Kapitel 11

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Außer Atem, völlig erschöpft und vom Glück durchströmt, ließen wir uns mit dem Rücken nach unten auf das Bett fallen. Unser Blick lag entweder an die Decke gerichtet oder aus dem Fenster. Nur nicht zueinander. Zwischen uns herrschte eine Stille, die aber alles andere als unangenehm war. Jeder ging seinen eigenen Gedanken nach.

Ich war noch berauscht von dem, was soeben zwischen uns geschah und fand keine Worte für meine Gefühle. Anton wird es nicht anders ergehen. Wir haben miteinander geschlafen. Wiederholt. Das war jetzt das zweite Mal. Dieses Mal war es sogar noch Intensiver als vor einer Woche im Bootshaus. Das Verlangen zwischen uns war kaum noch auszuhalten. Wie eine Explosion stürzten jegliche Gefühle auf uns ein. Eine Kettenreaktion aus Emotionen. Statt uns überrannt zufühlen, ließen wir uns von der Welle mitziehen und genossen es.

Anton unterbrach mein 'in die Luft starren'. Sachte legte er seinen Arm um mich und zog mich zu sich. Meinen Kopf legte reflexartig auf seine Brust. Ich hörte sein Herz schlagen und spürte die Wärme, die von seinem Körper aus ging. Meine Atmung wurde flacher und in seiner Umarmung geborgen, fielen meine Augen zu.


Von einem ununterbrochenen Klacken wurde ich geweckt. Der Regen prallt gegen das Fenster. Mühsam öffne ich meine Augen, um sie kurz darauf vor Schmerzen wieder zu schließen. Ein unerträgliches Pochen macht sich in meinem Schädel breit. Es fühlt sich an, als hätte mich jemand mit einen Ziegelstein abgeworfen. Warum habe ich so tierische Kopfschmerzen? Langsam starte ich erneut den Versuch die Augen zuöffnen. Mein Blick wandert durch den Raum. Erst jetzt bemerke ich, dass ich mich nicht in meinem Zimmer befand. Wo aber bin ich dann? Der Raum in dem ich mich befinde, sieht nicht außergewöhnlich aus. Im Gegenteil, er sieht wie ein ganz normales Zimmer aus. Nichts Verdächtiges. Haben die Mädchen mich ins Auto gezogen und zu eine von ihnen gebracht? Fieberhaft dachte ich über den gestrigen Abend nach. Die Mädchen haben mich überredet mit zu einer Party zukommen. Dazu schminkten und stylten sie mich, sodass ich umwerfend aussah. Ich konnte gar nicht glauben, dass das ich war. Auf der Party angekommen haben wir was getrunken. Und oh Gott- nicht gerade wenig. Hab ich tatsächlich so viel getrunken, dass ich nun einen Blackout habe? Bitte lass mich nichts peinliches gemacht haben. So was wie auf dem Tisch tanzen oder jemanden mein Trinken überzukippen.

Eine Bewegung unter mir ließ mich erstarren. Was war das? So langsam ahnte ich, was gestern noch geschah. Ich lenkte meinen Blick in die Richtung aus der die Bewegung kam und was ich zu sehen bekam, ließ mich aufschrecken. Unter mir befand sich ein männlicher Oberkörper. Entkleidet. Kann es sein, dass ich im Volltrunk mich auf eine Nummer eingelassen habe und mit ihm hier oben gelandet bin? Das kann nicht wahr sein..Doch leider muss es so gewesen sein. Den Beweis hab ich ja neben mir. Verzeiht unter mir. Der Alkohol ist schuld. Nüchtern würde ich so was nie im Leben machen. Unter normalen Umständen wäre ich erst gar nicht auf die Party gegangen und hätte erst recht nichts getrunken. Aber Gestern war alles anders. Ich wollte vergessen, Spaß haben. Und was habe ich nun davon? Ich kam nicht weiter, denn mit einem Mal wurde mir ganz anders. Schnell sprang ich aus dem Bett, griff das erst Beste und lief in einen anderen Raum,indem ich das Bad vermutete. Bitte lass es das auch sein. Gerade noch rechtzeitig hob ich den Deckel der Toilette und kotze mir die Seele aus dem Leib. Ja, ich hatte eindeutig zu tief ins Glas geschaut.

Ein paar Sekunden später bemerkte ich, dass jemand mir die Haare hinten am Kopf zusammen hielt. Peinlicher ging es nicht. Die Person, die mir zu Hilfe kam, ist wahrscheinlich der Typ mit dem ich die Nacht verbracht habe. Beruhigend strich er mir den Rücken. Würde ich  mich nicht so dreckig fühlen, wäre mir das Ganze extrem peinlich. Doch in diesem Augenblick konnte ich nur daran denken, alles aus meinem Magen zu bekommen.

Gefühlte 2 Stunden später, nachdem alles draußen war, hatte ich nicht nur höllische Kopfschmerzen, sondern fühlte mich auch noch elendig.


"Hier,trink das!" Ich nahm das Glas Wasser entgegen und spülte mir den Mund aus. Nachdem der ekelhafte Geschmack einigermaßen weg war, realisierte ich erst, um wen es sich bei meinem Helfer handelte. Und in dem Moment, als ich sei Gesicht sah, kamen alle Erinnerungen zurück. Heilige Scheiße! Reflexartig stürmte ich aus dem Bad zurück in das andere Zimmer, griff nach meinen Kleidern, welche verstreut herum lagen und trat ohne ein Wort die Flucht an. Ich wollte so schnell wie nur möglich hier verschwinden. Am liebsten wäre es mir, wenn sich im Erdboden ein schwarzen Loch bilden würde, in dessen Tiefen ich mich stürzten kann.

Doch wie kann es anders sein, holte mich die andere Person ein und zog mich an der Hand zu sich zurück.


"Tori warte!" , flehend sah er mich an.


"Ich..es tut mir leid.", stotternd kamen die Worte aus meinem Mund. Ich schaffte es nicht Anton in die Augen zu sehen.

"Ich war betrunken." Mit diesen Satz drehte ich meinen Kopf in die andere Richtung und versuchte mich zu befreien. Da Anton meine Hand nur noch leicht hielt, gelang es mir. Mit schnellen Schritten stolperte ich die Treppe hinunter und bahnte mir durch all den Müll hindurch einen Weg. Dachte ich gestern das Haus sei groß, kommt es mir heute Gigantisch vor.

Erleichtert die Haustür gefunden zu haben, atmete ich einmal kräftig durch und trat nach Draußen.

Kaum stand ich in der Auffahrt, verfluchte ich mich. Gestern Abend fuhren wir mit dem Auto. Die Mädels sind ohne mich Heim, sodass ich jetzt einen Fußmarsch ein legen muss. Ich taste die Klamotten in meiner Hand nach meinem Handy ab, werde jedoch nicht fündig. Ob ich umdrehen soll und mein Handy suchen? Die Frage beantwortet sich von allein. Anton tritt aus der Tür und kommt auf mich zu. Panisch sehe ich mich um. Wo muss ich lang? Auf ein Gespräch kann ich getrost verzichten. Mein Gesicht ist immer noch rot vor Scham. Ich habe mich vor ihm erbrochen. Wie erbärmlich muss ich ausgesehen haben? Und was denkt er nun von mir?

Tränen liefen mir die Wange hinunter. Ich entferne mich immer weiter vom Haus, doch die Rufe von Anton entgingen mir nicht. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und sah in seine Richtung. Er stand mitten auf der Straße, in Boxershorts bekleidet und stützte sich mit den Händen auf den Knien. Als wenn die gesamte Situation nicht schon scheiße genug ist, beginnt es zusätzlich noch zu regnen. Anton stand wie ein bedropster Pudel da. Es tat mir so leid ihn einfach so stehen gelassen zu haben.

Der Regen hatte meine Haare in kürzester Zeit durchnässt und klebte das Shirts von Anton, welches ich trug an meinen Körper. Es dauerte nicht lange und ich fror.

Mein Körper fühlte sich schwer wie Blei und nur mühsam schaffte ich es mich fortzubewegen. Die Tränen verschwommen mir die Sicht und machten mir das Laufen nicht einfacher.


Ich wünschte ich könnte mich auflösen, wie Zuckerwatte und mit dem Regen davon gespült werden.  



Verzeiht die lange Wartezeit..Ich hoffe einige von euch haben meine Geschichte nicht aufgegeben und sie weiterhin in ihrer Bibliothek gelassen. 

Ich habe die Tage die letzten Kapitel dieses Buches niedergeschrieben und lade sie die Woche nach und nach hoch. 

Bis zum nächsten Kapitel ;* 

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt