Vorsichtig bahnte ich mir meinen Weg zum Sofa, stets darauf bedacht, potentielle Stolperfallen mit den Füßen zu ertasten, bevor ich unsanft auf dem Boden landen würde. In den Händen trug ich zwei Schüsseln mit Keksen, die ich erleichtert auf dem Beistelltisch abstellte, als ich endlich mein Ziel erreicht hatte.
»Bedient euch«, lächelte ich in die Richtung des Sofas, auf dem sich inzwischen alle niedergelassen hatten. Kurz stand ich unschlüssig herum, ich wusste nicht, wer wo saß und fand es deswegen fast unmöglich, mir selbst einen Platz auf dem Sofa zu schaffen. Während meine Schwester mit den Keksen beschäftigt war, schien Tim mein Zögern zu bemerken.
»Stegi«, hörte ich ihn leise ganz in meiner Nähe murmeln und im nächsten Moment streifte seine Hand kurz meine, bevor er sie fester griff und mich sanft zu ihm zog. Lächelnd landete ich auf dem Sofa, mehr auf Tim als neben ihm. Verlegen wollte ich zur Seite rutschen, Abstand zwischen uns bringen, doch er schlang seine Arme um mich und hielt mich zurück.
»Lass«, flüsterte er leise direkt neben meinem Ohr und ich verstand. Wir wollten es meinen Eltern sagen, jetzt, also war es egal, was sie vermuteten, wenn sie uns so sahen. Ich nickte leicht und Tim lockerte seinen Griff etwas, woraufhin ich mich in eine bequemere Position brachte. Zwar rutschte ich dafür von ihm runter, blieb aber dicht an ihn gedrängt und kuschelte mich weiterhin an seinen warmen Oberkörper. Warum strahlte Tim eigentlich immer so eine Wärme aus? Nicht nur körperlich sondern auch psychisch. Tim schaffte es immer, mein Herz schneller schlagen und meine Brust wärmer werden zu lassen. Auch jetzt machte mein Herz wieder einen Satz, da Tim mir sanft einen Kuss auf die Stirn hauchte. Automatisch verkrampfte ich mich, dachte an meine Familie. Aber eigentlich war es genau das, was wir wollten. Es ihnen erzählen. Und bekanntlich sagten Taten ja mehr als tausend Worte. Also war es vielleicht gar nicht falsch, Taten sprechen zu lassen, zumal ich das, was ich empfand einfach nicht in Worte fassen konnte. Langsam entspannte ich mich wieder, zwar war ich immer noch aufgeregt wegen dem, was mir nun bevorstand, doch Tim schaffte es mit den gleichmäßigen Strichen seiner Hand auf meinem Rücken, mich zu beruhigen. Beinahe instinktiv und ohne weiter nachzudenken, machte ich mich groß und tastete mit einer Hand nach seinem Gesicht, bevor ich kurz meine Lippen dankbar auf seine Wange drückte. Wie auf Befehl fing meine Schwester an zu quietschen und ich zuckte erschrocken zusammen. Als sie sich wieder gefangen hatte und mir und Tim wenige Sekunden später gleichzeitig um den Hals fiel, merkte ich, dass meine Eltern vollkommen verstummt waren. Fast spürte ich ihre Blicke auf uns und drückte mich schutzsuchend näher an Tim und meine Schwester, die sich neben mir niedergelassen hatte. Beruhigend drückte Tim meine Hand. Ich sah es als Aufforderung, zu sprechen und holte tief Luft. Es war soweit. Der Anfang war gemacht, jetzt musste ich diesen Weg nur noch weiter verfolgen. Und hoffen, mich unterwegs nirgends zu verletzen.
»Mama, Papa?«, fing ich an und fühlte mich wie ein Kind, das vor dem schwersten Schritt seines Lebens stand.
»Ich... Ich wollte.« Ich hatte keine Worte für das, was ich sagen wollte, schaffte es nicht, mich auszudrücken. Ich konnte es nicht erklären. Doch ich musste, Tim zuliebe. Uns zuliebe.
»Tim und ich sind zusammen. Ich konnte die letzten Wochen so viel von dem, was ich gefühlt habe, nicht einordnen, doch in den letzten Tagen ist mir bewusst geworden, dass ich mehr für Tim empfinde, als bloße Freundschaft. Ich liebe Tim.«
Es war raus. Ich hatte es tatsächlich ausgesprochen. Unser Geheimnis war nun offiziell gelüftet. Ich hatte es tatsächlich geschafft. In mir drin wollte alles in Jubel ausbrechen, doch etwas hielt mich davon ab. Etwas fehlte. Meine Eltern hatten sich immer noch nicht gerührt, keinen Ton von sich gegeben. Ich begann unkontrolliert zu Zittern, Panik stieg in mir auf. Ängstlich klammerte ich mich fester an Tims Hand, meinen einzigen Anker.
DU LIEST GERADE
Blindes Vertrauen ~ #Stexpert
FanfictionWas ist, wenn dein Leben plötzlich über dir zusammenbricht und nichts mehr wie früher ist? Was ist, wenn du das Wichtigste in deinem Leben verlierst, das worauf all dein Handeln ausgerichtet ist, das was du immer als selbstverständlich erachtet has...