Part 34

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Anton hat gestern noch des öfteren versucht mich zu erreichen. Ich bin aber nicht ran gegangen. Als es mir zu viel wurde, habe ich mein Handy ausgeschaltet. Erst am Morgen habe ich es wieder angemacht.
Seine letzte Nachricht kam heute früh.
Auto oder darf ich mit dem Monster kommen? -Anton

Darüber musste ich schmunzeln.

Mit dem Helm in der Hand trat ich aus dem Haus.
Ich verabschiedete mich von meiner Familie. Sie stehen am Auto und verstauen ihr Gepäck. Es geht für sie nämlich in den Urlaub. Zusammen mit der Familie von Mamas Schwester verbringen sie die restlichen 3 Wochen an der Nordsee. Tante Emma und Onkel Jim haben dort ein Ferienhaus. Ich hätte auch mitkommen können, aber habe abgelehnt. Die beiden haben 3 Kindern, im Alter von 5 und zweimal 9. Mit meiner Sis zusammen machen die 4 nur Unsinn. Verständlich, dass ich da lieber Zuhause bleibe. Außerdem muss ich auch arbeiten.
Ich gab meiner Schwester einen Kuss auf die Stirn und umarmte meine Eltern.

"Pass auf dich auf Schätzchen!", sprach meine Mum und zog mich nochmal fest in ihre Arme. Sie tut so, als würde sie mich nie wieder sehen. Völlig übertrieben.

"Sei anständig!", während Dad das sagt, schaut er kritisch in Anton seine Richtung. Ich weiß sofort was er meint. Und oh mein Gott Nein! Was denkt er von seiner Tochter?!

Ich sehe zu, dass ich von den beiden weg komme. Wer weiß was sie sonst noch sagen und wie peinlich es für mich werden kann.

"Hey..", verlegte schaue ich rauf zu Anton. Immerhin ist er gut einen Kopf größer als ich.

"Hey.", erwidert er ebenfalls leicht nervös. "Deine Familie verreist?"

"Ja, sie fahren für 3 Wochen an die Nordsee."

"Dann hast ja Sturmfrei.", freudestrahlend blickt er mich an.

"Nein, keine Party!", werfe ich stürmisch ein.

"Woher weißt du was ich meine?", neugierig sah er mich an.

"Ich kenne dich. Die Antwort lautet aber Nein."

"Tori...", bettelnd sieht er mich an.

"Nein."

"Aber.." Jetzt legt er auch noch seinen Hundeblick auf. Schnell wende ich meine Augen woanders hin.

"Ich bin kein Freund von Partys und erst recht nicht bei mir im Haus."

"Werden wir noch sehen." Ich lasse meinen Blick wieder in sein Gesicht wandern und sehe ihn schelmisch grinsen.

Nachdem das Thema beendet ist, tritt Stille ein. Ich stehe immer noch wie am Anfang vor ihm.

"Wegen gestern.." , beginnt Anton, wird aber von mir unterbrochen. "Alles gut."
"Nein, wirklich ich..", will er fortführen, doch ich komme ihm wieder dazwischen. "Anton, es ist alles ok." Es ist zwar nicht alles Ok, aber ich habe keine Lust, dass Thema wieder hoch zu holen und wohlmöglich noch zu diskutieren.
Ich gebe ich ihm zu verstehen, dass wir los können. Er folgt meiner Anweisung und ich steige hinter ihm auf. Ich winke meiner Familie ein letztes mal und dann brausen wir an ihnen vorbei.

___

Die Arbeit verlief ok. Es war so viel los wie immer. Eigenartig war nur die Stimmung. Anton und ich haben zwar die ganze Zeit geredet und sogar Scherze gemacht, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ihn was beschäftigt. Ich habe versucht ihn danach zu fragen, doch er versicherte mir, dass alles gut sei. Aber da dies meine Antwort heute Früh war, wusste ich, dass auch bei ihm nicht alles gut war und ihn wirklich was auf dem Herzen lag.

Ich stieg vom Motorrad, nahm den Helm ab und richtete meine Haare.

"Danke.", bedankte ich mich bei ihm für das Fahren.

"Dafür musst du nicht danken.", freundlich lächelt er mich an.

"Bevor ich es vergesse: Gehst du noch weg oder kann ich dir gleich deine Bücher lang bringen?", fragend schaut er mich an.

"Stimmt da war ja noch was.", ich klatschte mir mit meiner flachen Hand gegen die Stirn und lachte über meine Schusseligkeit.

". aber ja, ich bin Zuhause."

"Gut. Dann bis später.", spricht er, setzt sich seinen Helm auf und fährt davon.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt