21. Traum

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Ich ging über eine lange Straße, rechts und links von mir säumten Häuser meinen Weg. Die Nacht war dunkel doch Lichter hinter nahezu jedem Fenster leuchteten meine Umgebung aus. Wenn ich nach oben schaute, sah ich die Sterne, schöner und heller als je zuvor. Versuchsweise ging ich zu einer großen, schweren Tür, die dunkelrote Farbe war schon leicht abgeblättert. Ein schwerer, rostiger Türklopfer in der Form einer Schlange zierte das massive Holz. Ich rüttelte an der Tür, doch sie war verschlossen. Also machte ich mich weiter auf den Weg, immer der Straße entlang. Eine andere Wahl hatte ich auch nicht, zwischen dein Häusern war keine Lücke und keine noch so kleine Gasse zweite ab. Ein Mal versuchte ich, umzudrehen und meinen Weg zurück zu gehen, doch in diesem Moment kam ein starker Wind auf und ich kämpfte mich mühsam Schritt für Schritt vorwärts, num um dann festzustellen, dass ich nicht vorangekommen war. Also drehte ich wieder um und setzte meinen Weg fort, im gleichen Moment erstarb auch der Wind. Irgendwann hörte ich Schritte hinter mir und als ich mich umdrehte, sah ich Tim auf mich zukommen. Sofort stieg Freude in mir auf und ich wartete ungeduldig, bis er bei mir angekommen war, nur um ihm direkt in die Arme zu fallen. Das Licht, das aus den Fenstern der Häuser fiel, schien Dunkler geworden zu sein, so dass ich Tims Gesicht kaum sehen konnte. Als Tim mich kurzerhand hochob und an sich drückte, quietschte ich kurz auf und genoss das Gefühl der Geborgenheit, das mich umgab. Ohne zu Zögern schlang ich meine Beine um seine Hüften und legte meine Arme auf seinen Schultern ab. Als ich mich auf seinem Arm zurücklehnte, um ihm ins Gesicht zu schauen, musste ich enttäuscht feststellen, dass es von meinem Schatten verdeckt wurde. Langsam ging Tim ein paar Schritte vorwärts, geradewegs auf eines der Häuser zu und lehnte sich gegen doe Wand, wobei er mich gegen den kalten Putz drückte. Jetzt konnte ich auch seine Augen sehen, seine wunderschönen Augen, die mich in ihren Bann zogen und nicht mehr losließen. Ein leichtes Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus und ich erwiederte es glücklich. Als seine Augen immer größer wurden und sein Gesicht immer näher kam, schloss ich verträumt die Augen.
Alles um mich herum wurde dunkel und im nächsten Moment spürte ich nicht mehr die harte Wand im Rücken, sondern die weiche Matratze, auf der ich lag. Ich war aufgewacht.

Euphorisch schlug ich die Augen auf, voller Hoffnungen, mehr als nur diese undurchdringbare Dunkelheit sehen zu können. Doch als mich wieder nichts als schwarz empfing, zerbrach erneut etwas in mir. Das konnte nicht sein. Ich war mir so sicher gewesen. Ich hatte schließlich gerade im Traum auch sehen können. Es musste einfach gehen! Ich konnte es, ich wusste es, ich musste es können. Ich war mir so sicher gewesen, so sicher. Doch vielleicht war der Traum auch nicht mehr als ein Traum gewesen. Schon spürte ich, wie die erste Träne unaufhaltsam über meine Wange rann. Ich hatte so sehr daran geglaubt, hatte an ein Wunder geglaubt. Doch ich würde nicht mehr sehen können, nie wieder. Und trotzdem würde ich jeden Morgen, wenn ich die Augen aufschlug, erneut die Hoffnung auf ein Wunder haben und erneut enttäuscht werden. Zerstört werden. Wie viele Enttäuschungen ein Mensch wohl aushalten konnte? Wie oft konnten zerbrochene Hoffnungen wieder repariert werden und am Boden liegende Menschen wieder aufstehen? War es irgendwann einmal zu viel? Zu viel, um wieder aufzustehen? Manche Sachen wurden nicht mehr heil, wenn sie einmal kaputt waren. Wie meine Augen. War es mit Menschen genauso? Würde mich diese Dunkelheit, die mich jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend empfing, mich irgendwann kaputt machen? So kaputt, dass ich nicht mehr ganz werden konnte? Und was konnte einen kaputten Menschen, zerstörte Hoffnungen wieder ganz machen? War das überhaupt möglich? Oder war es wie mit meinen Augen? Meine Augen waren kaputt und auch, wenn ich noch an ein Wunder glauben wollte, wusste ich doch, dass sie nie wieder funktionieren würden. Ich würde nie wieder etwas sehen können, nie wieder wie in meinem Traum die Häuser der Stadt erleben, die Farben genießen und die Sterne funkeln sehen. Ich würde den Rest meines Lebens in Dunkelheit verbringen.
Nun versuchte ich gar nicht mehr, den Strom der Tränen, die unaufhaltsam über mein Gesicht rannen, zu stoppen. Ich versuchte nur noch, möglichst leise zu sein und litt still für mich, doch irgendwann konnte ich meine Schluchzer nicht mehr zurückhalten. Ich spürte, wie Tim neben mir sich bewegte und mit ihm die Matratze, auf der ich lag. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich zu orientieren gehabt zu haben scheint, doch dann spüre ich eine erneute apprupte Bewegung von ihm und zucke überrascht zusammen.
»Stegi. Was ist los?«, flüsterte er erschrocken, doch ich zuckte bloß mit den Schultern. Ich wollte ihn nicht wecken, wollte nicht, dass er durch mich noch mehr Umstände hatte, alss er sich eh schon machte. In diesem Moment spürte ich, wie sich Tims Arm, auf dem ich immernoch gelegen hatte, unter mir bewegte und um meinen Oberkörper legte. Ich wurde nach hinten an Tims Brust gezogen und er drückte mich unaufhörlich an sich.
»Schhhhht, Stegi. Ist ja gut. Alles ist gut.«, versuchte er mich zu beruhigen, doch nun flossen die Tränen nur noch unaufhaltsamer und ich wurde von einer weiteren Welle an Schluchzern geschüttelt. Ich wollte nicht weinen, nicht jetzt, nicht vor ihm. Wollte nicht, dass er sich wegen mir Sorgen machte. Tims Arme lockerten sich von meinem Körper und er drehte mich vorsichtig um, so dass er nun direkt vor mir lag. Es schien ihm gar keine Mühe zu machen, mich hochzuheben, denn ich konnte keine noch so kleine Veränderung seiner Atemzüge erkennen. Sanft strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er legte seine großen Hände links und rechts an meinen Kopf und während er mit den Daumen meine Tränen von meinen Wangen wischte, wusste ich, dass er mich ansah. Wir hatten die Rollläden nicht geschlossen, also musste leichtes Dämmerlicht im Zimmer herrschen, genug, um meine verheulten Gesichtszüge zu erkennen. Verschämt wollte ich den Kopf beiseite drehen, wollte nicht, dass er mich so sah, doch er ließ mich nicht los und seine Hände zwangen mich, weiter in seine Richtung zu sehen. Sanft zog er meinen Kopf zu sich un an seine Schulter, seine Hände lösten sich von meinem Gesicht, nur um kurz darauf sanft meinen Hinterkopf zu umfassen und an sich zu drücken. Seine andere Hand streichelte ununterbrochen über meinen Rücken. Dabei hatte Tim wieder begonnen, unaufhörlich beruhigend auf mich einzureden und tatsächlich wurde ich langsam ruhiger und meine Tränen versiegten. Zurück blieb nur ein kleiner, erschöpfter Junge in den Armen seines besten Freundes.
Tim schien bemerkt zu haben, dass ich mich wieder beruhigt hatte und langsam löste sich der Druck seiner Hand von meinem Kopf. Ich sah es als Aufforderung, den Kopf wieder von seiner Schulter zu nehmen und hob ihn langsam wieder an. Verschämt achtete ich darauf, dass er mein verheultes Gesicht nicht sehen konnte, versuchte, mit meiner Hand meine wahrscheinlich ziemlich fleckigen Augenpartien zu verdecken, doch Tim hielt sanft meine Hand fest. Mit seiner anderen Hand hob er vorsichtig meinen Kopf an ind zwang mich so, in seine Richtung zu schauen. Als er kurz seine Hand wieder wegnahm, wollte ich mich sofort wieder abwenden, doch im selben Augenblick war seine Hand wieder an meinem Kinn.
»Stegi. Hör auf. Ich will dich jetzt ansehen können. Du bist so unglaublich stark, dabei hast du allen Grund zum Weinen. Du brauchst dich nicht zu schämen. Verstanden?«
Seine Stimme klang weich und trotzdem fest und bestimmt und ich nickte leicht. Als er dieses Mal wieder die Hand von meinem Gesicht nahm, machte ich keine Versuche, mich wegzudrehen. Als er merkte, dass ich mich nicht weiter wehren würde, verschwand auch sein warmer Griff um meine Handgelenke und stattdessen spürte ich seine sanften Hände an meinem Rücken.
»Was ist passiert, mein Kleiner? Hast du schlecht geträumt?«, fragte er und der besorgte Tonfall in seiner Stimme war nicht zu Überhören. Ich schüttelte den Kopf:
»Nein, nicht... nicht schlecht. Es war ein schöner Traum. Ich konnte wieder sehen. Ich konnte alles sehen und es war so unglaublich schön. Aber dann bin ich aufgewacht und alles war wie immer. Dunkel.«, erklärte ich.
»Ach Stegi.«, flüsterte er bloß und zog mich ein weiteres Mal fester an sich. Trotz der Müdigkeit, die die ganzen Tränen in mir hinterlassen hatten, fühlte ich mich geborgen in seinen Armen. Als er wieder begann, sanft über keinen Rücken zu streichen, kuschelte ich mich dieses Mal ungefragt an seine Schulter und genoss die Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Langsam und mit jedem Atemzug, mit dem seine Brust sich hob und senkte, schlief ich wieder ein und das Letzte, was ich hörte, bevor ich in einen dieses Mal traumlosen Schlaf fiel, war der schnelle Schlag seines Herzens.


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Hayho, Leute!

Danke erst einmal für all die Aufrufe und Stimmen.

Wer noch sein Wort aus dem Special-Kapitel nicht gefunden hat, kann es gerne immer noch schreiben, ich freue mich über jeden Kommentar!

Ich muss leider ankündigen, dass das hier das Letzte Kapitel vorerst sein wird, die nächsten drei Tage wird kein Kapitel kommen, da ich das Wochenende über im wunderschönen Österreich zum Wellness-Wochenende bin. *-* Ich denke aber, ihr könnt es verkraften, wenn einmal drei Tage lang nichts kommt, ich werde versuchen, in dieser Zeit viel vorzuschreiben und ab Montag kommt dann wie gewohnt wieder täglich ein Kapitel.

Wer in dieser Zeit Langeweile hat, kann gerne Mal bei zwei anderen wunderbaren Geschichten von zwei wunderbaren Mädchen vorbeischauen. Beide sind Prosa und haben daher meiner Meinung nach viel weniger Aufmerksamkeit, als sie verdienen! Ich komme selbst ursprünglich nicht aus dem Fanfiktion- sondern Prosabereich und weiß, wie demotivierend es sein kann, kein Feedback zu bekommen! Lest sie euch durch, wenn ihr wollt, ich finde, es lohnt sich! Und wenn ihr Lust habt, lasst ihnen Mal schöne Grüße, von mir da. 

http://www.fanfiktion.de/s/56c0c6540004f29c184415e1/1/Lost-Souls

https://www.wattpad.com/story/66207013-dämonenherz-der-kampf-um-licht 

Wie schon einmal erwähnt, geht Lesen auf Fanfiktion auch, ohne angemeldet zu sein!

Ansonsten wünsche ich euch ein schönes Wochenende und bis Montag!


Liebe Grüße, minnicat3



Blindes Vertrauen ~ #StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt