Die Wunder der Nacht

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Ron Sicht:

Was wollte dieses komische Mädchen denn jetzt von mir? Ich wollte mir nichts von ihr zeigen lassen, ich wollte Malfoy so richtig eine rein hauen. Das er es wagte Hermine so anzusprechen, als wäre nichts gewesen, nachdem er sie jahrelang fertig gemacht hat. Wut stieg in mir auf. Wir waren inzwischen draußen, doch Alice lief immer weiter, ohne ein Wort zu sagen. Als wir am schwarzen See angekommen waren, blieb sie endlich stehen. "Was machen wir hier? Hier ist doch nichts und außerdem kenne ich mich in Hogwarts vermutlich besser aus als du!", fragte ich genervt. Ein paar Sekunden blieb es still, ehe sie zu sprechen begann: "Du kanntest bestimmt Remus Lupin, oder?" Was hatte jetzt Remus mit der Sache zu tun? Ich nickte nur. "Ginny hat mir erzählt, dass ihr euren Bruder im Krieg verloren habt. Das tut mir leid.", ich verstand ihre Zusammenhänge nicht, dieses Mädchen war doch verrückt. "Der Krieg hat uns viel genommen, dir vermutlich viel mehr als mir. So viele Freunde musstest du sterben sehen, es muss schrecklich gewesen sein, nach dieser Schlacht die Toten zu bergen. All diese bekannten Gesichter. Ich habe den Krieg nicht mit erlebt, mein Papa hat mir nie etwas darüber erzählt, er wollte nicht das ich mir Sorgen mache. Doch wie konnte ich das nicht? Du hast so viele Menschen verloren die du kanntest, ich nur zwei. Das sind so viel weniger, als alle anderen, die diesen Krieg miterlebt haben. Und trotzdem war es für mich meine ganze Welt." Sie machte eine Pause und ich sah, wie ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Ich wollte einen Schritt auf sie zu machen, doch sie zeigte mir, nicht näher zu kommen. "Remus hat mich groß gezogen und außer ihm und später Nymphadora kannte ich niemanden und niemand wusste, dass ich existierte. Ich habe alles verloren, was ich für 17 Jahre kannte." Wieder eine Pause. "Aber weißt du, wir leben, wir haben einen Krieg überlebt, vor allem du kannst stolz auf dich sein, das du an vorderster Front gekämpft und gewonnen hast. Doch Kämpfen endet nicht auf dem Schlachtfeld. Ich habe nichts zu dem Kampf gegen Voldemort beigetragen, aber ich kämpfe jetzt jeden Tag. Ich kämpfe dafür, dass der Hass zwischen den Häusern aufhört, dass Feindschaften begraben werden und sich Freundschaften bilden, die nie jemand für möglich gehalten hätte. Ich kämpfe dafür, dass die Vergangenheit keine Rolle mehr spielt, sondern das unsere Augen auf die Gegenwart und die Zukunft gerichtet sind. Denn nur so können wir verhindern, dass so etwas nochmal passiert. Es ist schwer und jeder muss die Kraft des Verzeihens in sich finden. Aber sie steckt in jedem von uns und ich bin mir sicher auch in dir. Weißt du warum Draco Hermine und Ginny ein Kompliment gemacht hat und warum Hermine in nicht gleich in der Luft zerrissen hat. Weil Draco die Kraft gefunden hat, um um Vergebung zu bitten und sich aus tiefsten Herzen zu entschuldigen und Hermine und Ginny die Kraft gefunden haben, um ihm zu verzeihen. Ich bi mir nicht sicher, ob sie sich als Freunde bezeichnen würden, aber sie sind keine Feinde mehr. Jeder hat eine zweite Chance verdient." Alice hatte mit so viel Wissen und Frieden gesprochen, dass meine Wut tatsächlich verflogen war und ich über ihre Worte nachdenken musste. Konnte sie recht haben, konnte sich Malfoy geändert haben. Sie hatte mir keinen Vorwurf gemacht, dass ich Malfoy angeschrien habe und doch hat sie gesagt, dass es falsch war. "Du solltest wieder zu den anderen gehen", meinte sie und ich folgte ihren Rat, während ich mir immer noch Gedanken über die Bedeutung ihrer Worte machte.

Alice Sicht:

Während ich Ron wieder zurück zu den anderen geschickt habe, blieb ich selbst noch eine Weile in der Stille stehen. Nur ganz leise drang die Musik aus der Großen Halle an mein Ohr und es war alles einfach nur friedlich. Wenn die Welt nur immer und überall so friedlich sein könnte. Ich wusste, dass ich Ron zum Nachdenken gebracht hatte, doch nach allem was mir die verschiedensten Personen über ihn erzählt haben, war mir klar, dass er Draco nie verzeihen würde, dafür war sein Hass zu groß.
"Meine Kleine, du erfrierst hier draußen noch, dein Kleid ist nicht für den Winter gemacht", hörte ich plötzlich Dad hinter mir sagen, während er mir seinen Umhang über die Schultern legte. Ich zuckte erschrocken zusammen, denn ich war so tief in meinen Gedanken, dass ich ihn nicht gehört hatte. "Danke", murmelte ich und lehnte mich gegen meinen Vater, der mich auch so gleich in die Arme schloss. Es war ein perfektes Bild: Tochter und Vater umschloss von der Dunkelheit in vollkommener friedlicher Ruhe. "Dad? Meinst du wir können je diesen Hass überwinden?", fragte ich in die Stille. Es brauchte lange bis Dad antwortete: "Ich weiß es nicht, aber mir jeder guten Tat und mit jedem guten Beispiel, bringen wir die Welt ein bisschen näher zusammen." Wer meinen Vater nur aus der Zeit Voldemorts kennt, würde vermutlich nicht glauben, dass dies tatsächlich eines seiner größten Ziele ist. Das Leben hat viel von ihm gefordert und endlich kann er sein Leben genießen. "Wir sollten reingehen, sonst bekomme ich meinen Vater-Tochter-Tanz gar nicht mehr", und so schob er mich Richtung Schloss. Ich hörte sein Lächeln in seiner Stimme und auch ich musste Lächeln. Ich hatte alles um glücklich zu sein: einen liebevollen Vater, den beste Freund, den es gibt und wunderbare Freunde.
Gemeinsam betraten Dad und ich die Große Halle und ich wurde von ihm auch so gleich auf die Tanzfläche gezogen. Ich merkte wie sich die Blicke auf uns richteten. Denn auch wenn jeder wusste, dass die gefürchtete Fledermaus der Kerker eine Tochter hatte, war es wohl doch ein komisches Bild, den Tränkemeister tanzen zu sehen. Ich schob diese Gedanken zur Seite, schloss meine Augen und genoss einfach meinen ersten Vater-Tochter-Tanz. "Jetzt solltest du aber wieder zu deinen Freunden gehen, ich habe dich lang genug beansprucht meine Kleine", meinte Dad, nachdem der letzte Ton geklungen war und zu einem neuen Lied angesetzt wurde. Mit einem kleinen Danke und einen Kuss auf die Wange drehte ich mich um und ging hinüber zu Hermine, Ginny, Harry und Ron. "Einen Slytherinvater und den Freund auch aus Slytherin, eine tolle Gryffindor", hörte ich Ron murmeln, als ich näher kam. "Ron du vergisst, dass man versucht, Hogwarts als eine zu sehen und nicht jeder Haus für sich", tadelte ich ihn leicht. "Ich wusste gar nicht das Severus so gut tanzen kann", meinte Hermine. Und dann hörte ich zum ersten Mal Harry was zu dem Thema sagen: "Du nennst Snape beim Vornamen, ich bin mir nicht sicher wie begeistert er davon ist." Hermine begann zu lachen: "Harry ob du es glaubst oder nicht, der Vater meiner besten Freundin hat mir das 'Du' freiwillig angeboten." "Naja, ganz freiwillig wohl auch nicht", erwiderte ich und Ginny, Hermine und ich begannen zu Lachen. "Worüber lacht ihr denn Prinzessin?", Draco war nun auch wieder dazugestoßen. "Ach, wir haben grad nur darüber gesprochen wie Dad Mine und Ginny das 'Du' angeboten hat", antwortete ich immer noch mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. "Ja, das war lustig, als er mir davon erzählt hat sah er aus als hätte er in eine Zitrone gebissen", lachte nun auch Draco. "Alice", Harry nahm meinen Arm und bedeutete mir mitzukommen, also folgte ich ihm in eine ruhige Ecke. Draco schien nicht ganz so begeistert zu sein, denn sein Blick ließ mich keine Sekunde los. "Was ist denn, Harry?", fragte ich ihn, nachdem er stehen geblieben war. "Ist es wahr? Ist der Krieg tatsächlich vorbei?", ich konnte mir gar nicht vorstellen, was er alles durchgemacht haben muss und wie viel Bürde er sich selbst aufgeladen hat. "Ja, jetzt geht es dafür zu kämpfen, dass der Hass in den Herzen verschwindet und dabei ist ein erste großer Schritt, den Feindschaft zwischen den Häusern, vor allem Gryffindor und Slytherin zu bereinigen.", erwiderte ich. "Gut..", man hörte wie sich Erleichterung in ihm ausbreitete und ein bisschen von der Last auf seinen Schultern verschwand, "ich werde dir bei unserem neuen Kampf helfen. Diesen Kampf wirst du wohl anführen, als Tochter des Tränkemeisters aus Slytherin und Doppelspions und der Freundin des Eisprinzen aus Slytherin. Aber du kannst dich verlassen, dass ich an deiner Seite kämpfe! Professor Snape hat viel mehr Anerkennung verdient als ihm zuteil wird und Mal.. Draco scheint seine Taten wirklich zu bereuen und sich geändert zu haben." Tränen stiegen mir in die Augen, ich war so froh, dass Harry dies auch so sah. Denn wenn der große Harry Potter etwas sagt, dann fängt die ganze Zaubererwelt an darüber nachzudenken. "Danke", flüsterte ich und umarmte ihn.

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