider nicht so gut, weil ich krank bin und deshalb ist das Kapitel wahrscheinlich auch nicht so gut geworden 🤒🤧 Ich hoffe aber, euch gefällt es trotzdem 😚💖

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