Part 3

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Wie verordnet, hole ich heute meine Schwester ab.
Sie bettelt, sodass wir mal wieder ins Café gehen. Heute setzten wir uns nach Draußen. Die Sonne scheint, es ist warm und einfach ein herrliches Sommerwetter.
Anton ist wohl schon gefühlte 10 mal an uns vorbei gelaufen, ohne unsere Bestellung aufzunehmen. Wenn er zu tun hätte, könnte ich es ja verstehen. Doch er geht an uns vorbei und beachtet uns nicht einmal.
Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, er übersieht uns nur. Selbst ein Blinder bekommt aber mit, dass er mich und meine Schwester gekonnt ignoriert.
Nachdem er wieder den Anschein macht, am Tisch vorbei zu gehen, ohne stehen zu bleiben, brülle ich ihm hinterher. "Hey Bedienung!"
Daraufhin stopt Anton und kommt schließlich zu unseren Tisch. Einfach weiter gehen konnte er nicht. Jeder im Café hätte dann mitbekommen, dass er seine Kundschaft vernachlässigt.

"Was kann es für euch sein?", fragt Anton uns monoton.
"Schön, dass wir auch mal bedient werden.", antworte ich stattdessen sarkastisch.
"Tut mir leid Prinzessin, aber es dreht sich nicht alles um dich!", lacht er und grinst mich dabei provokant an.
"Hahaha..", gebe ich von mir.
"Ich nehme einen Schokomuffin!", teilt Luisa ihm mit und unterbricht somit sein und mein Blickduell.
"Und die Prinzessin?", fragt er mich sichtlich amüsiert.
"Mangoslash und einen Cupcake.", sage ich kurz.
"Den selben wie gestern?", fragt er.
"Ehm..", überlege ich. Geduldig schaut er mich an. Ich stecke- wie kann es auch anders sein- in einer Entscheidungskrise.
"Cupcake des Tages?", hilft er mir auf die Sprünge.
"Was ist das für einer?", stelle ich ihm die Frage.
"Kannst du nicht lesen?", ebenso wie sein Tonfall ist auch seine Mimik deutlich herablassend.
"Ne, tut mir leid. Ich habe die selbe Hauptschule besucht wie du.", gebe ich von mir. Was denkt er, wer er ist. Spielt sich wie der Größte auf.
"Schade nur, dass du sie abgebrochen hast.", kontert er. Fuck. 1:0 für ihn. Eins muss ich sagen, er ist nicht schlecht. Ich aber auch nicht.
Meine Sis lacht im Hintergrund.
"Du kannst es mir auch einfach sagen.", sage ich spitz.
"Ok. Dann also den Cupcake des Tages.", beschließt er grinsend.
"Hey! Vielleicht mag ich den ja gar nicht!", protestierte ich.
"Lass dich überraschen.", sagt er und will gehen.
"Ist der Kunde nicht König?", stoppe ich ihn.
"Von einer Prinzessin zur Königin? So schnell geht das aber nicht!", empört sieht er zu mir und macht sich dann auf den Weg zum Tresen, ohne meine Frage zu beantworten.

Ein paar Minuten später erscheint Anton wieder. Auf dem Tablett: Luisa ihr Schokomuffin, mein Mangoslash und ein dunkler Cupcake mit weißer Haube.
"Bitte meine Hoheit.", scherzt Anton und salutiert vor mir.
"Was ist das nun für einer?", frage ich Augenbraun runzelnd
"Probiere, dann weißt du es.", sagt er.
Immer noch forschend schaue ich ihn an. Daraufhin spricht er "Es ist Bitterschokolade. Ich dachte, da du so mürrisch bist, passt dieser Cupcake zu dir.", grinst er er mich an.
"Ganz witzig!", gebe ich von mir.
"Guten Appetit!", sagt er überfreundlich und geht weg.
Ich nehme die Gabel in die Hand und mache eine Stück des Cupcakes drauf. Ich schaue es an und stecke es dann in den Mund.
Ein dunkler Boden. Im inneren ein weicher Kern aus Schokolade. Oben ein Topic aus weißer Creme und kleinen Schokoladenraspeln.
Die Gabel landet in meinem Mund und ich erleide einen Geschmacksorgasmus.
Die dunkle Schokolade vermischt mit einem Vollmilchkern. Dazu eine Haube aus Frischkäsecreme. Oh zum dahin schmelzen.
Dafür, dass der Cupcake angeblich bitter sein soll, merke ich nichts davon.


"Und wie hat er dir geschmeckt?", Anton kommt zum abkassieren und fragt mich freundlich nach seiner Empfehlung.
"Lob an den Bäcker!", sage ich. Ich kann ihn nicht leisen. Trotzdem bin ich ehrlich.
"Ich richte es aus!", grinst er mich an und ich frage mich, warum er plötzlich so nett ist.
Wir bezahlen beziehungsweise ich bezahle und dann gehen wir Heim.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt