7. Tränen

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In Gedanken versunken strich ich mit den Spitzen meiner Schuhe über den Boden, auf dem ich in den letzten Tagen stundenlang laufen geübt hatte und dabei oft fast verzweifelt wäre. Tim saß neben mir auf der Matratze, einen Arm um meine Schulten gelegt. An den Stellen, wo seine Haut meine berührte, fühlte es sich an, als würde mein Körper in Flammen aufgehen und meine Haut prickelte angenehm. Ich selbst saß unsicher wie ein Seemann bei Sturm auf hoher See auf dem Rand meines Bettes, mein Gewicht leicht zu Tim verlagert. Ich hatte zum ersten Mal seit ich im Krankenhaus etwas anderes als Jogginghosen und gammelige Tshirts an und hoffte, dass die Kleidung, die meine Mutter mir stattdessen in die Hand gedrückt hatte, halbwegs gut aussah. Eigentlich sollte mein Kleidungsstil momentan auf der Liste meiner Prioritäten sehr weit hinten stehen, vor drei Tagen wurden die Schmerzmittel abgesetzt und seitdem wurde ich dauerhaft von leichtem Schmerz in meinen Augenhöhlen begleitet und heute war der Tag, an dem ich aus dem Krankenhaus entlassen werden würde. Heute würde ich endlich wieder nach Hause kommen, beziehungsweise in die Wohnung, die meine Eltern angemietet hatten, bis unser altes, vollkommen ausgebranntes Haus wieder renoviert sein würde, und ich machte mir Sorgen um mein Aussehen. Doch Tim schien meine Unsicherheit bemerkt zu haben, als ich mich langsam aus dem Bad getastet hatte, denn er war ohne Umschweife zu mir gekommen und mir ins Ohr geflüstert, dass ich gut aussehen würde. Und obwohl ich mein Gesicht nicht sehen konnte, spürte ich, wie meine Wangen warm wurden und wusste, dass ich rot geworden war.

Jetzt war meine Mutter irgendwo auf der Station unterwegs, um mit dem Arzt ein letztes Mal zu sprechen, bevor wir das Krankenhaus verlassen würden und Tim und ich warteten auf ihre Rückkehr.

Als ich ihre unverkennbaren Schritte über den Gang vor der Tür gehen hörte und das Klackern ihrer Schuhe mit jedem Ton lauter wurde, versuchte ich mich mental auf die nächsten Stunden vorzubereiten.

»Bist du bereit?« Hörte ich Tims tiefe Stimme.

Er war mein bester Freund, bedeutete mir mehr als jeder andere auf dieser Welt, war in dieser schwersten Zeit meines Lebens für mich da gewesen. Jeden anderen hätte ich wohl angelogen, hätte tapfer genickt. Aber ihm konnte ich die Wahrheit sagen, also schüttelte ich langsam den Kopf

»Ich hab Angst, Tim«, gestand ich ihm leise. Ich hatte Angst vor dem nächsten Schritt meines neuen Lebens, der unweigerlich jetzt beginnen würde, hatte Angst vor den Herausforderungen und Unmöglichkeiten des alltäglichen Lebens, denen ich nun begegnen müssen werde und an denen ich unweigerlich auch scheitern würde. Ich hatte Angst davor, immer auf jemanden angewiesen zu sein und niemals auf eigenen Beinen stehen zu können und davor, wie sich mein Leben von nun an verändern würde.

Ich hatte nicht gemerkt, dass ich zu weinen angefangen hatte, doch spürte ich eine heiße Träne über meine Wangen laufen. Ich wollte nicht weinen, weder aus Trauer oder Selbstmitleid, noch aus Angst oder Verzweiflung, ich war schließlich kein kleines Kind mehr, dass bei jeder Kleinigkeit zu heulen anfing. Leider kam ich mir momentan aber genau so vor.

»Shhhhhht, ist ja gut« Tim zog meinen Kopf vorsichtig zu sich und drückte ihn gegen seine Brust.

»Ist gut, Stegi. Du darfst weinen, das ist vollkommen okay. Du bist unglaublich stark.«

Es war, als hätte er meine Gedanken erraten und mit seinen Worten einen Staudamm in mir zum Sturz gebracht. Nun brach es nur so aus mir heraus, minutenlang weinte ich mich an meinem besten Freund aus. In seinen Armen fühlte ich mich einfach unglaublich sicher und geborgen, so störte es mich nicht ein Mal, als ich die Tür aufgehen hörte und meine Mutter den Raum betrat. Tim schien ihr ein Zeichen zu geben, seine sicheren Arme, die mir Halt gaben, bewegten sich kurz und meine Mutter setzte sich bloß schweigend auf einen der Stühle.

Irgendwann beruhigte ich mich wieder und als ich mich wiederstrebend aus Tims Armen löste, war ich beinahe froh, nicht mein verweintes Gesicht und die Mitleidigen Blicke meiner Mutter sehen zu müssen.

»Du schaffst das, mein kleiner Stegosaurus, du schaffst das. Ich glaub an dich und bin jederzeit für dich da, ich lass dich nicht alleine, okay?«, versuchte mein Freund mich zu ermutigen und tatsächlich atmete ich ein Mal tief durch und nickte dann zaghaft. Ich hörte meine Mutter aufstehen und spürte auch, wie Tim sich von der Matratze erhob und die zwei Reisetaschen mit meinen Sachen, die meine Familie in den letzten Wochen nach und nach hier angeschleppt hatten, hoch nahm. Vorsichtig stand auch ich auf und tastete mich zur Tür vor, meine Mutter wollte mich stützen, doch ich lehnte ab.

Ich wollte diesen Schritt in mein neues Leben alleine schaffen.

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Hayho zusammen!

Ich hoffe, auch dieses Kapitel gefällt euch wieder. Ich wollte mich bedanken für inzwischen 26 Favoriteneinträge. Ich weiß nicht, ob das viel oder wenig ist, aber für mich IST es viel, danke deswegen an euch alle, die Kommentieren, Favorisieren und gar empfehlen. Und auch an alle Schwarzleser da draußen! Huhu!

Mich würde jetzt zum Schluss noch ein Mal interessieren, ob ihr irgendwelche Nebenpersonen reinhaben wollt und wenn ja wen. Wenn es keine besonderen Wünsche diesbezüglich gibt, mach ich einfach wie ich Lust hab ;)

Dann würde es mich freuen zu hören, ob ihr eigentlich eure Manuskripte, die ersten Fassungen eurer Geschichten noch "klassisch" per Hand auf Papier schreibt oder direkt am Computer/Tablet/Handy und WARUM?

Und zum Schluss fände ich es ein Mal interessant, wenn ihr mir mal eure LIEBLINGS(#Stexpert-)Fanfiktion in die Kommentare schreiben würdet, fände das mal echt interessant.

Ansonsten Liebe Grüße und bis zum nächsten Kapitel morgen Abend, dann mit etwas mehr Action,

minnicat3

Blindes Vertrauen ~ #StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt