Part 58

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Die Auffahrt ist leer. Weder Anton, noch sein Motorrad steht dort. Er ist nicht erschien. Wahrscheinlich ist er schon auf dem Weg zum Cafe. Ohne mich. Schließt in diesem Moment die Tür auf und lässt den ersten Gast rein. Jemand der es eilig hat und nur seine Bestellung aufgeben möchte um dann zur Arbeit zu gehen. 

Ein letztes Mal sehe ich mich auf unserer Auffahrt um. Aber soweit ich sehen kann, ist da keiner. 

Ich gehe zurück zum Tisch, nehme mein Geschirr und verstaue alles in der Abwäsche. Anschließend bewege ich mich in den Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen. 

Gerade trete ich aus der Tür, da braust ein Motorrad in meine Richtung. Der Motor kommt zum Stillstand und die Maschine hält vor mir. 

Mir fällt ein Stern vom Herzen. Anton ist gekommen. Er hat mich nicht versetzt. Meine Laune hebt sich von Null auf Hundert und ein Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus. 

"Tut mir leid. Ich hab verschlafen." Er nahm seinen Helm vom Kopf und lächelt mich entschuldigend an. Ich kann nicht verhindern, dass meine Mundwinkel noch höher wandern. 

"Ich dachte schon, du lässt mich im Stich!", stichel ich und zog meinen Helm auf. Hinter Anton nahm ich Platz und er fuhr los. 

____

Es ist Montag. Die Woche hat gerade erst begonnen. Die Menschen trauern dem Wochenende hinter her und sehnen sich schon nach dem Freitag. Der Montag ist genau so unbeliebt wie der Sonntag. Wobei man an diesem Tag wenigstens frei hat.
Das die Leute heute so miesepetrig drauf sind, hat mit dem Wochentag zu tun. Zumindestens bei dem Großteil. Andere sind einfach nur so schlecht darauf. Es liegt in ihrer Natur.

"Hast du ihn eben gesehen?" Ich spüle das letzte dreckige Glas und drehe mich zu Anton. Mit seinen Armen stützt er sich am Tresen ab. Sein Blick ist nicht zu mir gerichtet, sondern verfolgt den gehenden Kunden, den er so eben bedient hat.

"Was war mit ihm?" Ich schaue dem Mann hinterher, bis er das Café verlässt.

"Er fragte, ob wir auch 5 Liter Kaffee verkaufen"

"5 Liter?" Mit großen Augen sehe ich Anton nun an.

"5 Liter.", bestätigt dieser.

"Wollte er seine ganze Firma einladen?" Möglich wäre es ja.

"Du wirst es mir nicht glauben, aber es sollte nur für ihn sein."

"Er liebt wohl Kaffee."

"Ich zitiere 'Ich muss den heutigen Tag überleben. Geben sie mir soviel Kaffee wie möglich.' " Anton verlieh seinem Zitat eine tiefe, desinteressierte Stimme. Der Herr war nicht besonderen froh über den Wochenstart. Entweder ist sein Chef unausstehlich oder er sah den Stapel Arbeit den ihn erwartet, schon vor sich.

"Verkaufen wir denn auch 5 Liter zum mitnehmen?" Ich weiß der größte Becher hat ein Volumen von 1 Liter. Das heißt er muss 5 Becher gekauft haben.

"Er nahm 5 Riesenbecher." Hab ich mir gedacht. Demnächst muss es wohl noch XXL im Sortiment geben.

"Er sah aber auch aus wie jemand, der sich nur von Kaffee und Zigaretten ernährt. " , erklärt Anton mir.

"Wieso?", fragend sah ich ihn an. In habe von dem Mann nur noch so den Rücken gesehen. Und das auch nur ein paar Sekunden. Da fiel mir nichts auf.

"Groß, knochig, tiefe dunkle Augenringe und ungewaschene Haare. Soll ich weiter machen?" Es war eine Rhetorische Frage, weshalb ich ihm keine Antwort gab.

"Rauchst du eigentlich?" Diese Frage interessiert mich wirklich. Ich sah ihn die Wochen nicht mit Zigaretten. Kann aber auch sein, dass er nur hin und wieder raucht. Quasi ein Gelegenheitsraucher. Find ich aber genau so schwachsinnig wie als wenn ich dauerhaft rauche.
Jemand der nicht dauernd eine pafft, kann es auch ganz sein lassen. Das ist meine Meinung. Außerdem find ich den Geruch von Kippen widerlich.
Durch das Rauchen werden Chemikalien inhaliert oder liege ich damit falsch?

"Nein. Ich halte davon nichts. Das Geld kann ich lieber anders ausgeben." Mir gefällt seine Einstellung.

"So ein braves Mädchen wie du eines bist, rührt sowas doch gar nicht erst an. Hab ich Recht?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an.

"Ich bin der selben Ansicht wie du."

Uns bleibt nicht viel zum reden, denn das Café ist überfüllt und die nächsten Gäste stehen in einer Schlange am Tresen. Wir beide sehen zu, dass wir an die Arbeit gehe. Die Laune der schon angespannten Leute, muss nicht noch auf die Probe gestellt werden.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt