Part 8

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In kurzer Hose, grauem T-Shirt und weißen flachen Converse machte ich mich auf zum Cafe.

Es gibt keine direkte Kleiderordnung. Das hat mir Anton gestern noch mitgeteilt. Auch wenn wir Sommer haben, darf mein Outfit nicht allzu aufreizend sein. Ist verständlich. Ich bin schließlich zum arbeiten hier.

Meine Füße haben sich wieder beruhigt und ich bin motiviert zu arbeiten. Da ich weiß, wo alles steht, sollte es heute schneller voran gehen.

Ich legte meine Tasche unter den Tresen ins Regal, nahm mir eine Schürze und band sie mir um. Danach kann es dann losgehen.

Anton ist schon dabei Bestellungen der ersten Gäste aufzunehmen. Ich schnappte mir ein Feuerzeug und zündete in der Zeit die Kerzen an.

Gegen halb 11 leert sich das Cafe und wir beginnen die Tische zu säubern. Im Hintergrund läuft Musik. Leise summe ich die Texte mit und bewege mich zum Takt. Als dann mein Lieblingslied 'Geiles Leben' von Glasperlenspiel ertönt, geht es mit mir durch. Bei dem Lied bekam ich immer gute Laune. Bevor ich jedoch lauthals mitsang, vergewisserte ich mich, das keine Gäste da waren. Während ich die Tische abwischte, sang ich lauthals mit.

>Du führst ein Leben ohne Sorgen
24 Stunden, 7 Tage nichts gefunden
Was du heute kannst besorgen
Das schiebst du ganz entspannt auf morgen
Ich hab' 'ne Weile gebraucht, um zu verstehen
Dass die Zeit reif ist, um jetzt zu gehen
Ich wünsch' dir noch 'n richtig geiles Leben
Denn wie du dich veränderst, will ich's mir nicht geben

Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
Mit knallharten Champagnerfeten
Mit fame, viel Geld, dicken Villen und Sonnenbrillen
Ich seh' doch ganz genau, dass du eigentlich was Anderes willst
Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
Ab jetzt wird es mir besser gehen
Vergiss den fame, all die Villen und die Sonnenbrillen
Ich fühl' jetzt ganz genau, dass ich das zu meinem Glück nicht brauch'

Du führst ein Leben ohne Limit
56 Wochen, alle Gläser sind zerbrochen
Zwischen denen du nichts findest
Merkst du nicht, dass auch du langsam verschwindest?
Ich hab' 'ne Weile gebraucht, um zu verstehen
Es geht nicht darum, was Andere in dir sehen
Ich wünsch' dir noch 'n richtig geiles Leben
Denn wie du dich veränderst, will ich nicht erleben

Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
Mit knallharten Champagnerfeten
Mit fame, viel Geld, dicken Villen und Sonnenbrillen
Ich seh' doch ganz genau, dass du eigentlich was Anderes willst
Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
Ab jetzt wird es mir besser gehen
Vergiss den fame, all die Villen und die Sonnenbrillen
Ich fühl' jetzt ganz genau, dass ich das zu meinem Glück nicht brauch'

Das wird die Zeit meines Lebens
Und niemand ist mehr dagegen
Das hab' ich für mich erkannt
Und deine Bilder hab' ich endlich verbrannt

Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
Mit knallharten Champagnerfeten
Mit fame, viel Geld, dicken Villen und Sonnenbrillen
Ich seh' doch ganz genau, dass du eigentlich was Anderes willst
Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
Ab jetzt wird es mir besser gehen
Hab' viel gelernt, viel erlebt und auch viel gesehen
Ich fühl' jetzt ganz genau, ich muss endlich eigene Wege gehen

Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
mit knallharten Champagnerfeten
mit fame, viel Geld, dicken Villen und Sonnenbrillen
Ich seh' doch ganz genau, dass du eigentlich was Anderes willst<

Die folgenden Lieder gefielen mir ebenfalls, sodass ich gar nicht mehr aufhörte mitzusingen und zu tanzen.

Gegen 11 ist die Liederwelle vorbei und ein Nachrichtensprecher hat das Wort. Immer diese Nachrichten, die meine Popstarkarriere störten.

Gut gelaunt schnappte ich mir meinen Lappen und den Eimer, um das Schmutzwasser in die Spüle zu kippen.

Dort angekommen, bemerkte ich einen Anton, der sich vor lachen auf dem Boden krümmt. Was hat er, fragte ich mich. Da fällt es mir ein: Er hat meine hemmungslose Show gerade eben live erlebt. Oh mein Gott. Erdboden, bitte öffne dich! Rot angelaufen drehte ich mich mit dem Rücken zu ihm, hin zur Spüle und schüttete den Eimer aus. Ich traute mich nicht, mich umzudrehen, denn ich kann mir gut vorstellen, wie mein Gesicht aussieht. Während ich darüber nachdachte, was ich jetzt tue, klatschte Anton hinter mir in die Hände.

"Klasse Show, Victoria!", sagt Anton und schon begann er wieder zu lachen.

"Ach komm, nicht so schüchtern. Du warst doch spitze.", lobt er mit ironischer Stimme.

"Anton, lass es. Ich weiß, dass das eben echt..", ich suchte nach einem Wort, welches mich nicht noch schlechter darstellte.

"..grauenvoll war?!", half er mir auf die Sprünge.

Empört warf ich ihm meinen Lappen ins Gesicht.

"Hey! Was sollte das?", beschwerte er sich bei mir, nachdem der nasse Lappen in seinem Gesicht gelandet ist.

"So schlecht war ich auch nicht!" meckere ich.

"Naja, aber als talentiert kann man dich auch nicht beschreiben..", macht er sich wieder lustig über mich.

"Immerhin kann ich tanzen und singen. Du bist nur neidisch!", warf ich ihm an den Kopf.

"Ja natürlich.", sagte er ironisch und warf mir den Lappen zu. Da ich nicht gefasst darauf war, landete der Lappen, wie auch bei ihm, mitten in meinem Gesicht.

Nach unserer kleinen Auseinandersetzung, gingen wir wieder an die Arbeit.

Mittags blieb es ruhig und gegen 14 Uhr füllte sich das Cafe dann.

Wie auch gestern, durfte ich heute wieder um 16 Uhr gehen. Anton blieb noch da und hat wer weiß was gemacht. Ich fragte mich, wo seine Freunde sind. Sind sie wie meine im Urlaub? Aber doch nicht alle. Schließlich zählt er zu den Beliebten der Schule und hat ein Haufen Leute. Wieso also geht er freiwillig arbeiten? Er könnte seine Ferien komplett anders verbringen.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt