Es dauerte ganzen einen Monat, bis sich mir endlich eine Gelegenheit bot.
In diesem Monat hatte sich aber etwas zugetragen, was mich äußerst beunruhigte. Albus Dummbledore, der Schulleiter war vom Schulrat suspendiert worden. Draco Malfoy, dessen Vater das beantragt hatte, war natürlich sehr zufrieden mit sich selbst. Ich allerdings befürchtete das Schlimmste. Niemand könnte die Schule besser schützen als er und jetzt...
Wie dem auch sei, etwas später trug sich folgendes zu:
Kräuterkunde entfiel, da unsere Lehrerin, Professor Sprout, alle Hände voll damit zu tun hatte, einen Wiederbelebungstrank für alle Versteinerten zu brauen.
Wir sollten in der Bücherei selbstständig einen Aufsatz zu Alraunen verfassen und ihn in der nächsten Stunde abgeben.
Lewis war nach Zaubertränke in den Krankenflügel verschwunden, er hatte behauptet, er hätte Fieber. Ich bezweifelte das zwar sehr, hatte aber natürlich nichts gesagt. Schließlich war ich seine beste Freundin. Meine Vermutung war, er wollte einen genaueren Blick auf die Versteinerten werfen. Das wäre typisch Lewis.
Ich seufzte, zog Pergament, Tinte und meine smaragdgrün-schwarze Feder heraus.
Alraunen sind Pflanzen, deren Wurzeln aussehen wie ein kleines, verschrumpeltes Baby. Sie können so laut schreien, dass sie, sobald sie ausgewachsen sind, damit sogar Zauberer töten können. Wenn sie noch jünger sind, ist ihr Schrei zwar nicht tödlich, aber er würde zu einer längeren Ohnmacht führen.
Alraunen sind außerdem eine beliebte Zaubertrankzutat, unter anderem auch für den Wiederbelebungstrank, dessen Hauptessenz sie darstellt.
Ich setzte die Feder ab und las mir meine Einleitung noch einmal durch. Keine meiner Glanzleistungen, aber für ein Plus dürfte es genügen.
Ich blickte in die Ferne, zum Fenster hin, durch welches lange Sonnenstrahlen fielen. Das Wetter wollte so gar nicht zu meiner Stimmung passen.
Gedankenverloren sah ich umher, ich hatte den Aufsatz ganz vergessen. Wie gern würde ich jetzt über das Schlossgelände spazieren und das schöne Wetter genießen. Aber nein, stattdessen mussten wir mehr arbeiten als sonst!
Schicksalsergeben senkte ich den Blick hinunter. Dann verharrte er plötzlich auf einer Stelle, einem kleinen Tisch im Schatten eines Buchregals.
Das Taschenbuch!
Ich konnte es nicht fassen, wie viel Glück ich hatte. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass die Besitzerin das Buch zweimal liegen lässt und ich es beides Mal finde? Sie war wohl nicht sehr ordentlich veranlagt.
Vor allem aber war sie nicht da, was mir natürlich sehr gelegen kam.
Pech für sie, Glück für mich.
Ich sah jetzt extra genau hin, mir sollte nicht das kleinste Detail entgegen. Aber auf den ersten Blick schien sich nichts Neues zu zeigen. Ich zweifelte bereits an meinem Urteilsvermögen. Vielleicht war es doch nur ein ganz normales Büchlein?
Enttäuscht stand ich auf und achtete dabei nicht auf das Tintenfässchen neben mir. Ich stieß es an und der gesamte Inhalt ergoss sich über das Taschenbuch.
„Verdammt!", fluchte ich und starrte panisch auf die Tinte, die sich langsam in die Seiten ein sog. Jetzt würde jeder sehen können, das ich hier war!
Ich war schon dabei, das Weite zu suchen, als mir das Unfassbare auffiel. Die Tinte begann zu verschwinden! Sie sog sich hinein und verschwand dann vollkommen.
Mit leicht zittriger Hand griff ich das Buch an. Es war staubtrocken, es fühlte sich an, als wäre es nie von all der Tinte benetzt worden. Wie war das möglich? Welcher Zauber war das?
Ich holte meine Feder und setzte sie auf.
Alraunen sind Pflanzen, deren Wurzeln aussehen wie ein kleines, verschrumpeltes Baby.
Ich wartete einen Augenblick, dann verschwand die Schrift. Ich runzelte die Stirn. Darum war also nicht zu sehen gewesen. Aber wie konnte man es wieder sichtbar machen?
Mein Herz setzte einen Schlag aus, als plötzlich aus dem nichts Buchstaben erschienen.
Ich weiß. Wer bist du?
Wie vom Donner gerührt starrte ich auf den eleganten Schriftzug.
Wer will das wissen?
Ich kam mir lächerlich vor, fast, als würde ich mit mir selbst schreiben. Doch das tat ich nicht. Der oder die geheimnisvolle Fremde antwortete.
Tom Riddle
Tom Marvolo Riddle?
Eben der.
Der Besitzer des Buches. Mich überfiel auf einmal schreckliches Kopfweh. Mein Schädel brummte wie verrückt, in mir schien es zu schreien: „Lass mich raus!". Es war mir unheimlich. Ich wusste bereits, was jetzt kommen würde. „Voldemort!". Schon wieder. Immer und immer wieder das selbe Wort. Es war, als wäre mein Kopf eine Höhle und irgendjemand hätte dieses Wort gesagt und das Echo wollte einfach nicht verstummen.
Voldemort
Das war ich gewesen. Ich hatte es geschrieben. Es war fast, als würde mein Gehirn ohne mein Zutun arbeiten. Doch jetzt gab es wieder Ruhe, fast, als wäre das kleine Wesen in meinem Kopf, das andauernd den Namen eines Gefährlichen Magiers in meinem Kopf herum schrie, zufrieden mit sich selbst und wolle mir eine Ruhepause gönnen. Warum? Warum hatte es aufgehört? Ich bekam es mit der Angst zu tun. Die Sache gefiel mir nicht. Nichts machte mich so nervös wie das Gefühl, wehrlos zu sein, keine Kontrolle über mich selbst zu haben und etwas beim besten Willen nicht verstehen zu können.
Es dauerte länger als sonst, bis endlich wieder die vertraute Schrift auftauchte.
Woher weißt du das?
Ich runzelte die Stirn verwirrt und war froh, dass Tom mich nicht sehen konnte. Woher wusste ich... was?
Aber ich beschloss mitzuspielen.
War nicht unbedingt schwer zu erraten.
Wer bist du?
Das geht dich nichts an.
Hat es dir jemand erzählt?
Er schien Panik zu bekommen. Interessant.
Niemand. Ich bin nicht dumm weißt du?
Ich habe einen Deal vorzuschlagen.
Der wäre?
Du erzählst niemanden, wer Tom Riddle tatsächlich ist, dafür sollst du Macht über alles bekommen. Du musst nur den Mund halten und verschweigen, dass ich Lord Voldemort bin.
Ich schnappte nach Luft. Was?! Tom Riddle war Voldemort? Oh, Gott! Woher hatte ich das gewusst!? Er lebte noch... und zwar in einem Taschenbuch? Das machte keinen Sinn! Meine Gedanken gingen drunter und drüber.
Doch außer Entsetzten empfand ich auch noch ein weiteres Gefühl. Triumph. Ich, Lia Greengrass, hatte Lord Voldemort ausgetrickst.
Für einen Moment glaubte ich, ein Déjà-vu zu haben. War mir so etwas nicht schon einmal passiert?
Ich schüttelte den Gedanken entschlossen ab. Heute war mir schon genug seltsames Zeugs passiert. Ich würde nicht noch mehr Probleme durch zu viel Nachdenken verursachen.
Nein, danke. Kein Bedarf.
Was willst du jetzt tun?
Als ob ich es dir sagen würde, Tom. Tschüss.
Du bleibst!
Du kannst mich mal, Lord Voldemort.
Ich schlug das Buch zu und stand auf.
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A Slytherin's Story
FanfictionLia Greengrass hat sich ihr Leben lang schon auf den Moment gefreut, wo sie endlich nach Hogwarts kommen und Zauberei lernen würde. Doch als der Sprechende Hut sie in das ihrer Ansicht nach wunderbare Haus Slytherin schickt, muss sie feststellen, da...