50. Unangenehm

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Er hat es getan. Er hat es ausgesprochen, ganz offiziell vor seinen Eltern. Noch immer hallten seine Worte in mir nach. ›Das ist Stegi, mein Freund‹. Erst jetzt fiel mir auf, wie still es um uns herum geworden war, keiner sagte mehr ein Wort.

»Aaah, dein Mitbewohner. Wir haben schon viel von dir gehört.«, hörte ich Tims Mutter übertrieben fröhlich sagen. Maske. Alles nur eine Maske. Ich musste schlucken. War das ihr Ernst? Hatte sie es wirklich nicht verstanden oder wollte sie es nur nicht verstehen? Nein, hätte sie es nicht verstanden, hätte nicht gerade dieses unangenehme Schweigen geherrscht. Sie wollte es bloß nicht wahrhaben. Tims Stimme an meinem Ohr. Tims Stimme, die mich in der Gegenwart hielt und nicht in meine Gedanken abschweifen ließ.

»Stegi, Hand«, murmelte er leise und ich brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen. Ich zauberte ein hoffentlich nicht zu gezwungenes Lächeln auf meine Lippen, setzte auch eine Maske der Höflichkeit und Fröhlichkeit auf. Was sie konnte, konnte ich schon allemal. Ich war so lange der unauffällige gewesen, hatte mich so lange versteckt. Wenn sie dieses Spiel spielen wollte, bitte. Ich hob die Hand ein stück und streckte sie nach vorne aus, wartete, dass sie sie ergriff und schüttelte.

»Freut mich«, lächelte ich höflich. Ihr Händedruck war kaum mehr ein Windhauch, anscheinend gehörte sie zu den Personen, bei denen man schon beim bloßen Ansehen Angst haben musste, sie zu zerquetschen. Ich achtete darauf, nicht zu viel Druck auszuüben. Auch eine zweite Person schüttelte meine Hand, bevor ich sie zurückziehen konnte. Ich hatte nicht damit gerechnet und zuckte kaum merklich zusammen.

»Die Freude ist ganz unsererseits«, erwiderte eine tiefe Stimme übertrieben höflich. Die raue Hand in meiner und diese Stimme, die sogar noch tiefer war als Tims, aber bei weitem nicht so angenehm, schienen zusammenzugehören. Die Stimme wirkte leicht kratzig, ich vermutete einen Raucher dahinter. Wenn mich nicht alles täuschte, Tims Vater. Wäre zumindest logisch.

»Kommt doch, setzt euch doch schon mal aufs Sofa«, fuhr Tims Mutter fort, erst jetzt fiel mir auf, dass sie sich nicht einmal namentlich bei mir vorgestellt hatten. Ich biss mir auf die Unterlippe, mir war mehr als nur unwohl.

»Für dich, Junge, ungefähr dreieinhalb Meter...« Ernsthaft? Ohne die kratzige Stimme zu beachten oder aussprechen zu lassen, mache ich mich auf den Weg, ich bin nicht dumm und nicht hilflos, nicht mehr. Als der Langstock an etwas anstößt korrigiere ich meinen Weg etwas nach rechts, ansonsten finde ich alleine durch die Zuordnung der Geräusche, die ich beim betreten des Raumes ausgemacht hatte das Sofa. Ich hörte Tim lachen, ein paar schnelle Schritte und seine direkte Anwesenheit hinter mir.

»Du bist der Hammer«, murmelte er und ich hörte sein Grinsen dabei. Ohne auf seine Eltern zu achten, die uns höchstwahrscheinlich beobachteten, tastete ich nach seiner Hand, bis ich sie fand. Schnell verschränkte ich meine Finger mit seinen. Als ich vor dem Sofa stand, drehte ich mich um und ließ mich vorsichtig darauf nieder, Tim viel schwungvoller direkt neben mir. Da keiner von uns beiden die Seite gewechselt oder die Hand des anderen losgelassen hatte, wir uns bloß beide umgedreht hatten, lag mein Arm quer vor meinem Bauch, seiner wohl genauso, so dass ich seine linke Hand mit meiner rechten hielt, obwohl er links von mir saß. Ich lehnte mich leicht in seine Richtung und spürte im nächsten Moment seine Hand, die mir durch die Haare fuhr. Bevor ich reagieren und sie wegschlagen konnte, war sie bereits wieder verschwunden. Grimmig drehte ich meinen Kopf zu ihm, so dass er meinen warnenden Gesichtsausdruck sehen konnte. Keiner darf es wagen, an meiner Frisur rumzupfuschen. Außer Tim, okay, Tim durfte das. Auch wenn ich auf beleidigt tat, störte es mich weitaus weniger als ich vorspielte. Leise lachte Tim. Ich hörte, wie Schritte zu uns kamen, seine Eltern sich schräg gegenüber niederließen, ebenfalls auf einem Sofa. Wo sein Bruder war, wusste ich nicht, aber ich hörte nichts mehr von ihm. In Kombination mit der hibbeligen Art, die er gezeigt hatte konnte ich mir relativ sicher sein, dass er nicht mehr im Raum war. Etwas überrascht spürte ich in der nächsten Sekunde Tims Arm, der sich um meine Schultern legte und lässig an meiner Seite herunterbaumelte, seine andere Hand umschloss immer noch meine und gab mir Sicherheit und dieser fremden Umgebung. Ich verstand, was er vorhatte. Er ging so offensichtlich mit unserer Beziehung um, dass seine Eltern sehen mussen, dass ich wohl mehr für ihn war als nur sein Mitbewohner. Tatsächlich schien es zu funktionieren. Ich hörte die kratzige Stimme Tims Vaters sich räuspern.

»Und Stegi ist dein...«, er zögerte, »Freund.«

Er klang mehr nach einer Frage als nach einer Feststellung, doch Tim klang sicher, als er mit einer schlichten und doch so aussagekräfigen Antwort konterte:

»Ja.«

Im nächsten Moment konnte ich Tims Lippen auf meinen spüren, wie um seine Worte zu unterstreichen. In diesem Moment war es mir egal, was seine Eltern dachten, hauptsache, Tim war an meiner Seite. Ich lächelte in den Kuss hinein.

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Hayho Leute!  

Ja, ich habe viel zu spät angefangen, zu schreiben, habe das Kapitel erst um viertel nach neun angefangen zu schreiben. ich bin doof. Schuld sind mal wieder viel zu gute Geschichten und Fanfiktions... Außerdem bin ich beim Schreiben die ganze Zeit ins Präsens abgerutscht, weil ich den ganzen Tag im Präsens gelesen habe. Das Verbessern immer wieder hat mich auch viel Zeit gekostet... Meh.

Liebe Grüße, minnicat3

PS.: Yeah, wir haben die 100 in der Kategorie Fanfiktion geknackt. Stand heute morgen auf Platz 95, wie die liebe JuniesSky mir mitgeteilt hat... Juhu!

PPS.: Yeah, Kapitel 50!!! Krass, oder?

Blindes Vertrauen ~ #StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt