»Hallo ihr Ficker. Viele von euch haben sich schon gefragt, was bei mir los ist, da ich seit über zwei Monaten jetzt keinen einzigen Post mehr geschrieben habe. Heute will ich euch diesbezüglich etwas Aufklärung verschaffen.«
Mein Herz pochte vor Aufregung und ich musste mich konzentrieren, um mich nicht zu verhaspeln. Tim hatte auf meine Anweisung hin die Kamera so platziert, dass sie die weiße Wand filmte und ich stand nun direkt hinter dem Stativ, so dass ich von hinten beleuchtet wurde und nur mein Schatten an der Wand zu sehen war. Tim hatte die Aufnahme gestartet und hatte mir Bescheid gegeben, dass er aus dem Bild verschwunden war, bevor ich begonnen hatte, meinen eben zurechtgelegten Text aufzusagen. Ich hatte mir meine Begrüßung überlegt, da ich damit schon immer am meisten Schwierigkeiten hatte, es fühlte sich einfach merkwürdig an, mit einer Kamera zu sprechen. Noch viel merkwürdiger war es allerdings, mit einer Kamera zu sprechen, die ich nicht einmal sah. Jetzt hatte ich bereits den Punkt erreicht, ab dem ich frei sprechen wollte, zur Not konnte man das Video ja im Nachhinein schneiden. Viel mehr zurechtgelegten Text hätte ich mir auch nicht merken können, schließlich hatte ich keinerlei Möglichkeit, ihn mir aufzuschreiben und abzulesen. Also musste dieser eine Satz genügen, der Rest musste intuitiv gehen. Tief atmete ich durch, bevor ich einfach zu sprechen begann:
»In letzter Zeit ist einiges Gutes passiert, aber auch viel Schlechtes. Manche von euch haben sich Sorgen gemacht, ob mir etwas passiert ist, andere haben schon Vermutungen aufgestellt, dass ich von Aliens entführt worden sei. Es gab sogar Stimmen, die meinen Tod vermutet haben. Tatsächlich ist es aber anders, als die meisten von euch vermuten werden. Mein letzter Post war vor genau einundsiebzig Tagen, ein Datum, das ich wohl nie vergessen werde. Am selben Tag noch hat sich mein Leben komplett verändert. In der Nacht, nachdem ihr das letzte Mal von ihr gehört habt, ist bei uns etwas sehr schlimmes passiert, in dieser Nacht wurde mir ein Teil meines Lebens genommen.«
Ich seufzte. Es lief bis jetzt ganz gut, die Worte kamen fast wie von selbst, doch jetzt würden wir zu dem Thema kommen, das immer noch wehtat, wenn ich darüber sprach.
»Es fällt mir nicht leicht, davon zu erzählen, aber ich möchte euch für alles danken und mich von euch verabschieden. Ja, das hier wird mein letztes Video sein, das letzte Lebenszeichen von mir in der Öffentlichkeit vielleicht für immer. Und ohne die Unterstützung und Hilfe so vieler Leute und ganz besonders einer Person könnte ich dieses Video niemals machen. Danke Tim, zu dir komme ich auch später noch einmal« Ich wusste nicht, warum, aber ich wollte Tim unbedingt Danke sagen, wollte es in aller Öffentlichkeit tun. Lächelnd drehte ich meinen Kopf in seine Richtung.
»Ich möchte euch jetzt erzählen, was in den letzten Wochen passiert ist, dass mein Leben sich so sehr verändert hat. Seit einundsiebzig Tagen ist meine Welt dunkel und farblos geworden, schwarz. Voreinundsiebzig Tagen habe ich mein Augenlicht verloren. Seit einundsiebzig Tagen bin ich blind.«
Ich atmete auf. Es war raus. Ich hatte es ausgesprochen. Weiter. Immer weiter. Sobald ich aufhören würde zu sprechen, das wusste ich, würde ich nicht wieder anfangen können. Ich musste meine Geschichte erzählen und ich musste es jetzt tun.
»Bei einem Brand wurden meine beiden Augen durch Fremdkörper verletzt und stark beschädigt, so dass ich mein vollkommenes Sehvermögen verloren habe. Amaurose. Vollblindheit. Als ich im Krankenhaus aufgewacht bin und nur Dunkelheit um mich hatte, habe ich Panik bekommen, als ich die Diagnose bekommen habe, ist eine Welt über mir zusammengebrochen. Ich hatte lange Zeit das Gefühl, mein Leben sei vorbei, doch in dieser so schweren Zeit gab es einen Menschen, der mir das Gegenteil bewiesen hat. Und nun, Tim, komme ich zu dir.«
Ich war mir sicher. Ich wollte Tim danken und ich wollte es offiziell tun. Es fühlte sich richtig an.
»Du warst vom ersten Moment an für mich da, bist mir viele Tage lang nicht von der Seite gewichen, hast mich in dieser schweren Zeit nicht alleine gelassen, mir immer wieder gesagt, ich müsse kämpfen. Und ich habe gekämpft, für dich. Ich weiß nicht, wo ich ohne dich jetzt wäre, aber ich weiß, dass ich nicht halb so glücklich wäre, wie ich es bin. Du hast mich vor dem Loch bewahrt, in das ich zu fallen drohte und du hast mir gezeigt, wie viel ich doch immer noch kann. Dir ist es zu verdanken, dass ich den Unterschied kenne zwischen blind und hilflos und weiß, dass diese beiden Begriffe nichts miteinander zu tun haben. Du warst immer da, wenn ich jemanden gebraucht habe, an den ich mich anlehnen konnte, jemanden gebraucht habe, der mich in den Arm nimmt. Danke, Tim.«
Ich lächelte glücklich und einfach unglaublich dankbar in Tims Richtung, der sich nun bewegte. Ich hörte seine Schritte auf mich zukommen und spürte seinen Körper an meinem, als er mich in seine Arme schloss.
»Tut mir leid, ich kann nicht anders. Ich schneide es nachher raus«, flüsterte er leise, doch ich schüttelte den Kopf.
»Nein, soll ruhig jeder sehen,was für ein toller Mensch du bist«, erwiderte ich ebenso leise und genoss den Moment, in dem Tim mich noch näher zu sich zog, bevor ich mich in seinen Armen wieder zu der Wand umdrehte.
»Ja, wie ich bereits erwähnt habe, gab es auch einige Lichtblicke in dieser dunklen Zeit für mich, denen es zu verdanken ist, dass ich wieder lächeln kann«, fuhr ich mit fester Stimme fort.
»Ich wohne seit ein paar Tagen mit Tim zusammen, was mir vieles erleichtert und schöner macht. Es nimmt einem viel der Einsamkeit, die einem die ewige Dunkelheit gibt. Der Traum aller #Stexpert-Shipper unter euch wird war, eine #Stexpert-WG wie ihr sie euch so oft ausgemalt habt. Auch einer dieser Lichtblicke sind meine Freunde, ihr habt mich dann zum Lachen gebracht, als ich es am ehesten gebraucht habe. Sturmi, Tobi, Rafi, Palle? Danke an euch. Ich hoffe, auch ihr lasst mich niemals alleine.«
Ich lächelte. Ja, ich hatte alles gesagt, was ich erzählen wollte. Fast alles.
»Ein großer Dank gilt aber auch euch, jedem einzelnen von euch, die ihr meine Videos geschaut habt, meine Posts verfolgt, Bilder gemalt und Fanfiktions geschrieben habt. Ihr wart Teil der schönsten Zeit meines Lebens. Jetzt, da diese Zeit ein Ende finden muss, wird mir umso mehr bewusst, wie sehr ich Youtube und alles was dazu gehört genossen habe. Es erscheint mir immer noch wie ein Wunder, wie viele Leute ich erreichen konnte und dafür möchte ich jedem einzelnen von euch danken. Es ist schade, dass diese Zeit nun zu Ende geht, aber eine neue Zeit wird beginnen und ich bin mir sicher, dass auch diese Zeit toll werden wird. Ich will kein Mitleid von euch, denn es gibt keinen Grund, mich zu bemitleiden. Mein Leben wird weitergehen und es wird schön werden, schön, wie es schon immer war. Danke.«
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Hayho Leute!
Ja, da ist das Video. Viele von euch hatten Vermutungen, viele lagen richtig damit. Genau wie Stegi in meiner FF habe ich den Text einfach runtergeschrieben, ohne mir davor Gedanken darüber zu machen. Ich hoffe, ihr seid zufrieden?
Passend dazu hat Stegi heute ja auch ein Video hochgeladen. Was haltet ihr davon? Ich persönlich freue mich wahnsinnig auf Nero, da ich zu Hero-Zeiten selbst noch kein Youtube geschaut habe. Somit ist das jetzt wohl eine zweite Chance für mich. Und mit #Stexpert in Team grün (auch noch meiner Lieblingsfarbe ;)) kann es ja nur gut werden! Hätten sie die beiden getrennt in Teams gesteckt, hätten sie wohl eine Meute messerschwingender Shipper an den Fersen... ;) Was haltet ihr von Nero?
Liebe Grüße, minnicat3
PS.: Kapitel 37... 37 ist meine Lieblingszahl :)
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Blindes Vertrauen ~ #Stexpert
FanfictionWas ist, wenn dein Leben plötzlich über dir zusammenbricht und nichts mehr wie früher ist? Was ist, wenn du das Wichtigste in deinem Leben verlierst, das worauf all dein Handeln ausgerichtet ist, das was du immer als selbstverständlich erachtet has...