Winter

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Draco Sicht:

Die Zeit verging wie im Flug. Es wurde kälter, die Tage wurden kürzer und dann fiel auch schon der erste Schnee. Trotz der vielen Arbeiten konnte man auch bei uns Schülern die aufkommende Weihnachtsstimmung bemerken. Wie Weihnachten wohl dieses Jahr werden würde? Letztes Jahr gab es überhaupt kein Weihnachtsfest bei uns zuhause und auch die Jahre davor feierten wir nicht so wirklich. Der dunkle Lord war zurückgekehrt und so waren andere Dinge wichtiger bzw. auf die Weise wie Weihnachten unter dem dunklen Lord gefeiert wurde, konnte man es nicht mehr als Weihnachten bezeichnen. Doch dieses Weihnachten würde besser werden, zusammen mit den Menschen, die ich am meisten liebte: Alice, meiner Mutter und natürlich auch Onkel Sev. Mum und ich würden über die Weihnachtstage in Prince Manor verbringen. Es war Sevs Idee gewesen, dass wir doch für die Tage gleich einziehen könnten und Mum und ich hatten natürlich begeistert zugesagt. Doch bevor ich endlich meine Ferien genießen konnte, musste noch einiges erledigt werden. Um die Geschenke musste ich mich noch kümmern und dann darf man natürlich die Schule nicht vergessen. Da wir dieses Jahr unseren Abschluss machen würden, waren die Lehrer noch unnachsichtiger, wenn es um Hausaufgaben ging. So kam es nicht selten vor, dass der ein oder andere Schüler noch weit nach Ausgangssperre in der Bibliothek über einen Stapel Bücher gebeugt saß. Mir passierte es sogar, dass ich in der Bibliothek einschlief und erst am nächsten Morgen wieder auf wachte. Zum Glück schien Alice diesen Stress nicht zu haben. Unsere gemeinsame Zeit, waren die schönsten Stunden der Woche. Jedes Mal, wenn sie mich wahrnahm, begann sie zu strahlen und zu lächeln. Und jedes Mal verliebte ich mich ein bisschen mehr in sie. Meine kleine Prinzessin. Ein Leben ohne Alice war inzwischen unvorstellbar und ich war mir sicher, sie irgendwann Mrs. Malfoy nennen zu dürfen. "Mister Malfoy", riss mich Professor McGonagall aus meinen Gedanken. "Ja, Professor", was wollte unsere Schulleiterin denn von mir, hatte ich irgendwas verbrochen. "Schön, dass ich sie hier treffe, ich habe schon nach ihnen gesucht. Folgen sie mir doch bitte in mein Büro." doch etwas verwirrt, folgte ich ihr. "Setzen sie sich doch", meinte Professor McGonagall, als wir ihr Büro betraten. Also setzte ich mich und wartete. "Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, es geht nur um den Weihnachtsball", erleichtert atmete ich auf, "Wie wir alle wissen führen sie eine Beziehung mit Miss Snape und da Miss Snape in Gryffindor ist, würde ich mich freuen, wenn sie als Zeichen, dass dieser Krieg und jegliche Konflikte zwischen den Häusern, vor allem zwischen Slytherin und Gryffindor, der Vergangenheit angehören, den Eröffnungstanz tanzen." Diese Bitte überraschte mich doch ein bisschen, dennoch breitete sich Stolz in mir aus, dass ausgerechnet ich, obwohl es wohl eher an Alice lag, die Möglichkeit bekam ein Zeichen für den Frieden zwischen den Häusern zu setzen. "Sehr gerne, Professor", war daher auch meine Antwort. "Sehr gut, dann werde ich demnächst mit ihnen und Miss Snape über eure Gardarobe und den Tanz sprechen. Sie dürfen dann gehen."

Alice Sicht:

"Schnee ist weiß", meinte Remus, das Mädchen auf seinen Schoß legte den Kopf schief und fragt: "Was bedeutet weiß, Daddy?" "Weiß ist eine Farbe. Weißes Licht enthält zum Beispiel alle Farben und wird oft als eine Farbe für Reinheit bezeichnet", versuchte Remus ihr die Farbe 'weiß' zu erklären. "Das versteh ich nicht", meinte das kleine Mädchen traurig, "Ich werde nie verstehen, was Farben sind.."

Ich schlug die Augen auf, Tränen liefen über mein Gesicht. "Es war nur ein Traum Alice, alles ist gut", versuchte ich mich zu beruhigen. Aber es war gelogen, das war nicht nur ein Traum. Es war eine Erinnerung und zudem ein traurige. Es war der erste Winter, an den ich mich erinnern kann. Wenn ich mich stark konzentriere kommt sogar das Gefühl zurück, welches ich hatte, als ich das erste Mal Schnee berührte. Ich mochte den Winter nicht und man konnte sogar sagen, dass ich den Schnee hasste. Jedes Jahr, wenn der erste Schnee fällt begräbt er die Natur unter sich und damit auch ihre Gerüche, was es für mich schwerer macht, mich zurecht zu finden. Der Winter war wieder gekommen und ich merkte wie meine Laune sank. Doch musste ich zugeben, dass der Winter hier in Hogwarts nicht ganz so geruchseintönig ist wie in Remus kleinen Häuschen. In diesem Schloss leben so viele Menschen, Geister und im Verbotenen Wald noch so viele Tiere, dass noch immer eine große Geruchsvielfalt vorhanden ist.
Langsam trocknen die Tränen, der Traum verblasst und ich schiebe die Erinnerung zur Seite, an Schlaf ist aber nicht mehr zu denken, auch wenn es vermutlich viel zu früh ist um aufzustehen. Trotzdem setze ich mich auf, schlüpfe in meine Schuhe und verlasse langsam und leise den Schlafsaal. Ohne groß darüber nachzudenken, gehe ich durch die Korridore. Als ich stehen bleibe, muss ich lächeln. Ich hätte mir denken können, dass mich meine Beine zu meinen Vater bringen. Leise sage ich das Passwort und betreten unsere kleine Wohnung. "Ein bisschen Schlaf würde dir bestimmt noch gut tun", beschließe ich, öffne die Tür zu Dad's Schlafzimmer und kuschel mich zu ihm ins Bett. Wie damals als ich klein war, nur das Remus noch da war. Wieder schleicht sich eine Träne in mein Auge und ich bin nicht stark genug um die weiteren zurückzuhalten. Dad zieht mich in eine Umarmung und hält mich fest. Er weiß, dass ich, wenn ich zu ihm komme, entweder schlecht geträumt habe oder an Remus denke, was meistens irgendwie zusammengehört.

Als ich das nächste Mal aufwache, fühle ich immer noch die Traurigkeit in mir, aber es ist nicht mehr so schlimm wie in der Nacht. Aus der Küche dringt der Geruch von Tee und frischen Brot, so stehe ich ganz schnell auf und laufe zu Dad in die Küche: "Guten Morgen, kann ich dir helfen?" "Guten Morgen, meine Kleine! Nein, alles bereits fertig.", antwortet Dad und wir setzen uns gemeinsam hin und beginnen zu Frühstücken. Das machen wir immer so, wenn ich nachts zu ihn gekommen bin. Er zeigt mir damit, dass er für mich da ist und ich kann ihm erzählen, was los ist, wenn ich denn will. Lange Zeit ist es still, da weder er ein Thema anspricht noch ich von meiner Erinnerung erzähle. Dad weiß, dass ich den Winter nicht mag und ich hab ihm auch von meinen Wintererlebnissen erzählt. "Also", beginnt Dad doch irgendwann, "ich hab mir überlegt, dass wir uns langsam mal Gedanken über Weihnachten machen sollten und ein paar Besorgungen erledigen müssen. Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende nach London gehen?" Ich hasse Städte immer noch, aber seit ich in Hogwarts bin ist es einfacher geworden, daher nicke ich nur. Schließlich brauch ich ja auch noch ein paar Weihnachtsgeschenke.

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