Als ich wieder zu Bewusstsein kam, konnte ich Stimmen um mich hören, erkannte meine Eltern und meine Schwester. Ich wollte die Augen öffnen doch es ging nicht. Erst jetzt spürte ich das Tuch, das um meinen Kopf gebunden war, fühlte den Knoten, der es hinten zusammenhielt. Ich wollte die Augenbinde herunterziehen, wollte endlich wieder etwas sehen können, doch jede meiner Bewegungen fiel mir unglaublich schwer. Schon meine Hand ein Stück zu heben bereitete mir unglaubliche Mühe und mit einem leisen Stöhnen gab ich es schließlich auf. Ich fühlte mich so hilflos wie nie zuvor, ich lag bewegungsunfähig und mit verbundenen Augen da, hatte keine Ahnung wo ich war oder wie ich hier hingekommen war. Doch mein Stöhnen schien die anderen auf mich aufmerksam gemacht zu haben, die Stimmen waren lauter geworden. Ich versuchte, einzelne Worte herauszuhören, erkannte immer wieder meinen Namen in dem Stimmengewirr. Ich wollte mich aufsetzen, den Kopf heben oder zumindest einen Finger bewegen, um meiner Familie, die allem Anschein nach um mich herum stand, zu signalisieren, dass ich sie hören könnte, doch ich schaffte es nicht, war dieser Anstrengung nicht gewachsen. Zu den Stimmen mischten sich jetzt andere Geräusche, eine sich öffnende Tür, Schritte. Jetzt eine weitere Stimme, mir fremd. Ich konzentrierte mich darauf, meine Eltern schwiegen inzwischen, nur meine Schwester links neben mir schluchzte ab und zu auf. Auch diese fremde Stimme sagte immer wieder meinen Namen, eingebettet in endlose Sätze, deren Sinn ich nicht verstand. Ich wartete, bis die Person wieder verschwinden würde, schließlich blieb mir kaum etwas anderes übrig. Doch auch nach wie es mir vorkam ewig langer Zeit sprach diese Stimme immernoch, mit gleichmäßig monotoner Stimme. An der Art, wie die Stimme klang, erkannte ich, dass sie nicht mit mir sprach, sondern mit meinen Eltern. Die Person klang gedämpft, als hätte sie sich von mir weggedreht, sie sprach schnell uns was sie sagte, klang professionell, wie man nur mit Gleichgesinnten spricht, mit anderen Erwachsenen, nicht mit siebzehnjährigen desorientierten und hilflosen Teenagern. Tatsächlich merkte ich zu meiner Erleichterung langsam, wie meine Energie und mein Bewusstsein immer mehr zurück in meinen Körper fand, ich verstand mit jedem Moment der verging mehr von dem, was gesagt wurde. Da, wieder erwähnte die fremde Stimme meinen Namen: »Stegi wird ihre volle Unterstützung brauchen in den nächsten Jahren« Beinahe freute ich mich, schließlich hatte ich den ersten Satz seitdem ich aufgewacht war vollständig gehört und verstanden, aber der Inhalt dieser Worte drängte meine Euphorie zurück. Bei was würde ich Hilfe brauchen? Warum? Ich versuchte, weiter zuzuhören, der nächste Satzfetzen, dem ich aufgriff war »mögliche Amnesie«. Ich schluckte. Was war mit mir passiert? Als ich den nächsten Satz der Stimme hörte, wünschte ich fast, nie zugehört zu haben: »Von dem heutigen Tag an wird ihr Sohn daher als schwerbehindert eingestuft werden. Sie haben einen Anspruch auch staatliche Beihilfe, außerdem können sie sich in betreffenden Fachkliniken über ihre Möglichkeiten an Hilfsmitteln informieren lassen.« Ich wollte schreien, ich war nicht behindert, ich war der selbe wie vorher, oder zumindest würde ich es bald wieder werden, sobald ich es schaffte, aufzustehen. Ich wollte schreien und toben, wollte mit allen Mitteln der Verzweiflung entfliehen, die mich überrollte, doch ich konnte mich immer noch kaum bewegen. Ich war zu schwach. Irgendwann gab ich auf, ließ mich von der Verzweiflung überrollen und versank erneut in ein tiefes Nichts.
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Nachdem ich heute für diese Geschichte so wahnsinnig viel schönes Feedback hier und auf Fanfiktion.de bekommen hab und noch ein paar vorgeschriebene Kapitel in Peto habe, hier gleich der zweite Teil für euch. :3
Ich hoffe, es gefällt euch genauso wie das erste Kapitel.
Meine einzelnen Kapitel werden sehr unterschiedlich lang werden, wies grad passt, ich habe schon Kapitel mit 500 Wörtern und dann wieder welche mit 2000 Wörtern. Also lasst euch überraschen.
Falls ihr irgendwelche Ideen habt oder konstruktive Kritik, immer rein in die Kommentare und ansonsten bis zum nächsten Kapitel! :3
Liebe grüße, minnicat3
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Blindes Vertrauen ~ #Stexpert
FanfictionWas ist, wenn dein Leben plötzlich über dir zusammenbricht und nichts mehr wie früher ist? Was ist, wenn du das Wichtigste in deinem Leben verlierst, das worauf all dein Handeln ausgerichtet ist, das was du immer als selbstverständlich erachtet has...