Part 5

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Gesagt getan, am nächsten Tag machte ich mich auf dem Weg zum Café. Da heute Samstag ist, sind alle Tische besetzt. Die Gäste genießen in Ruhe ihr Frühstück.

Ich ergatterte mir den noch einzig freien Platz, welcher sich am Tresen befindet. Dort halte ich Ausschau nach einer Bedienung, die mir eventuell weiterhelfen kann.

"Guten Morgen. Was machst du denn schon so früh am Morgen hier?", fragt mich Anton mit einem erstaunten Blick auf seine Uhr.

"Ich habe gestern beim Verlassen des Cafés das Schild an der Tür gesehen und wollte mal fragen, ob dieser Job noch zu haben ist oder schon vergeben ist.", gab ich ihm zur Erklärung. Wenn ich jetzt aber so darüber nach denke, könnte die Anzeige auch veraltet sein. Wahrscheinlich wurde sie aus gehangen, bevor sie Anton eingestellt haben und das würde bedeuten, die Stelle ist schon vergeben. Hierher zu kommen war ganz umsonst.

"Soweit ich weiß, ist der Job noch zu haben. ", erklärt Anton mir und holt mich aus meiner Grübelei.

"Das heißt, ich könnte mich für bewerben?", fragte ich aufgeregt.

"Mein Chef ist heute nicht im Haus. Aber Kleines mal unter uns: Glaubst du der Job ist was für dich?", fragt er arrogant und grinst mich schief von oben an.

"Warum sollte er nichts für mich sein?", stellte ich ihm die Gegenfrage mit genau so einem arroganten Gesichtsausdruck.

"Ich weiß es einfach.", sagt er hochnäsig.

"Ich wette, du hast Angst.", sage ich triumphierend.

"Angst? Wovor sollte ich die haben?", fragt er.

"Angst vor mir.", sage ich. Siegessicher richtete ich meinen Blick auf ihn.

"Davor, dass du deine Mami anrufst, wenn dir alles zu viel wird.", sagt er jetzt triumphierend und fühlst sich überlegen. Doch das gönne ich ihm nicht. Daher fuhr ich fort. "Du hast Angst, weil du weißt, dass ich besser bin."

"Der war gut." Anton beginnt herzhaft zu lachen und verschwindet dann einfach in die Küche. Ohne ein Wort lässt er mich stehen. Einige Minuten vergehen, bis er wieder erscheint.

"Du bist ja immer noch hier.", stöhnt er.

"Du leider auch. ", antworte ich ihm.

"Du kannst ja gehen, wenn es dir nicht passt. Ich hingegen muss bleiben und deinen Anblick ertragen." *BAM* der hat gesessen. Was erwarte ich auch. Nett sein ist nicht gerade eine seiner Stärken.

"Wann kommt dein Chef?", fragte ich stattdessen und ignorierte seine vorherige Aussage.

"Keine Ahnung..Nächste Woche?!", sagt er desinteressiert und hantiert an der Spüle.

"Mhm..", überlege ich.

"Könnte ich dann eine Nachricht und meine Nummer hinterlassen?", fragte ich in meiner nettesten Tonlage.

"Wenn es sein muss." , grummelt er. Von der Idee, dass ich bald auch hier arbeiten könnte, scheint er nicht wirklich begeistert. Verübel ich ihm aber nicht. Ich kenne einen Haufen anderer Leute, an deren Seite es sich besser arbeiten lässt, als mit ihm. Doch was tue ich nur um Geld zu bekommen. Andere Möglichkeiten gibt es in unserer kleine Stadt nicht. Dann muss ich mich eben zusammen reißen.

Ich nehme mir einen Block und einen Stift aus meiner Tasche und schreibe der Chefin eine Nachricht. Ganz unten hinterlassen ich ihr noch meine Nummer, damit sich mich erreichen kann.
Nachdem ich fertig bin, gebe ich Anton den Zettel und bitte ihn, den Zettel auch an sein Chef weiter zu geben.
Die schnellste und einfachste Möglichkeit für ihn, mich los zu werden, besteht nämlich darin, meine Nachricht nicht ab zu geben.
Ich hoffe aber, das er nicht so dreist und hinterhältig ist.
Ebenfalls hoffe ich, dass ich den Job bekomme. So habe ich in meinen Ferien was zu tun und sammel das erste Geld um meiner Unabhängigkeit einen Schritt näher zu kommen.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt