Die ersten Unterrichtsstunden

1K 60 7
                                    

Severus Sicht:

Ich hätte es wissen müssen, kaum ist meine Tochter an der Schule stellt sie alle bisherigen Traditionen auf den Kopf. Ich dachte wirklich ich spinne, als ich die Große Halle betrat und sie am Slytherintisch saß. Sie gehört meiner Meinung zwar genau da hin, aber nicht als Gryffindor! Und dann hielt sie eine - zugegeben beeindruckende - Rede, die vermutlich alles ändern wird, vor allem wenn man sieht wie Draco sie unterstützt. Alle schauten Draco gespannt an, auch ich war neugierig, was mein Patensohn darauf sagen wird. "Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe und ich weiß auch, dass ich es nicht wieder gut machen kann, aber ich bin mir bewusst, was ich getan habe und möchte euch zeigen, dass ich mich verändert habe! Ich hoffe ihr könnt mir eine zweite Chance geben, mich kennen zu lernen.", er sprach nicht laut und ich konnte es nur verstehen, weil die ganze Halle leise war, doch als Ginny seine Hand ergriff, brach ein tosender Applaus aus.
Es dauerte lange bis sich die Schüler wieder beruhigt hatten. Ich war irgendwie stolz auf meine Kleine! Sie war noch nicht mal einen Tag hier und schon hatte sie mehr erreicht, als viele andere vor ihr. Vielleicht, aber nur ganz vielleicht ist sie doch richtig in Gryffindor.

Alice Sicht:

"Er will sich also wirklich ändern?", wollte Ginny zögerlich wissen. Ihr war die ganze Sache, die sich gerade in der Großen Halle abgespielt hatte, noch etwas suspekt. "Nein, er hat sich schon verändert!", erwidere ich ihr bestimmt. Wir waren gerade auf den Weg zu meiner ersten Unterrichtsstunde: Verwandlung. Ich war so froh, mit Verwandlung meine Schulzeit zu beginnen, schließlich hatte ich ja auch mit Minerva schon so oft geübt, wie ich mich so normal wie möglich verhalten konnte.
Es lief alles ganz gut. Professor McGonagall stellte eine Frage und ich wusste meistens die Antwort und konnte mich daher auch melden. Meine Feder hatte ich so verzauber, dass sie die wichtigsten Informationen mitschrieb, während ich so tat als würde ich selbst schreiben. Irgendwie fühlte es sich zwar richtig an, wie jeder 'normale' Mensch im Unterricht zu sitzen, aber gleichzeitig war es so unglaublich anstrengend. Es gab einfach viel zu viele Hintergrundgeräusche und permanent spürte ich die Blicke meiner Mitschüler auf mir. Ich war so froh, dass ich neben Hermine saß, denn Hermine konzentrierte sich auf den Unterricht und beobachtete mich daher nicht und versuchte daher auch nicht mit mir zu reden. Nach meinen erste zwei Unterrichtsstunden in Verwandlung war ich am Ende. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass der Unterricht so an meinen Nerven ziehen würde. Minerva schien genau das zu merken, denn als sie uns entließ, verabschiedete sie sich mit den Worten: "Ich hoffe, ihr habt alle einen guten Überblick über den Lehrplan der 7. Klasse erhalten und denkt bitte auch daran für eure UTZ-Prüfung die bereits gelernten Zauber der vergangenen Jahre zu wiederholen. Also fangt am besten gleich damit an! So und hiermit ist die heutige Stunde beendet. Wir sehen und übermorgen wieder! Ach und Miss Snape würden sie bitte noch kurz zu mir kommen."
Während alle anderen Schüler das Klassenzimmer verließen, ging ich vor zu Minerva. "Wirklich Miss Snape?! Musste das sein", fragte ich genervt, als außer uns beiden niemand mehr im Zimmer war. Ich bin stolz darauf Severus Snapes Tochter zu sein, trotzdem fühlt es sich immer noch nicht richtig an mit 'Snape' angesprochen zu werden und das sollte vor allem auch Minerva wissen. "Tut mir leid Alice, aber als Schüler wirst du nun mal mit deinem Nachnamen angesprochen.", antwortet die schlicht, ehe sie mir die Frage stellt, wegen welcher sie mich dabehalten hat: "Wie geht es dir? Du siehst sehr erschöpft aus." In ihrer Stimme schwingt Sorge mit. Ich erinnerte mich an ein Gespräch, welches ich zwischen ihr und Dad zufällig mitgehört hatte.

"Minerva, ich mach mir Sorgen um Alice."
"Aber wieso das denn. Sie macht sich wirklich gut und sie lernt schnell! Zudem hat Remus ihr alles beigebracht was sie können muss."
"Das ist es auch nicht, ich weiß das sie stofflich alles weiß und den Rest sehr schnell lernen und verstehen wird, aber was ist wenn der Unterricht ihr zu anstrengend wird. Sie möchte keine Sonderbehandlung und wird daher niemanden sagen, dass sie blind ist. Und selbst wenn die anderen Schüler es wüssten würde das nicht viel bringen. Sie ist es gewohnt alleine mit ihrem Lehrer dazusitzen und zu lernen. Ich bin mir nicht sicher, ob ihr bewusst ist, was es heißt in einem Klassenzimmer mit weiteren Schülern zu sitzen."
"Ach Severus, das wird sie schon schaffen. Sie ist ein starkes und ehrgeiziged Mädchen. Ich versteh deine Sorge und teile sie zum Teil auch, aber wir müssen Vertrauen in sie haben!"

Nachdem ich dieses Gespräch gehört hatte, schwor ich mir, dass ich den beiden zeigen werde, dass mir das nichts aus macht. "Mir geht es gut Minerva. Ich hab nur vor lauter Aufregung letzte Nacht nicht so viel geschlafen und bin deswegen ein bisschen erschöpft.", antwortete ich ihr und obwohl ich weiß, dass das eine Lüge ist, kann ich ihr nicht die Wahrheit sagen.
Und so vergeht der Tag weiter und ich habe im Unterricht teilweise wirklich das Problem, dass ich einfach nur aufgeben will, aber das kann und werde ich nicht. Am Nachmittag gehe ich in Dads Wohnung und gehe mit Twilly den behandelten Stoff durch und mache meine Hausaufgaben. Wir waren beide so vertieft, dass wir doch glatt das Abendessen verpasst hätten, wenn Draco mich nicht geholt hätte. Und so saß ich auch beim Abendessen am Slytherintisch.

BlindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt