Part 55

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"Was ist los?", fragend sah Anton mich an. Meine Hand behielt er fest in seinem Griff. Er nahm sogar noch meine Zweite dazu.

"Ich..ich sollte gehen.", gab ich stammelnd von mir. Ich will nur noch weg hier. Soweit wie es geht.

"Du verstehst da was falsch!" Anton zwang mich ihn anzusehen. In seinem Blick war keine Spur von Verurteilung. Zaghaft lächelte er mich an und überlegte wohl, wie er seine nächsten Worte formulieren sollte.

"Was ich meine ist: Du bist gütig, hast ein Herz. Bist für deine Freunde da und hörst ihnen zu. Gleichzeitig bist du humorvoll und kümmerst dich einen Scheiß darum, was andere über dich denken.", lächelnd sah er mich an. Jetzt verstand ich nichts mehr..

"Das stimmt so nicht... Mich interessiert es schon, was andere über mich denken.." Ich lege nur nicht den größten Wert darauf, beliebt zu sein. Menschen die mich mochten, die mochten mich. Sollte jemand was gegen mich haben, zwinge ich ihn nicht, mich zu mögen. Dann ist es so. Da gegen kann ich nichts machen.

"Und das! Du bist wunderbar und erkennst es nicht. Du stellst dich in den Schatten, dabei könnte sich der eine oder andere noch eine Scheibe von dir abschneiden.", belustigend sah er mich an.

Ich bin sprachlos.

"Du glaubst an das Gute im Menschen. Du bringst uns dazu, dass Richtige zu tun." Sein Griff löst sich in wenig. Er fährt mit seinen Fingern über meine Hände. Sein Daumen zieht auf meinem Handgelenk Kreise.

"Ich verbringe mehr Zeit als ich sollte mit dem Freund meiner Besten Freundin..und dazu flirte ich noch.." Das Letzte sage ich ein wenig leiser.

"Dazu gehören immer Zwei." Ich hebe meinen Kopf und sehe Anton frech grinsen. Er hat mich, obwohl ich halb geflüstert habe, verstanden.

Ich sage darauf nichts. Er hat Recht. Es gehören immer Zwei dazu. Dennoch weiß ich nicht, was er mir damit genau sagen will. Schließlich flirtet man ja nicht einfach nur so.

"Wieso bist du mit Liz befreundet?", fragend und ein wenig anklagend sieht Anton mich an. Fragt er mich das gerade ernsthaft?

"Wieso bist du mit ihr zusammen?", konter ich.

"Ist kompliziert.." Das ist alles was Anton dazu sagt.

Eine Weile schweigen wir beide. Ich nutze die Minuten um über meine und Lizzys Freundschaft nach zu denken.

"Sie war immer für mich da." Als mein Vater einen schweren Unfall hatte, ging es mir eine Zeit lang nicht gut. Ich habe mich von allen isoliert. Eines Tages kam dann Lizzy neu auf unsere Schule und in einer Pause, sah sie mich allein auf einer Bank sitzen und kam auf mich zu. Sie fragte nicht, wie es mir ging. So wie der Rest meiner Klasse. Diese Frage ging mir gewaltig auf den Zeiger.
Statt wie jeder andere Fragen über meinen Vater zu stellen und mich mit Mitleid zu bombardieren, redete sie einfach drauf los. Erzählte von sich und wie öde sie es hier fand.
Ich war ihr dankbar. Wäre sie nicht gekommen, wäre ich immer noch schlecht drauf. Mit ihrer Hilfe hingegen, konnte ich auch an andere Dinge denken. Sachen, die nichts mit meinem Vater zu tun hatten. Gedanken die mich runter zogen, für einige Stunden in den Hintergrund verbannen.
Einige Monate später ging es wieder Bergauf mit meinem Dad. Meine Laune wurde besser.
Lizzy blieb bei mir und so wurde aus uns Freunde. Sie die Erzählerin, Ich die Zuhörerin. Diese Rollen haben wir bis heute behalten und nicht getauscht.

"Wo ist sie jetzt?", prüfend sah Anton mich an.

"Im Urlaub. Ihre Eltern haben sie mit der Reise überrascht..", sage ich leicht traurig, aber auch ein wenig glücklich. Mit ihrem Eltern lief es in letzte Zeit nicht gut. Sie waren schon kurz darauf sich scheiden zu lassen. Ich freue mich daher für Lizzy und ihre Eltern, dass sie es doch noch einmal versuchen. Getrennte Eltern wünscht sich kein Kind.

"Wann hat sie dir von dem Urlaub erzählt?" Anton sein Blick ist immer noch prüfend.

"Am letzten Schultag." Ich weiß nicht, worauf er hin deuten möchte. Verständnislos sehe ich ihn an.

"Warum erst dann?"

"Was meinst du?", fragend sehe ich zu ihm auf.

"Wieso erzählt sie dir erst am letzten Tag davon, wenn sie es schon seit ein paar Monaten weiß?" In seinem Blick liegt Verwirrung.

"Sie wusste davon nichts. Also nicht bis zum letzten Schultag.", verteidige ich meine Beste Freundin.

"Sie hat sich den Urlaub selber gewünscht. Es stand schon seit einigen Monaten fest." Seine Stimme ist ruhig.

"Nein..das kann nicht sein.." Wie wild schüttel ich meinen Kopf.

"Sie kam eines Nachmittags zu mir und wollte mich davon überzeugen mitzukommen." Er sagt die Wahrheit. Ich spüre es. Dennoch möchte ich es nicht wahrhaben.

"Nein.." Eine Träne rinnt mir die Wange hinunter. Lizzy, meine beste Freundin hat mich belogen. Sie wollte den Sommer gar nicht mit mit verbringen. Die Pläne, die wir schon seit Anfang des Jahres gemacht haben, waren nur daher geredet. Ein Stechen in meiner Brust macht sich bemerkbar. Wut und Enttäuschung zu gleich.

"Es tut mir leid.", mitfühlend sah er mich an. Sein Arm legt er über meine Schultern und zieht mich zu sich.
Am liebsten würde ich weinen. Reize mich aber zusammen.

"Wieso tut sie sowas?"

"Weil sie Liz ist." Es war nicht wirklich eine Frage, auf die ich eine Antwort wollte. Anton antwortete mir trotz alledem.

Er heiterte mich nicht auf. Unternahm auch keinen Versuch Lizzy ins gute Licht zu rücken oder eine Erklärung zu finden, weshalb sie mich belogen hat. Er saß nur neben mir. Sein Arm um mich gelegt. Sein Kopf ruhte auf meinen, welcher gegen seine Brust gelehnt war.
Ich wüsste auch nicht, was er hätte sagen sollen.
Er gab mir seine Wärme und Kraft. Allein seine Anwesenheit tat gut und beruhigte mich.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt