Kapitel 1

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Das restliche Wochenende habe ich nichts weiter von Lizzy gehört.
Ich war Samstag mit meiner Schwester Luisa im Zoo und Sonntag habe ich meine Schulsachen gepackt. Ab morgen ist wieder Schule. Wie ich mich freue..
Anschließend lag ich mit meinem Buch in der Hand auf der Couch.

Mein Wecker zeigt 7.00 Uhr. Das heißt ich muss mich jetzt fertigmachen. In einer halben Stunde steht Lizzy vor der Tür.
Mühsame schleppe ich mich ins Bad und mache mich frisch.
Mit einem Apfel in der Hand schließe ich die Haustür hinter mir und trete hinaus.
"Morgen Tori!" umarmt mich Lizzy.
"Morgen!", antworte ich müde.
Den gesamten Schulweg berichtet sie mir von ihrem Wochenende, welches sie mit Anton verbracht hat. Zur Schule brauchen wir gemütlich 15 Minuten.
Ich sage nichts dazu und höre auch nicht wirklich hin.
Zu wissen, wie schön doch alles war, kann ich mir nicht anhören. Denn jedes mal, wenn sie seinen Namen spricht, macht sich ein stechender Schmerz in meiner Brust breit.

Wir sind gerade durch die Schultür, da flitzt Lizzy zu Anton, der an seinem Schließfach gelehnt steht. Lässig wie eh und je steht er dort mit seiner schwarzen Jeans, einem weißen T-Shirt und darüber seine schwarze Lederjacke. Abgerundet mit weißen Chucks. Nichts besonderes trotzdem perfekt. Sein Cap hängt an seinem Rucksack. Die Haare hat er, wie es aussieht, nach dem Aufstehen nicht gerichtet. Dunkelblonde Haare mit leichten Locken, stehen in alle Richtungen ab.
Nachdem ich ihn genug gemustert habe, folge ich Lizzy.
"Morgen Tori.", spricht Anton und ich spüre seinen Blick auf mir.
"Morgen", grüße ich zurück, hefte meinen Blick aber auf den Boden.
"Ihr habt zusammen gearbeitet, könnt aber immer noch nicht miteinander?!", stöhnt Lizzy verärgert.
Keiner von uns beiden kommentiert das. Wenn sie nur wüsste, wie gut wir uns verstanden haben..Der Kloß, der schon seit dem Wochenende in meinem Hals steckt, drückt gewaltig.
Ich schnappe mir meine Tasche und mache mich auf den Weg zum Klassenzimmer. "Tschau, ich geh schonmal vor." verabschiede ich mich.
Auf dem Weg zum Klassenzimmer, blicke ich noch einmal nach hinten und sehe Lizzy, wie sie glücklich an Anton gelehnt steht. Dieser hingegen schaut zu mir. Seinen Blick kann ich nicht ganz deuten. Ich schüttel meinen Kopf und sehe zu, dass ich vorwärts komme.

Ich bin zwar eine sehr gute Schülerin und tue viel für die Schule, dennoch bin ich erleichtert, als die Schulklingel uns befreit.
Der erste Tag verging recht schnell.
2 Jahre noch, dann habe ich mein Abi in der Tasche. Danach heißt es dann studieren. Lizzy ihr Freund hat nur noch dieses Jahr. Er geht eine Klasse über uns.

Ich mache mich auf den Weg nach Hause. Allein. Lizzy hat vor was mit Anton zu unternehmen.
Bevor ich jedoch aus dem Schultor trete, werde ich aufgehalten. Eine Hand greift mein Handgelenk und umklammert es.
"Tori, ich muss mit dir reden!", spricht jemand zu mir. Da ich keine Lust auf ein Gespräch habe, reagiere ich nicht. Doch er lässt nicht locker.
"Victoria, ich bitte dich!", fleht er. Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien.
"Bitte..", ihm scheint es wirklich ernst zu sein.
"Anton, lass gut sein. Ich muss los.", sage ich mit dem Blick zur Straße gerichtet, um ihn ja nicht ansehen zu müssen.
"Anton Schatz!", schreit eine weibliche Stimme und kommt auf uns zu.
Mit schnellen Schritten bewegt sich meine beste Freundin in unsere Richtung. Ich nutze den Moment, indem Anton sich zu ihr dreht um mich zu befreien.
"Tut mit leid..", flüstere ich so, dass wenn überhaupt nur Anton es hören kann und entferne mich.
Im gehen drehe ich mich um und sehe wie Lizzy Anton einen Kuss auf den Mund drückt. Von weitem erkenne ich, dass Anton sie von sich weg drückt. Trotzdem spüre ich ein Stechen im Herzen und muss einmal schlucken.

Zuhause angekommen, schmeiße ich meine Tasche in die Ecke und pflanze mich auf die Couch.
Heute habe ich zu nichts mehr Lust. Meine Laune ist im Keller.

____

Am Abend liege ich immer noch zusammengerollt auf meiner Couch und starre an die Decke.

Meine Mutter ruft zum essen, aber ich mag mich nicht bewegen, auch wenn ich weiß, dass es mein Lieblingsessen gibt: Lasagne.
Weil ich mich nicht rühre, steckt meine Mum ihren Kopf ins Zimmer.
"Spätzchen, kommst du essen?", fragt sie mich. "Ich habe keinen hunger.", antworte ich ohne den Blick von der Decke zu nehmen.
"Es gibt Lasagne?!", stellt sie ganz überrascht ihre Frage.
"Ich habe keinen Appetit.", wiederhole ich und hoffe, dass sie Ruhe gibt.
"Geht es dir gut?", ich spüre ihren besorgten Blick auf mir ruhen, antworte aber nur mit einem "Mhm ja."
Sie scheint es endlich zu akzeptieren, denn sie schließt die Tür und ich höre sie die Treppe hinunter gehen.

Eine halbe Stunde später klopft es an der Tür. "Herein!", rufe ich.
Immernoch den besorgten Blick aufgelegt, kommt Mum hinein.
"Was ist los Victoria?", fragt sie mich und setzt sich auf meine Bettkante.
"Nichts, ich bin nur müde.", sage ich und hoffe, dass es ihr genügt.
"Du siehst nicht gut aus. Aber doch nicht wegen der Schule..", lehnt sie ab.
"Ich bin gestern spät eingeschlafen, Mum. Mehr nicht.", erkläre ich.
"Hast du Stress mit Elisabeth?", fragt sie weiter. Ich habe das Gefühl, dass sie heute nicht locker lassen wird. Wie ich sowas hasse.
"Nein, bei uns ist alles gut!", sage ich. In Wahrheit ist nichts gut. Aber das muss ich ihr ja nicht sagen.
Da ihr bohrender Blick aber nicht aufhört, seufzte ich auf und gebe nach. "Es ist schwierig. Sie hat sich verändert."
"Du hast dich verändert." ,sagt sie dagegen.
"Du hast dich weiterentwickelt und bist aus dir heraus gekommen.", erklärt sie weiter. Ich spüre, dass sie recht hat.
"Wieso ist es jetzt so angespannt zwischen uns? Ich weiß nicht, worüber ich mit ihr reden soll.", gestehe ich.
"Vielleicht, weil du gelernt hast, nicht mehr ihr Püppchen zu sein?", sagt sie trocken. "Außerdem gehst du deinen eigenen Interessen jetzt nach.", spricht sie weiter. Beeindruckend, wie gut meine Mum mich kennt. Das sie Liz noch nie besonders mochte, merkt ist nicht zu über sehen. Lizzy kam ihnen nicht unhöflich. Manieren hat sie. Dennoch haben meine Eltern sie nie ganz gemocht. Ich schätze, Eltern erkennen eher wer ihren Kindern gut tut.
Eine ganze Weile sagt niemand was, bis ich "Anton" flüster.
Ganz unbewusst. Er ist die Antwort auf die jetzige Spannung zwischen mir und Lizzy.
Mum nimmt mich in den Arm. Nachdem sie mich loslässt, schaut sie mich an und spricht "Erzähl mir von den letzten Wochen. Erzähl mir von ihm" Geschockt schaue ich sie an und daraufhin sagt sie nur "Ich bin deine Mutter. Ich habe mitbekommen, dass ihr viel Zeit zusammen verbracht habt. Er ist Lizzy ihr Freund. Nicht wahr?" Gutes Gespür Mutter, denke ich.
"Ja.", es ausgesprochen zu hören, tut weh. "Das schlimme ist, es tut mir noch nicht einmal leid..", gestehe ich.
Sie sieht mich nur an und ich verstehe es als Aufforderung, ihr vom Sommer zu erzählen.
Ich atme einmal kräftig ein und aus und beginne zu erzählen.

"... angefangen hat es am letzten Schultag. Lizzy hat mir da verkündet, dass sie den Sommer über nicht da ist. Ihre Eltern haben spontan entschieden, dass sie in den Urlaub fahren. Somit fielen all' unsere Pläne für die Ferien ins Wasser..."

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt