Dunkelheit

1.1K 58 1
                                    

Draco Sicht:

Ich war so glücklich Alice endlich wieder in den Armen halten zu können. Noch immer war sie sehr schwach und schlief daher die meiste Zeit. Onkel Sev und ich hatten ausgemacht erst über das Geschehene zu reden, wenn sie wieder zu Kräften gekommen ist. Zum Essen mussten wir sie jedes Mal zwingen und auch dann aß sie nur kleine Bissen, auch sprach Alice fast nichts, ganz selten hörte man etwas anderes als ein 'Danke', wenn wir ihr bei irgendwas halfen. Das alles war schlimm genauso für Sev wie auch für mich, doch das schlimmste an der ganzen Sache waren ihre Tränen. Manchmal schien es als würde sie sogar im Schlaf weinen und wir wussten einfach nicht warum. Das einzige was wir machen konnten war sie in den Arm nehmen und beruhigend auf sie einzureden.
Man konnte inzwischen eigentlich schon sagen, dass ich inzwischen auf dem Prince Manor wohnte, seit Alice wieder da war, verbrachte ich meine Zeit fast ausschließlich bei ihr, egal ob sie schlief oder wach war. Meine Mutter akzeptierte dies, hatte mich aber für morgen zum Mittag nach Hause beordert.
"Alice, ich muss jetzt los. Meine Mutter möchte anscheinend ihren Sohn mal wieder sehen. Bis später, Prinzessin!", so verabschiedete ich mich am nächsten Morgen von Alice und wollte grad aus dem Zimmer gehen, als sie etwas erwiderte: "Grüß Narzissa doch bitte von mir Draco. Es ist schon so lang her, dass wir uns das letzte mal unterhalten haben. Sie kann auch gerne mal vorbei kommen, ich werde eh nicht mehr lang nur noch im Bett liegen. Und lass dir Zeit bei deiner Mutter. Sie braucht dich und ich bin ja nicht alleine. Bis dann, Schatz!" Sie hatte die Augen geschlossen, doch ich konnte sehen, wie sich darunter Tränen gebildet hatten. "Mach ich", versprach ich ihr, als ich aus der Tür ging.

Minerva Sicht:

So viel Arbeit. Das neue Schuljahr würde in nicht mal mehr einer Woche beginnen und es musste noch soviel erledigt werden. Im Großen und Ganzen war das Schulhaus wieder aufgebaut, aber die Magie von Hogwarts selbst war noch sehr geschwächt. Der Job als Stellvertretende Schulleitung war anstrengend, aber das Amt der Schulleitung selbst..
Das Knacksen im Kamin deutete an, dass jemand per Flopulver jeden Moment ankommen würde. Ich legte meine Feder weg und stand auf, um den Gast willkommen zu heißen. Ich wüsste nicht wen ich erwartet hatte,aber garantiert nicht dieses Mädchen. "Guten Tag, Professor McGonagall. Ich hoffe,ich störe sie nicht.", begrüßte mich Alice. Warum stand Alice in meinem Büro, ohne Severus? Das dürfte aber raus zu finden sein: "Guten Tag, Alice. Setz dich doch. Wie kann ich dir helfen?" Ich deutete auf den Sessel, doch Alice rührte sich nicht und da fiel mir wieder ein, dass Alice blind war und nahm sie an der Hand und führte sie zu den Sesseln. Ein freundliches Lächeln erhielt ich von ihr. Sie war wirklich ein wunderschönes Mädchen und so liebenswürdig. Lange schwieg sie, bis sie endlich zu sprechen anfing: "Sie meinten doch, dass es auch für mich möglich wäre Hogwarts zu besuchen. Denken sie das immer noch?" Sie sprach leise und ihre Stimme zitterte, man merkte ihr an, dass ihr diese Vorstellung nicht gefiel. "Natürlich wäre dies möglich.", antwortete ich ihr. Sie nickte nur. "Möchtest du einen Tee trinken, dann kannst du mir erzählen, was dich bedrückt und wir können gemeinsam nach einer Lösung suchen?", schlug ich vor, ich sah wie sich einzelne Tränen begannen zu lösen und über das Gesicht zu kullern, während ich als Antwort ein gehauchtes "Vielen Danke" bekam.
Ich ließ Alice Zeit, drängte sie nicht mir zu erzählen, was vorgefallen war, denn es schien sie doch sehr zu belasten. Irgendwann räusperte sie sich und begann leise zu erzählen: "Dad und Draco wollen beide, dass ich mit nach Hogwarts komme, sie können mich ja schlecht alleine lassen, meinen sie. Ich bin abgehauen und hab mich in Remus alten Haus versteckt. Twilly, die Hauselfe ist mitgekommen und hat sich um mich gekümmert..", immer wieder wurde sie von heftigen Schluchzen erschüttert, doch sprach sie tapfer weiter, "ich war unglücklich und wollte nicht mehr essen, hab mich nicht mehr bewegt oder sonst irgendwas gemacht, sondern nur geweint. Aber ich konnte nicht nach Hause, mir war zwar klar, dass sich Draco und Dad Sorgen machen würde. Aber sind sie ohne mich nicht besser dran? Immer müssen sie sich um mich kümmern. Ich hatte das Gefühl, es wäre besser wenn ich einfach nicht mehr zurückkommen würde. Twilly hat sich dann aber so große Sorgen gemacht, dass sie Dad holte. Ich fiel in einen komatösen Schlaf und Dad brachte mich heim. Als ich wieder aufwachte, konnte ich Dad und Draco bei mir spüren und war so glücklich, ich erkannte, dass ich beide brauche und so sehr liebe! Doch als ich die Augen öffnete war es dunkel. Dunkel wie immer. Ich werde sie nie sehen! So wie ich nie Remus sah, ich bin für immer in dieser Dunkelheit gefangen!" An der Stelle brach sie ab, ihre Stimme war kaum mehr zu verstehen und jetzt wurde sie von so starker Schluchzen erschüttert, dass sie nichts mehr sagen konnte. Es war ein schrecklicher Anblick, ich stand von meinem Platz auf ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, sprach sie weiter: "Dad und Draco machen sich so viele Sorgen, deswegen würde ich gerne hier auf die Schule gehen, ich glaube das würde sie freuen.. Aber ich habe Angst, so große Angst. Es wird mich niemand verstehen, denn niemand kennt dieses Gefühl immer von der Dunkelheit umschlossen zu sein. Aber ich möchte es versuchen für Dad, für Draco, aber vor allem für Remus, er hat es sich so sehr für mich gewünscht." "Du bist hier immer herzlichst Willkommen und ich werde dir immer helfen, wir finden bestimmt eine Möglichkeit wie du dich einfügen kannst. Wenn du möchtest kann ich dir das Schloss mal zeigen, du hast es bis jetzt ja noch nicht richtig gesehen.", schlug ich hier vor und sie nickte mit einem zarten Lächeln auf den Lippen. Alice ist wirklich ein außergewöhnliches Mädchen.


BlindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt