Part 45

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Den gesamten Sonntag verbrachte ich deprimierend im Bett. Meine Laune war deutlich im Keller. Nachdem ich Sonntag Stundenlang geheult habe, muss ich an der Tür eingepennt sein. Im sitzen. Seid ihr schon mal in ein und der selben Position verharrt geblieben, weil ihr euch nicht bewegen mochtet? Wenn man dann auch noch einschläft, plagt einem am nächsten Tag Schmerzen in sämtlichen Körperregionen. Zu einer super Laune doch die beste Nachspeise. Das war dann auch der Grund weshalb ich mich ins Bett verkrochen habe und nichts weiter getan habe. Wobei, an Anton denken kann man jetzt nicht 'Nichts' machen nennen. Seit dem Kuss geht er mir einfach nicht mehr aus dem Gedächtnis. Ich denke jede Sekunde an ihn. Jedes Detail, auch wenn es noch so klein ist, beschäftigt mich. Das markante Gesicht mit der geraden Nasen. Seine braunen Augen, die in der Sonne golden schimmern und eine Wärme und Geborgenheit ausstrahlen. Und diese kleinen Grübchen auf den hohen Wangenknochen, die zum Vorschein kommen, wenn er sein Klein-Jungen- Lächeln zeigt. Einfach zum dahin schmelzen. Aufgefallen ist mir auch, dass er sich, wenn er nervös ist, mit der Hand durch die Haare fährt. Die sonst so gestylte Frisur wird dadurch durch einander gebracht. Schon mehr als einmal habe ich das Bedürfnis verspürt, meiner Hand hindurch zu gleiten. Ich stelle mir vor, das die kleinen Locken sich in meinen Fingern kräuseln. Zudem sind seine Haare ganz weich. Vorausgesetzt er benutz kein Gel. Wenn ich so darüber nachdenken, hat er in den letzten Tage gar kein Gel oder Spray verwendet, wobei er sonst immer was im Haar hat.
Zwischen durch plagten mich dann wieder meine Schuldgefühle. Schließlich schwärmte ich da über einen Typen der nicht zu haben ist. Einen Jungen, der vergeben ist. Vergeben an meine beste Freundin. Oh man. Scheiß doch die Wand an. Warum musste ausgerechnet mir das passieren?

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Ich sollte eigentlich ausgeschlafen haben. Solange wie ich im Bett gelegen habe. Weil ich die halbe Nacht aber wach lag und nachgedacht habe, bin ich jetzt, am Montag morgen alles andere als wach.

Mit einem flauen Magen trat ich aus der Tür. Seit seinem flüchtigen Abgang am Samstag, habe ich noch nicht wieder was von Anton gehört. Weder ich, noch er, hatte sich gemeldet.

Erleichtert, dass er mich zumindestens nicht versetzt, schließe ich Tür auf und gehe die Auffahrt runter zu ihm. Lässig wie immer, sitzt er auf seinem Motorrad. Wir begrüßen uns flüchtig und dann fährt er auch schon los.

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Die ersten Stunden waren angespannt. Mit der Zeit wurde es aber lockerer und jetzt so kurz vor dem Feierabend ist er entspannt. Wir sitzen am Tresen und und beobachten die Gäste. Das Café ist nicht voll. Gerade mal 3 Tische sind besetzt. Draußen an dem großen Tisch hat sich eine Familie mit mehreren Kindern niedergelassen. Im inneren sitzt ein Herr allein auf einer Couch und tippt etwas auf seinem Laptop. Gegenüber sitzen zwei Frauen und unterhalten sich. Dabei schauen sie hin und wieder aus dem Fenster.
Heute morgen war mehr los, aber jetzt zum späten Nachmittag ist es ruhiger.

Ich blieb länger als üblich. Zum einen weil Maggie heute nicht kommen konnte und Anton sonst allein wäre. Vor allem aber, weil ich sonst eh nichts zu tun habe. Zuhause hätte ich nur alleine auf der Couch gehockt.
Gib es doch zu, du wolltest einfach nur noch mehr Zeit mit ihm verbringen. Na Klasse. Das gesamte Wochenende hat sie mich nicht in Ruhe gelassen und auch jetzt muss sie sich zu Wort melden. Danke vielmals.
Gern geschehen. Einer muss dich ja zur Vernunft bringen.

"Danke, dass du geblieben bist.", zaghaft lächelt Anton mich an.

"Kein Problem. Hab ich gerne gemacht." Warum bin ich auf einmal so schüchtern? Bin ich doch sonst nicht. Süße, am Samstag habt ihr euch geküsst und dann hat er die Fliege gemacht. Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst.

"Kochst du wieder?"

"Kochen?", perplex schaue ich ihn an.

"Zum Abendbrot.", erklärt er.

"Ich schätze, ich schieb mir eine Pizza in den Ofen.", als ich Pizza sage, erhellen sich seine Augen.

"Pizza?", wenn ich es selber nicht sehen würde, könnte ich nicht glauben, dass seine Augen so gigantisch sind. Mit weit aufgerissen Augen sieht er mich an. Sein Anblick gleicht einem hechelnden Hund. Warum ich die nächsten Worte aussprechen, kann ich mir selber nicht erklären.

"Willst du mit essen?"

"Ja.", "Also ich mein, gerne, wenn ich darf."

Zusammen gehen wir ins Haus. Während ich in der Küche bin und die Pizzen in den Ofen schiebe, hat Anton es sich in der Wohnstube auf der Couch bequem gemacht und schaltet durch die Programme.
Ich gehe ersteinmal rauf und ziehe mir eine Leggins und ein lockeres T-Shirt an. Anschließend setzte ich mich zu Anton auf die Couch.
Nach zehn Minuten schaute ich nach den Pizzen. Sie sahen braun aus, also holte ich sie raus. Sicherheitshalber schob ich noch eine Pizza in den Ofen. Ich allein ess ja schon eine.

"Soll ich dir was abnehmen?", erschrocken fuhr ich herum. Genau hinter mir stand Anton und bot mir seine Hilfe an. Ich gab ihm die beiden Teller und nahm uns was zu trinken mit.

"mhmm. War das lecker.", schmatzend aß er den letzten Bissen.

"Es ist Tiefkühlpizza.", lachend sah ich ihn an.

"Deswegen. Bei mir brennen sie ständig an.", unschuldig sah er mich an. Ich konnte nicht anders als zu lachen.

Mit vollem Magen lehnten wir uns zurück schauten irgendeinen Actionfilm.
Konzentrieren konnte ich mich nicht. Von der Seiten aus sah ich immer wieder zu ihm. Und wenn ich ihn nicht beobachtete, nahm ich trotzdem seine Präsenz war. Sein Geruch war im gesamten Raum verteilt. Er roch nach Heimat. Bist du witzig.. Da war sie wieder die Stimme. Aber ich wusste es nicht anders zu erklären.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt