Part 49

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"Das kann so nicht weiter gehen!" Ich war gerade damit beschäftigt das Geschirr in der Küche abzuwaschen, als Anton hinein kam. Die vergangen Tage bin ich ihm so gut wie es ging aus dem Weg gegangen. Was so viel heißt wie: Wir haben auf Arbeit geredet, aber jegliches Treffen außerhalb der Schicht, habe ich vermieden. Ich habe mich sogar nicht mehr von ihm fahren lassen.

"Ich weiß nicht was du meinst.", ich versuchte auf unschuldig zu machen.

"Und ob du es weißt!", es kommt mir so vor, als habe er so langsam genug.

"Anton, ich.."

"Nein! Du gehst mir aus dem Weg und ich weiß nicht warum.", er lässt mich gar nicht erst ausreden. Weil er direkt vor mir steht, bleibt mir nichts anderes übrig als ihn anzusehen.

"Es ist besser so." Leugnen bringt nichts, weshalb ich ihm einen Teil der Wahrheit erzähle.

"Victoria.."

"Nein, Anton. Lass gut sein.", ich stelle den letzten Teller in den Schrank und gehe aus der Küche. Ein schweigsamer Anton hinter bleibt. Ich wünschte, es wäre anders. Die vergangenen Tage nicht mit ihm zu verbringen, war ungewohnt und schmerzhaft. So sehr hab ich seine Präsenz als selbstverständlich genommen. Ich war nicht vollständig. Es fehlte was. Noch nicht einmal zum See konnte ich fahren. Es hat mich alles zu sehr an ihn erinnert. Die Wasserschlachten im See, Picknick auf dem Steg mit sämtlichen Leckereien, Sonne tanken auf der Wiese, lange Motorradfahrten oder die Abende, die wir teils schweigend, teils philosophierend unter dem Sternenhimmel zusammen verbracht haben. Dank ihm, habe ich mich freier gefühlt. Ich konnte Ich sein. Musste mich nicht verstellen, konnte sagen und machen, was ich wollte. Doch ich darf die Realität nicht aus dem Auge verlieren. Anton ist und bleibt der Freund meiner besten Freundin. So sehr es mich auch wieder strebt, ich darf das nie vergessen.

________

Ein nervtötendes Geräusch holt mich aus meinem Traum. Verschlafen stelle ich fest, dass es sich dabei um die Türklingel handelt. Irgendein Idiot klingelt Sturm. Mühsam schleppe mich von der Couch, auf der ich eingeschlafen zu sein bin, zur Tür. Wer kommt mich um.. ja wie spät ist es überhaupt..ein Blick auf die Wanduhr verrät mir, dass es kurz nach 3 ist. Wer klingelt um 3 Uhr morgens an meiner Tür? Wenn ich nicht so müde und genervt von dem Geräusch wäre, würde ich es ignorieren. Immerhin kann auch ein Psychopath in meiner Auffahrt stehen.
Ich schiebe den Vorhang des Fenster ein Stück zur Seite, damit ich sehen kann, wer da geklingelt hat. Draußen ist es leider zu dunkel um etwas zu erkennen. Die Straßenlaternen sind schon lange aus. Demnach ist nichts zu erkennen.

"Toriiii..Isch musch dieee wasch sagen..", ich will die Tür öffnen, da höre ich jemanden draußen meinen Namen rufen. Den Rest kann ich nicht richtig verstehen. Bevor Derjenige die ganze Nachbarschaft zusammen brüllt, unterbreche ich ihn lieber.

"To...ri!", ich wollte Anton hinein ziehen, doch er hat andere Pläne. Er zieht mich zu sich in die Auffahrt. Während er mich stürmisch umarmt, flüstert er mir ins Ohr.

"Ich ab dich...vermschht."

"Hast du getrunken?", ich fasse ihn an den Schultern, um ihm ins Gesicht gucken zu können. Es ist eine rhetorische Frage. Seine Fahne bestätigt mir meinen Verdacht.

"Ein bissssschen.." mit seinen Fingern versucht er die Menge darzustellen.

"Ich glaub ein großes bisschen.", so wütend ich auch bin, ein schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen.

"Ich finde..finde süsss, wenn du grinst.", obwohl er nuschelt, verstehe ich was er sagt und ich kann nicht verhindern, dass ich rot werde. Selbst im betrunken Zustand schafft er es mich verlegen zu machen.

"Los, komm rein!", ich nehme ihn an der Hand uns ziehe ihn ins Haus.

"Gefällt mir." Ein Blick über die Schulter verrät mir, dass ihm das hier sichtlich gefällt. Ich wette er hat meine Anweisung zweideutig genommen. Unmöglich der Junge.

Während ich ihm den Befehl gab, sich auf die Couch zu setzten, ging ich in die Küche Wasser holen.

"Ich hab dich vermisst..", ich kann nicht verhindern, dass ich bei seinen Worten zusammen schrecke.

"Anton!", beschwerte ich mich. Ich drehe mich zu ihm um und mein Atem bleibt noch einmal stehen. Anton steht direkt vor mir. Seine Arme lehnen jeweils links und rechts von mir und halten mich so zwischen ihm gefangen. Nur wenige Zentimetern trennen sein Gesicht von meinem. Unbewusst halte ich meinen Atem an. Mein Herz hämmert bei seiner Nähe wie verrückt.

"Was machst du nur mit mir?" Mittlerweile kann er wieder einigermaßen normal reden. Die Frage ist eher, was er mit mir macht. Wenn er vor mir steht, kann ich nicht vernünftig denken. Was red ich da, ich kann überhaupt nicht denken. Seine Präsenz benebelt meine Gedanken. Hüllt mich ein.

"Anton du bist betrunken.", ich versuche mich zu entwenden.

"Nein." Er folgt mir aus der Küche heraus in die Wohnstube.

"Wo warst du?" Es ist Samstag Abend. Demnach muss er auf einer Party gewesen sein. Es sei denn, er hat sich selber die Kante gegeben.

"Party." So wie er auf der Couch nach hinten gelehnt sitzt, dauert es nicht lange, bis er einschläft.

"Wie bist du her gekommen?" Er ist doch nicht selbst gefahren oder?

"Bin gefahren.", er klingt als wäre es selbstverständlich.

"Du? Bist du nicht mehr ganz bei Sinne? Weißt du was alles hätte passieren können? Was wenn du einen Unfall verursacht hättest?!" Ich kann nicht glauben, dass er das alles so locker nimmt. Er kann doch nicht mit Alkohol intus fahren. Allen Anschein hat er sich seine Gehirnzellen weg getrunken.

"Nicht so laut..", er fässt sich an den Kopf, was mich vermuten lässt, dass ihm schon der Kopf dröhnt.

"Du kannst von mir aus hier schlafen. Warte, ich bring dir Bettzeug runter." und schon verschwand ich nach oben um ihm die Sachen zu holen.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt