Part 6

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Ich habe eine Nachricht mit meiner Nummer hinterlassen. Eine Antwort jedoch kam noch nicht.
Die Chefin des Cafés hat sich nicht gemeldet.
Anton sagte aber auch, dass sie erst nächste Woche wiederkommt. Vielleicht hat sie die Nachricht noch nicht empfangen. Das wäre möglich. Oder...Nein, den Gedanken verbannte ich gleich wieder. Anton wird schon nicht den Zettel weggeworfen haben. Ganz so schlimm sollte ich ihn nicht einschätzen. Außerdem bezweifelte ich, dass er so schlau ist und den Zettel vernichtet, damit die Chefin ihn nie zu Gesicht bekommt. So wie er sich immer benimmt, muss er nicht viele Gehirnzellen besitzen.

Während ich auf der Couch lag, klingelt mein Handy. Es ist Sonntagabend. Wer sollte um die späte Uhrzeit was von mir wollen, fragte ich mich. Die Handvoll guter Freunde, die ich habe, sind weggefahren und somit nicht zu Hause. Wer also schreibt mir?
Eine zeitlang war mein Freundeskreis riesig. Doch das blieb nicht lange so. Entweder interessierten sie sich nur für Lizzy und liefen ihr wie Köter hinterher oder sie nahmen Abstand, weil sie sich vor Lizzy fürchteten. Ich find das schade, denn was kann ich für Lizzy. Aber ich verstand sie. Elizabeth kann eine ganz schöne Furie sein, wenn etwas nicht nach ihrer Pfeife läuft. Ihre Laune lässt sie gern mal an anderen aus.
Mit der Zeit habe ich gelernt, wer meine wahren Freunde sind und auf wen ich zählen kann. Lizzy ist da eine von Wenigen.

Mühsam hob ich meinen Körper von der Couch hoch, um zu meinem Schreibtisch zu gehen, wo mein Handy liegt. Ein Blick auf den entsperrten Bildschirm zeigt eine neue Whats app Nachricht an. Ich öffnete den Chat und sah, dass mir jemand Unbekanntes geschrieben hat. Wer könnte mir jetzt noch geschrieben haben?
Neugierig wie ich bin, klicke ich auf das Profil. Doch dieses verrät nicht viel, daher lese ich mir das Geschriebene durch.

»Morgen 8 Uhr am Café. « stand da geschrieben. Weiter nichts. Kein Mfg, Lg oder sonstiges.
Ob das meine Chefin war? Nein, die würde nicht so unförmlich schreiben. Ich über lege weiter, wer es sein könnte, bis mir ein Gedanke kommt. Ich speicherte die Nummer unter 'Vollhonk' ein und siehe da, sein Profilbild erscheint im Kontakt. Zu sehen ist ein lässig an der Wand stehender Anton. Auf der Nase trägt er eine schwarze Ray-Ban. Seine Haare sind nach oben gegelt. Dieses Bild sieht alles andere als natürlich aus. Es sieht aus, als sei es bei einem Shooting geschossen worden. Perfektion. So scheint das Motto gewesen zu sein. Gekleidet in Hollisterklamotten. Ob er für Hollister modelt?!
Wenn ich aber sagen würde, dass es nicht gut aussieht, würde ich lügen. Es sieht einfach umwerfend aus. Heiß..Ok. Stopp. Genug geschwärmt, ermahnte ich mich. Ein gutes Aussehen, ersetzt keinen Scheiß Charakter.

Anton muss meine Nachricht weiter geleitet haben, denn dies erscheint mir wie eine Zusage.

»okey. Geht klar.« schrieb ich zurück und legte mein Handy beiseite, um dann zu schlafen.

______

Am nächsten Morgen ärgerte ich mich, dass ich Anton nicht nach der Kleidervorschrift gefragt habe. Nun stehe ich völlig verzweifelt vor meinem Schrank und drehe fast durch.
Kennt ihr das: Man weiß nicht, was man anziehen soll, dabei ist der Schrank rappel voll?
Genau dieses Problem habe ich gerade.
Draußen ist es warm. Dennoch entschied ich mich für eine schwarze Jeans. Es ist Sommer, aber lange Hose erscheint mir hygienischer. Dazu trage ich ein weißes luftiges T-Shirt mit einem gemusterten Rundausschnitt. Soweit ich weiß, ist schwarz/weiß typische Kleiderfarbencombie im Gastronomiebereich.
Meine dunkelbraune Haarmähne bändigte ich, indem ich sie zu einem Dutt drehte. Oder besser gesagt, zu einem Knäuel. Ein wenig Maskara und dann ging ich hinunter in die Küche.
Mit einem Apfel bewaffnet, mache ich mich auf den Weg zu meinem neuen Arbeitsplatz. Was anderes verträgt mein Magen jetzt nicht. Ich bin viel zu aufgeregt. Normalerweise aß ich Morgens mehr.
Nach 10 Minuten komme ich am Café an. Ich bin sogar über pünktlich. Es sind noch 10 Minuten bis das Café öffnete.
Anton ist gerade dabei, die Auflagen auf die Stühle zu packen.

"Morgen!", rief ich ihm zu.
"Morgen", brummt er zurück.
Wow, dachte ich mir, ist er aber gesprächig.

Etwas unbeholfen stand ich auf der Terrasse herum, bis Anton mich hinein schickte. Dort setzte ich mich auf einen Hocker am Tresen und warte, bis er draußen fertig ist und rein kommt.

"Du kannst schon einmal die Kerzen auf den Tischen anzünden.", trägt er mir auf.
Gesagt getan; die Kerzen sind an und im selben Moment, indem ich damit fertig bin, kommen die erste Gäste hinein.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt