Part 44

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Ich schaue ihm ein letztes mal in die Augen, bevor ich meine schließe.
Sein Atem berührt meine Lippen. Und dann beseitigt Anton auch den letzten Millimeter zwischen uns. Seine Lippen treffen auf meine. Ganz zart bewegt er sie auf meine. Aus dem vorherigen Kribbeln ist nun ein kleines Feuerwerk entstanden. Lauter Funken scheinen zu sprühen. Ich spüre wie er seinen Kopf ein wenig zur Seite legt. Denn dabei berührt seine Nase leicht mein Gesicht. Meine Atmung setzt wieder ein. Mir war gar nicht bewusst, dass ich die Luft angehalten hatte. Ich tue es ihm gleich und erwiderte den Kuss. Meine Hände legte ich um seine Taille herum. Obwohl seine Hände mittlerweile in meinen Haaren liegen und er mich so dichter zu sich gezogen hat, ist der Kuss nicht fordernd. Im Gegenteil, er steckt voller Zärtlichkeit. Als habe er Angst, dass wenn er mehr Druck ausübt, ich zerbrach.
Seine eine Hand wandert hinunter an meine Hüfte. Unsere Körper schmiegen sich noch enger zusammen. Mein Herz, welches am Anfang wie Wild gepocht hat, scheint nun im Einklang mit seinem zu sein.
Wie ein Blitz kam mir mit einem mal ein Bild von Lizzy vor die Augen und total geschockt entfernte ich mich von ihm.

"Wir...ich..tut mir leid.." Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu schauen. Zu sehr quälte mich mein schlechtes Gewissen. Soeben habe ich den Freund von meiner besten Freundin geküsst. Das Mädchen, dass schon immer an meiner Seite stand und alles für mich tun würde. Kaum ist sie mal nicht hier, da schmeiß ich mich an ihren Freund. Dabei weiß ich doch, wie sehr sie ihn liebt. Wie kann ich nur. Ich schäme mich so.
Die ganze Zeit über sagt Anton kein Wort. Er stand einfach nur da. Mein Blick glitt nach oben. Er schaut mir in die Augen, um sich dann abzuwenden. Mit den Händen vor dem Gesicht lehnt er an der Küchentheke.

"Ich wollte das nicht.." die Worte kamen nur stockend aus meinem Mund.

"Das hätte nicht passieren dürfen." Anton lässt die Hände zwar sinken, aber schaut mich weiterhin nicht an. Ich weiß nicht, ob er das zu mir sagt oder viel mehr für sich. Es war sehr leise. Fast ein Flüstern. Aber eines weiß ich: Er hat recht. Es hätte nicht passieren dürfen.

Ich nicke zu Bestätigung.

"Ich glaub ich sollte jetzt gehen.", er sah mich immer noch nicht an. Obwohl ich weiß, dass das was eben passiert ist, nicht hätte passieren sollen, schmerzt seine Distanz. Vor wenigen Minuten waren wir uns noch so nahe und jetzt sieht er mich nicht einmal an.

"Ja.", ich schlucke den Kloß, der sich gebildet hat in meinem Hals, runter. Anton geht aus der Küche. Monoton folge ich ihm.
An der Tür bleibt er stehen und dreht sich um. Seine Augen treffen auf meine. Anstatt Wut, glaube ich Verwirrung und Unsicherheit zu erkennen.

"Machs gut." und dann war er schon aus der Tür.

Seufzend ließ ich mich an der Tür hinunter gleiten. Erst als ich was nasses an meinen Hände spüre, wird mir bewusst, dass ich weine.
Schlucksend verstecke ich mein Gesicht hinter meine Hände. Wie kann es sein, dass sich etwas das falsch ist, sich so verdammt gut angefühlt hat? Ich spüre immer noch Anton seine Lippen auf meinen. Mein Finger berührt meine Lippen. Das prickeln ist immer noch da.
Was bin ich für eine scheußliche Freundin. Sitze hier und heule, weil ich in einen Typen verliebt bin, der vergeben ist. Das ganze wird davon getopt, dass es sich bei dem Typ um den Freund meiner besten Freundin handelt. Schöne Scheiße auch.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt