Part 57

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Ich lag noch ein Weile wach in meinem Bett, starrte an die Decke und dachte über alles nach. Ließ Erinnerungen Revue geschehen. 

In unserem Leben treffen wir immer auf Menschen. Die Einen können wir auf Anhieb riechen, bei den Anderen dauert es. Und hin und wieder sympathisieren Menschen überhaupt nicht miteinander. 

Jahrelange Freundschaft kann zu Ende gehen. Es muss nur das Vertrauen ineinander verloren gehen. Die Person, die dir bisher am nächsten war, ist nun weit weg. 

Wir verändern uns. Das ist der natürliche Lauf des Lebens. Wenn wir nicht aus uns wachsen, erreichen wir nicht das Bestmögliche, was uns zu steht. 

Da kommt es schon mal vor, dass wir Dinge loslassen. Das gehört dazu. 

Meine Freundschaft zu Lizzy war schon lange nicht mehr die, die sie einst war. Ich wollte das nur nicht einsehen. Wer will das schon. Sie war meine Beste Freundin. Ich kannte jede Facette von ihr und sie wusste, wie ich war. Diese Person zu verlieren ist ein Verlust. Doch seit dem ich Anton kenne, hat sich was entwickelt. Die Lage hat sich verändert. Zum ersten Mal ging es um mich. Meine Gefühle und Gedanken waren wichtig. Sind wichtig. Er sieht mich und niemand anderen sonst. Er verbrachte die Wochen mit mir. Lachte über meine Sprüche. Zum allerersten Mal fragte jemand danach wie es mir ging und hörte mir auch wahrlich zu. Es war nicht einfach nur so eine Standartfrage, auf die der Gegenüber in Wahrheit keine Antwort wollte. Anton wollte wissen, wie es in mir aussah. Was mir durch den Kopf ging. 

Du hast mich gefunden,
hast mir geholfen mich selbst wieder zu finden.
Die Zeit vor Dir, ist nur noch ein Nebel, mehr soll es auch nicht sein.
Du erhellst den Weg, auf dem ich nur noch mit Dir gehen will.
Du bist mein bester Freund, mein Gehilfe, mein Beschützer, der Halt den ich so dringend brauchte.
Du schenkst mir Dein Lächeln und hast mir meines wiedergegeben.
Du teilst Deine Wärme und Deinen Atem mit mir.
Dein Herzschlag beruhigt mich, wenn ich auf Deiner Brust liege.
Was nur könnte schöner sein als Dich zu lieben-
Von Dir geliebt zu werden?!  

Ich habe mich verliebt. 

Verliebt in den Freund meiner Freundin. 

Und obwohl ich weiß, dass das Falsch ist, will ich es dennoch. 

Lizzy war nie die aufrichtigste Freundin. Aber ich bin nicht besser als Sie. Ich darf nicht in ihren Freund verliebt sein. Bin es aber. 

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Anton hat sich am Sonntag nicht gemeldet und auf meine Nachrichten hat er auch nicht reagiert. Dieses Verhalten ist ungewöhlich. Normalerweise stehen wir immer im Kontakt. Das er so überhaupt kein Lebenszeichen von sich gegen hat, ist eigenartig. Selbst wenn er schon was vor hat, hätte er sich gemeldet. Ursprünglich haben wir vergangene Woche ausgemacht, am Sonntag einen Filmmarathon zu veranstalten. Wer weiß, was ihn aufgehalten hat. 

Zum Einen glaube ich, weil er ein schlechtes Gewissen hat. Immerhin, stand er nicht zu seiner Freundin. Er hat nicht positiv über sie gesprochen und das was wir machen, ist verkehrt. 

Heute startet die letzte Ferienwoche. Diese Woche noch arbeiten, dann beginnt die Schule. Am Wochenende, genauer gesagt am Sonntag kommt Lizzy wieder. Ich sehe sie nach 6 Wochen wieder. Mir grault es schon vor der Begegnung. Sie und ich haben Einiges zu besprechen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie und wo ich anfangen soll. Nach diesem Gespräch wird es nie wieder so sein, wie es einmal war. Das ist mir bewusst und genau davor fürchte ich mich. Fast meinen gesamten Schulweg habe ich mit ihr an meiner Seite verbracht. 

Ob Anton mich heute Früh abholen wird? Normalerweise tat er das immer. Nur nachdem er mich Gestern versetzt hat, bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Wird er da sein oder ist etwas vorgefallen? Vielleicht ist ihm Gestern bewusst geworden, dass es so nicht weiter gehen darf. Das sein Verhalten nicht angemessen war und er einen Fehler gemacht hat. Einen Fehler den er nun wieder gut machen muss. Damit ihm verziehen wird, muss er sich ab sofort von mir fern halten. 

Ich stehe vom Esstisch auf und gehe zum Fenster. Dort schiebe ich die Gardine zur Seite und wage einen Blick raus. Mein Augen sind geschlossen und nur ganz langsam öffne ich sie. Ich scanne die Auffahrt nach Anton und seinem Motorrad ab. 

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt