Part 47

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Anton blieb noch länger im Café, weshalb ich zu Fuß nach Hause musste. Bei dem herrlichen Wetter, welches war aber kein Problem. Warum er noch blieb, weiß ich ja jetzt auch. Das mysteriöse Geheimnis um seine Feierabend-Aktivität hat sich ja geklärt. Nach seiner Schicht blieb Anton noch und backte die Cupcakes für den nächsten Tag. Unglaublich, dass er ein Händchen dafür hat. Hätte ich ihm nie zugetraut. Diesen Sommer gibt es so einige Sachen, die ich nicht von ihm erwartet hätte. Ich dachte immer, er verbringt jede freie Minute mit kiffen, saufen oder seinem Training. Dabei kann er auch ganz sentimental sein. Und zwar liest er total gerne, ist ein Klasse Zuhörer und kann ganz anders, als er sich sonst gibt. Entweder verstellt er sich bei mir oder bei dem Rest der Leute. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er mir was vor macht. Er wirkt so authentisch. Außerdem habe ich das Gefühl, dass er sich bei mir wohl fühlt. So wie ich mich auch in seiner Nähe wohl fühle. Mit ihm zusammen, ist alles so...friedlich. Ich kann sagen, was ich denke. Dinge aussprechen, die mich beschäftigen. Bei Lizzy war das nicht möglich. Anton versteht mich und viel mehr, er sieht vieles genau so. Den Sommer mit ihm zu verbringen, ist ein Geschenk. Ich kann so sein, wie ich schon immer war. Ich muss mich nicht zurück halten.

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Erschöpft fiel ich in mein Bett. Ich schließe die Augen. So müde wie ich bin, müsste ich auf der Stelle einschlafen. Doch so ist es nicht. An Schlaf ist nicht zu denken. Meine Gedanken kreisen um Anton. Wie er meine Hand gehalten halt. Alle Ängste und Sorgen waren vergessen. Ich fühlte einzig und allein, wie die Wärme von seiner Hand in meinen Körper wanderte und sich verteilt. Seine Augen, die meine trafen und den Blick nicht lösten. Ich weiß, dass es falsch ist. Das ich so nicht denken darf. Schon gar nicht fühlen. Aber egal wie sehr ich mich auch zu sträuben versuche, ich sehe Anton vor mir. Seine Augen die Sicherheit ausstrahlen. Als wäre es richtig. Als soll es so sein. Wenn er mich berührt beginnt mein ganzer Körper zu kribbeln und mein Herz droht mir aus der Brust zu springen. Ich bin schwerelos. Losgelöst von der Erde. Gegen die Schwerkraft. Ich will ihn nicht loslassen und doch muss ich es. Es darf nicht sein. Aber warum fühlt es sich so gut an. So vertraut. Und dennoch ist es verdammt nochmal nicht richtig. Das sollte nicht passieren. Aber es ist passiert.

Als ich in der Achterbahn saß, dachte ich mit zusammen gekniffenen Augen, ich werde sterben. Ich hatte solche Angst. Und all das nur, weil ich meine große Klappe nicht halten konnte. Normalerweise bin ich ruhig. Gebe zu, wenn ich etwas nicht will. Aber dieses Mal musste ich mich beweisen. Mir selber beweisen, dass ich kein Schisser bin. Doch als der Sicherheitsgurt über uns geschoben wurde, realisierte ich, dass ich mich überschätzt hatte. Die Bahn war höher als jede die ich mal mit gefahren bin. Größer, riskanter als die anderen im Park, mit denen wir gefahren waren. Sie war eine ganz andere Liga. Doch nun war es zu spät. Ich saß schon drinnen und es gab kein zurück.

Anton entging meine Unruhe nicht. Anstatt mich auszulachen, nahm er meine Hand in seine und sah mir in die Augen. Den Blick den er mir schenkte war liebevoll. Ich vergaß alles. Dachte nicht mehr daran, dass wir etliche Meter über der Erde waren. Das ich vor einigen Minuten am liebsten geflüchtet wäre. Ich saß hier neben Anton und doch war ich weit weg. Da wo ich mich sicher fühlte. Erst als unser Sitz zum stehen kam, realisierte ich, dass es vorbei war. Doch unsere Hände blieben weiterhin verschränkt.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt