8. Zusammenstoß

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Meter um Meter kämpfte ich mich vorwärts, versuchte, mir durch Geräusche und Gefühle ein Bild von meiner Umgebung zu machen. Sobald uns Schritte entgegen kamen, die ich nicht zuordnen konnte, blieb ich sofort stehen und drückte mich an die Wand, die mir als Orientierung auf meinem Weg diente. Jedes Mal stieg unkontrolliert Angst in mir auf, ich fühlte mich hilflos und ausgeliefert. Mir war es fast, als würde ich in eine Schockstarre verfallen, ich konnte oder wollte mich nicht bewegen, machte mich klein und hoffte, unsichtbar zu werden. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so angreifbar gefühlt.

Bevor wir die Station verließen, verabschiedeten wir uns noch bei den Schwestern, die mich die letzten Wochen betreut hatten und ich ließ mir von allen die Hand schütteln und viel Glück wünschen. Es fühlte sich jedes Mal aufs neue lächerlich an, meine Hand ins Leere auszustrecken und zu hoffen, dass der Andere sie nehmen würde oder orientierungslos nach den Händen anderer zu tasten, die sich von mir verabschieden wollten. Und nicht nur das. Allgemein fiel mir jede Art von Konversation mit Anderen schwer, wenn ich sie nicht sehr gut kannte. Ich hätte es nie für möglich gehalten, wie anspruchsvoll so etwas früher selbstverständliches wie eine Unterhaltung wurde, wenn einem jegliche visuelle Eindrücke fehlten und man die Reaktion seines Gegenübers auf die eigenen Worte nur erraten konnte. So war es gekommen, dass ich mich selbst verändert hatte. Nicht nur unvermeidbare physische Veränderungen, die aus meiner Blindheit resultierten, sondern auch auf psychologischer Ebene. Ich war stiller geworden, wenn ich früher im Gespräch stets offen gewesen war und Witze gerissen hatte, stets das Gespräch gelenkt und gestaltet hatte, so war ich heute still und zurückhaltend, sprach nur noch auf Nachfrage und nur das Nötigste. Ich hatte Angst davor, etwas falsches zu sagen und es nicht zu merken.

Auch Tim schien aufgefallen zu sein, wie schwer ich mir tat, denn als wir uns ins Treppenhaus vorgearbeitet hatten und schließlich im Aufzug standen, trat er von der Seite an mich ran:

»Alles okay? Schaffst du es?«, flüsterte er mir ins Ohr, seine Stimme klang, wenn auch leise, besorgt. Ich nickte nur schlaff:

»Muss ja. Ich habe ja keine Wahl.«

»Doch, hast du. Aber du hast dich für Kämpfen entschieden. Vergiss das nie, okay?«

Ich wollte ihn fragen, was er damit meinte, doch der Aufzug stoppte in diesem Moment und Tim schob mich ohne ein weiteres Wort auf die Seite der Kabine zu, die gegenüber der Tür lag, durch die wir den Lift betreten hatten und an der wohl eine weitere Tür war, zumindest traten wir durch eben diese Wand durch. Ich folgte den Schritten meiner Mutter nach rechts, schob meine Füße tastend voran, bis ich mit der Schuhspitze ins Leere trat. Ich erfühlte zwei Stufen und stützte mich vorsichtshalber an der Wand ab, als ich sie hinunterstieg. In dieser Sekunde merkte ich auf ein Mal, wie die Luft frischer und weniger abgestanden wurde und beschleunigte meine Schritte, bis ich schließlich an meiner Mutter vorbei aus dem Gebäude trat. Ein leichter Windhauch fuhr mir in die Haare und die Vögel zwitscherten. Ich lächelte leicht. Von rechts konnte ich Kinder hören und ein regelmäßiges Quietschen. Die Geräusche kamen mir bekannt vor und ich musste sofort an einen Spielplatz denken. Erinnerungen aus meiner eigenen Kindheit überkamen mich und ließen mich zusammenzucken. Damals war alles so gut gewesen, so heil und bunt. Jetzt war nichts mehr gut, mein Leben war zerstört und aus bunt war schwarz geworden. Absolutes, undurchdringbares schwarz, für immer. Selbst als ich mein Gesicht suchend nach oben streckte, um die Sonne über mir zu spüren, hellte das Schwarz sich nicht, wie ich gegen alle Vernunft fast erwartete, auf und verschmolz zu einem sonnendurchfluteten Rot, sondern blieb einfach schwarz. Mit aller Kraft versuchte ich wieder, die Verzweiflung und Angst, die mich zu überkommen drohte, zurückzudrängen. Ich blinzelte die Tränen zurück, die aus meinen kaputten Augen kommen wollten und versuchte mich abzulenken. Ich drehte mich fragend in die Richtung um, in der ich meine Mutter und Tim vermutete und verbesserte meine Blickrichtung noch ein Mal ein wenig, als meine Mutter mir erklärte, wo das Auto stand und ich anhand ihrer Stimme besser einschätzen konnte, wo sie war. Wir überquerten den Hof und traten durch eine Schiebetür in einen breiten Durchgang. Von links kamen einige Stimmen, ich hörte Schritte und eine elektrische Ansage, die eine dreistellige Nummer durchgab. Wir waren in der Notaufnahme. Ich zog den Kopf ein, versuchte zurückzudrängen, wie unangenehm mir diese Menschenansammlung war und ging nach Anweisungen meiner Mutter weiter geradeaus, bis ich plötzlich ihre ängstliche Stimme hörte und eine Hand spürte, die mich an der Schulter zurückzog:

»Vorsicht Schatz!«, übertönte sie die anderen Stimmen um mich herum. Ich hörte Schritte und etwas rollen, klirren und scheppern. Ich zuckte zusammen und wollte mich klein machen, unsichtbar werden, verschwinden.

»Kannst du nicht schauen, wo du hinläufst? Mach doch die Augen auf, du Depp!«, schrie eine Stimme von rechts auf mich ein und ich zuckte bei jedem Wort wie bei einem Peitschenschlag zusammen. Weiter und immer weiter schimpfte die Perosn auf mich ein und ich merkte, wie in mir drin etwas zerbrach. Mit jeder Sekunde wurde ich kleiner, sackte in mich zusammen und brach schließlich ein, mein Körper und Geist waren zu schwach, um mich weiterhin zu halten. Zwei Arme fingen mich auf, bevor ich zu Boden fiel und stützten mich, gaben mir den Halt, den ich eben verloren hatten. Tim. Tränen rannen ungehindert über meine Wangen und ich schluchzte leise. Ich spürte Tims Hand in meinem Haar, der meinen Kopf nach vorne zog und an seine Brust presste. Dabei redete er ununterbrochen beruhigend auf mich ein, leise, so dass nur ich ihn hören konnte. Ich blendete alles um mich herum aus, verdrängte die Stimme meiner Mutter und die des Fremden, die sich gegenseitig anschrien, verdrängte die Stille, die sich über den Rest des Wartebereichs gelegt hatte und die schnellen Schritte, die auf uns zukamen und zwischen meine Mutter und den Fremden traten. Ich hörte eine Person schlichtend auf sie einreden und schließlich verstummte die Stimme des Fremden und eine kurze unangenehme Stille entstand.

»Tut mir leid, Junge, ich konnte ja nicht wissen, dass... Ich mein, woher sollte ich wissen, dass du blind bist?«

Ich versuchte die Stimme zu verdrängen, blickte nicht auf, versteckte mich weiterhin an der Brust meines besten Freundes.

»Lassen sies gut sein. Das macht es nicht besser.«, hörte ich Tim ruhig sagen, seine tiefe Stimme hob sich von den anderen deutlich ab. Im gleichen Moment zog er mich auf die Beine und schob mich weiter gerade aus, unseren ursprünglichen Weg weiter entlang. Irgendwie kamen wir zum Auto und ich landete auf dem Rücksitz neben Tim, der mich sofort soweit es die Anschnallgurte zuließen, an sich zog. Seine Umarmung tat mir unglaublich gut, gab mir neue Kraft und schaffte es schlussendlich, mich einigermaßen zu beruhigen. Zurück blieb nur eine große Müdigkeit und Leere.

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Hayho Leute, 

sieht so aus, als wäre tatsächlich noch ein mal etwas passiert... Stegi wird es schon nicht einfach haben, auf ein mal ohne seinen "wichtigsten" Sinn... Ob tatsächlich der Sehsinn der wichtigste ist, kann ich nicht sagen, aber ich behaupte es gerade einfach ein mal. So.

Ich schreibe heute ausnahmsweise das Nachwort tatsächlich ein Mal nicht aktuell, da ich nicht weiß, wie viel Zeit ich haben werde, um hochzuladen und daher alles schnell gehen können soll... (Huch? "gehen können soll"? Grammatikalisch stimmts...) Also ist euer jetzt eigentlich mein morgen abend, wohingegen mein jetzt euer gestern Nacht ist. Und eigentlich ist mein jetzt inzwischen auch euer jetzt und mein jetziges jetzt ist mein vergangenheits jetzt. Noch fragen? Kann mir noch irgendjemand folgen? Nein?

Nunja, meine Gedanken sind Nachts nicht mehr so ganz zurechnungsfähig, ich habe gerade Kapitel 14 zu Ende geschrieben, lag im Bett und dachte mir auf ein Mal: "Mist. Ich habe vor ein paar Kapiteln geschrieben, dass Tim über Stegis Aussehen nachdenkt, aber Stegi erwähnt mit keinem Wort Tims (gutes ;)) aussehen... Nunja, dieser peinliche Moment hielt eine viel zu lange Sekunde an, bis mir schlagartig wieder bewusst wurde, dass Stegi ihn ja gar nicht sehen kann... Ja, Minni, manchmal ist denken echt nicht so deine Stärke... warum ich euch das jetzt allen erzähle? Weil es euch zu interessieren hat! Oder ihr habt so zu tuen als on! ;) Und weil es wie gesagt mitten in der Nacht ist und ich nicht zurechnungsfähig bin.

Nunja, ich habe jetzt erst ein Mal zwei Wochen Ferien, die ich auf jeden Fall zum Schreiben nutzen will... Mal sehen, was dabei rumkommt... :)

Tut mir Leid für mein vieles sinnloses Geplapper hier, ich höre jetzt besser auf. Um ehrlich zu sein, weiß ich noch nicht ein mal, ob ich dieses lange Schlusswort überhaupt verwenden will morgen... Wenn mir genug Zeit bleibt, schreibe ich es noch ein Mal neu. Und wenn nicht: Sooooorry :( *-*

Liebe Grüße, minnicat3

Blindes Vertrauen ~ #StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt