Das Dunkle Mal

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Ich kam erst nach Einbruch der Nacht in Hogwarts an und huschte sofort hinunter in den Gemeinschaftsraum. Lewis war nicht da, worüber ich gleichzeitig erleichtert und enttäuscht war. Ich hatte gehofft, es schnell hinter mich bringen zu können.

Doch er wollte und wollte nicht kommen. Der Raum leerte sich mit der Zeit und ich zog mein Notizbuch hervor, damit ich mich nicht mehr so schrecklich langweilen musste.

Ich blätterte in den teilweise schon Jahre alten Aufzeichnungen von Zaubertränken und Sprüchen. Hie und da probierte ich einen aus. Besonders stolz war ich, dass ich den Tarnzauber so gut hin bekam, dass sich eine Erstklässlerin neben mich setzte, ohne mich zu bemerken. Allerdings machte ich dann den Fehler, mich zu bewegen und die arme Kleine erschrak so sehr, dass ihr das Tintenfass genau über ihrem Aufsatz auslief. Ich beseitigte das Chaos mit einem Wink meines Zauberstabes und lehnte mich gähnend zurück.

Vielleicht war Lewis ja schon im Jungen-Schlafsaal? Aber dann müsste er schon den ganzen Abend dort gewesen sein und diese Art von Isolierung klang so gar nicht nach Lewis. Ich vermutete viel eher, dass er etwas interessantes gesehen hatte und herumspionierte. Ohne mich.

Ich seufzte und sah zur Uhr. Halb zwölf. Der Gemeinschaftsraum war jetzt ganz und gar leer, nur ganz hinten saßen noch zwei Schülerinnen. Ria und Emma, beide so leise wie noch nie und in die Hausaufgaben vertieft. Ich lächelte und spielte mit dem Gedanken, zu ihnen zu gehen, da ich sie aber dabei nur stören würde, blieb ich auf dem schwarzen Ledersofa sitzen und schloss die Augen.

Ich öffnete sie erst wieder, als ich von lautem Geflüster geweckt wurde. Mein Blick huschte zur Uhr. Viertel nach zwölf, verdammt, ich war eingenickt!

Ich richtete mich unauffällig auf und spähte über die Sofalehne in die Richtung, aus der mein Wecker gekommen war.

Es waren Ria und Draco und sie standen nur wenige Meter entfernt da. Ich zögerte, ob ich mich ihnen zeigen sollte, doch die Entscheidung wurde mir abgenommen, als Dracos Blick auf mich fiel. Doch zu meiner großen Überraschung, zeigte er mit keiner Regung, dass er mich gesehen hätte. So blind konnte er doch nicht sein, oder?

Ich sah zu meinem Notizbuch, dass immer noch aufgeschlagen da lag. Natürlich, der Tarnzauber lag immer noch auf mir.

Mit nur einem Hauch des schlechten Gewissens lauschte ich der Konversation der beiden.

„Draco. Ich akzeptiere es, dass du mich nicht magst, mich ni...- unterbrich mich nicht, Draco! Wie gesagt, ich akzeptiere es. Aber du kannst nicht verhindern, dass ich mir Sorgen mache."

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen", sagte Draco wütend.

„Oh, doch! Das muss ich! Schau dich doch an."

Ria stand mit dem Rücken zu mir da, sie warf ihre dunklen Haare furios in den Nacken und ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie sie Draco an funkelte. Dieser wurde mit jedem Wort, dass sie sprach unsicherer.

„Bitte, es wäre für dich am besten, wenn du von mir wegbleibst."

„Vergiss es. Ich gebe nicht so schnell auf."

Draoc schien mit sich zu kämpfen, er schloss kurz die Augen. Als Ria erneut etwas sagen wollte, redete er ihr harsch dazwischen.

„Da, siehst du das?", er zog seinen linken Ärmel hoch und hielt ihn Ria unter die Nase. „Weißt du, was das ist?"

Ria wich zurück und jetzt konnte ich auch erkennen, was da auf der blassen Haut meines Klassenkameraden prangte.

Das Dunkle Mal. Das Zeichen, dass alle Todesser besaßen. Draco war ein Todesser.

A Slytherin's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt