Part 42

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Während ich so lag, frage ich mich immer wieder, ob ich das Richtige mache. Ich schlafe bei einem Jungen und noch dazu in seinem Bett. In ein Bett, wo wer weiß wie viele andere Aktivitäten stattgefunden haben. Ich hoffe, er wechselt danach immer sein Lacken.
Trotz des Trubels, welcher draußen stattfindet und meinen Zweifeln, schlief ich ein. Meine Müdigkeit hat mich dann doch eingeholt.

Wach wurde ich von einem dumpfen Knall. Verschlafen richte ich mich auf und taste in der Dunkelheit nach dem Lichtschalter der kleinen Lampen, rechts von mir.
Ein vor Schmerzen stöhnender Anton reibt sich sein linkes Knie.

"Sorry, ich wollte dich nicht wecken.", er lässt von seinem Knie und schaut zu mir.

"Schon Ok. Party zu Ende?" Es ist keine Musik mehr zu hören. Hier oben hat man sie nur gedämpft gehört und ich muss sagen, dass war um einiges Erträglicher.

"Die letzten Gäste sind so eben gegangen. Beziehungsweise ich habe sie rausgeschmissen. Ich hatte keine Lust, dass einer von den Betrunkenen mir noch in mein Haus kotzt." Er nimmt sich aus seinem Kleiderschrank Sachen und macht Andeutungen, aus dem Raum zu gehen.

"Wo willst du hin?", neugierig sehe ich ihn an.

"Ins Gästezimmer."

"Du kannst auch hier schlafen. Immerhin ist es ja dein Bett.."

"außerdem.. Platz ist genug.." Meine Worte werden mir erst bewusst, als ich den Satz aussprach. Habe ich ihm das gerade ernsthaft angeboten?
Er ringt mit sich. Das sehe ich an seinem Blick. Letzten Ende entscheidet er sich für sein Bett.

"Wenn es dich nicht stört, gerne.", leicht verlegen antwortet er mir und geht dann ins Badezimmer. Ich schätze, um sich umzuziehen.
Ich schaue immer noch gebannt in die Richtung, in der er sich eben befand.

Nur mit Boxershorts bekleidet kam er heraus. Ich tat nichts anderes als starren. Jetzt mal im ernst, Jeder der ihn sooo sieht, würde die gleiche Reaktion zeigen. Er sieht einfach verdammt gut aus. So ungern ich das auch zugebe. Ich habe ihn beim baden schon oben ohne gesehen, aber hier im schummrigen Licht..Anton bemerkt meinen Blick und grinst daraufhin. Peinlich berührt lege ich mich hin und murmel ein 'Gute Nacht'. Lachend tat er es mir gleich. Die Matratze unter uns senkte sich ein Stück.
In seinem Bett befanden sich zwar 2 Kissen, aber nur eine Decke.
Ich spürte die Wärme, die von ihm aus ging. Das ich mit einem Jungen zusammen in einem Bett lag, liegt weiter zurück. Mein Ex und ich haben schon miteinander rumgemacht. Es blieb aber immer nur beim knutschen und unsere Sachen hatten wir an.
Der Gedanke, dass Anton nur mit einer Boxershorts bekleidet und nicht einmal einen halben Meter entfernt neben mir liegt, lässt mich Erröten. Ein Glück ist das Licht gelöscht und ich liege auf der Seite.

Ich brauchte nicht lange, bis ich einschlief.
___

Von alleine wurde ich wach. Ich wollte mich aufsetzten, um nach der Uhrzeit zu schauen, wurde aber daran gehindert. Ein Arm lag quer über meinen nackte Bauch. Er ließ sich nicht bewegen. Mit Mühe schaffte ich es immerhin mein T-Shirt oder sollte ich sagen Anton sein T-Shirt ein Stück nach unten zu ziehen. Es muss im Schlaf nach oben gerutscht sein.
Mich aufzurichten gelang mir dennoch nicht. Anton sein Kopf lehnte an meiner Schulter. Da er keinen Anschein machte sich zu bewegen, verweilte ich in der Position. Nachdem er aber gefühlte 2 Stunden später noch nicht wach war, versuchte ich mich erneut zu befreien. Als ich gerade dachte es geschafft zu haben, zogen mich zwei Hände zurück. Ich lag nun wieder.

"Anton.. ", versuchte ich es. Das was hier passiert fühlt sich verdammt richtig an. Die Stellen auf der seine Hände mich berühren sind ungewohnt warm und kribbeln, als wenn mir jemand kleine Stromschläge verpasst. Auf der andern Seite weiß ich ganz genau, dass das was hier vorgeht nicht sein darf.

"Anton.", versuchte ich es erneut. Ich will nichts sagen, dennoch muss ich das.

"Mhmm.", brummt er.

"Anton ich muss mal.." Lüge. Was anderes viel mir auf die Schnelle nicht ein. Es wirkte. Tatsächlich ließ er mich los.
Schnellen Schrittes ging ich ins Badezimmer. Ich betrachte mich im Spiegel. Das ich mich kaum geschminkt habe ist ein Vorteil. Die kleinen Krümelchen vom Mascara wische ich mit meinem Finger weg. Einen leichten Schreck bekomme ich beim Anblick meiner Haare. Sie stehen in alle Richtungen ab. Mit den Finger fuhr ich durch sie und brachte einigermaßen Ordnung hinein.
Dann ging ich wieder zu Anton. Dieser war wach und lehnte mit dem Oberkörper an der Wand hinter ihm.

"Stimmt was nicht?", fragend sah ich ihn an. Anton betrachtet mich jetzt schon einige Minuten und grinst dabei so blöd.

"Meine Sachen stehen dir.", ich erröte auf der Stelle.

"Ich wasch sie und bring sie dir dann zurück.", stotterte ich.

Mit einem letzten Grinsen steht Anton auf und verschwindet im Bad. Ich höre das Wasser der Dusche rauschen und nutze die Chance mich umzuziehen. Auf seinem Schreibtisch liegt eine Tüte. Ich nehme sie und tue dort seine Sachen hinein.

Ich muss heftig schlucken, als Anton nur mit einem Handtuch um die Hüften aus der Badezimmertür kommt.

"Ich hab meine Sache vergessen." Er holte sich was zum Anziehen aus dem Schrank und verschwand wieder. Immer noch wie versteinert stand ich da.

________

"Tee oder Saft?", Anton hält verschiedenen Teesorten, sowie eine Orangensaftflasche hoch.

"Saft.", antworte ich. Nachdem er mir Saft eingoß, füllte er seine Tasse mit Kaffe. Er hat sich gemerkt, dass ich keinen Kaffe mag.

Wir aßen in Ruhe unser Frühstück.
Anton wollte mich nach Hause fahren, doch ich lehnte ab. Ich erklärte ihm, dass ich mit Fahrrad da bin und es kein Problem sei.

Ach und das Chaos, dass im Haus und drum herum herrscht, ist gigantisch. Überall liegen Becher und anderer Müll. Ich wollte ihm helfen beim Aufräumen, doch er meinte, er habe schon jemanden diesbezüglich angerufen. War ja klar. Seine Familie hat schließlich Kohle und muss nicht selber Handanlegen.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt