Zwei Wochen später kam am frühen Nachmittag eine Durchsage. Alle Schüler mussten sich in ihren Gemeinschaftsräumen einfinden. Es hatte einen neuen Angriff gegeben.
Was darauf folgte, war eine Zeit des Wartens. Ich spielte mit Lewis Schach, doch wir waren beide zu abgelenkt, um uns darauf konzentrieren zu können. Immer, wenn die Eingangstür aufschwang, wirbelte mein Kopf herum, voller Hoffnung, es könnte jemand sein, der uns erzählen könnte, was passiert sei.
Doch wir warteten vergeblich. Es kam niemand.
Schließlich, es war bereits Abend, hielt ich es nicht mehr aus.
„Lewis?"
„Ich weiß, was du jetzt fragen wirst. Ja!"
Ich lächelte. Niemand anders hätte gewusst, was ich vorhatte. Aber er kannte mich einfach zu gut.
„Die Vertrauensschüler werden uns nie rauslassen."
Lewis warf mir einen verschlagenen Blick zu.
„Dann sollten wir es ihnen besser nicht sagen."
„Was wem sagen?"
Ich fuhr herum. Ria. Sie sah mich neugierig an. Ich blickte genervt zu Lewis, der schicksalsergeben mit den Schultern zuckte.
„Sag es ihr. Sie findet es sowieso raus. Schließlich ist sie deine Schwester!"
Ich wandte mich Ria zu, die unseren kurzen Wortwechsel aufmerksam verfolgt hatte.
„Okay, Ria. Wir wollen uns wegschleichen, um herauszufinden, was los ist. Du darfst uns aber nicht verraten."
Ria legte den Kopf schief, sie schien abzuwägen, was sie davon hielt.
„Ich komme mit!", meinte sie schließlich entschlossen.
Ich rang mit mir selbst. Einerseits sagte mein Beschützerinstinkt, dass wir sicher nicht ohne Grund hier drinnen bleiben mussten und da draußen eine Gefahr auf meine kleine Schwester lauern konnte. Andererseits ging ich ja auch und Ria würde nicht aufgeben ehe sie bekam, was sie wollte.
„Okay", erklärte ich mich schließlich widerwillig bereit. „Aber nur unter einer Bedingung: Du tust alles, was ich sage, verstanden?"
Sie nickte wild.
„Gut. Wir brauchen eine Ablenkung", wechselte Lewis das Thema.
„Darum kümmere ich mich!", rief Ria aufgeregt, senkte ihre Stimme jedoch, als sie meinen vorwurfsvollen Blick bemerkte. „Wartet kurz."
Sie huschte zwischen den anderen, älteren Schülern durch und verschwand. Ich atmete aus. Wenn jemand einen Aufruhr stiften konnte, dann Ria.
Lewis und ich schlenderten unauffällig Richtung Tür los, als wir hinter uns einen Schrei hörten.
„Sie ist tot! Verdammt, sie atmete nicht mehr!"
Ria, ihre Stimme war unverwechselbar. Die Person neben ihr, die sich tot stellte, war ihre beste Freundin Emma.
Sobald meine Schwester die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte, tauchte sie schnell unter und kam auf mich zu. Niemand sah zu uns.
Lewis klatschte sie ab und wir verschwanden, ehe irgendwer uns bemerkte.
Im Schutze der Dämmerung schlichen wir aus den Kerkern hinauf in die Eingangshalle. Die Schule war gespenstig still.
Doch dann ertönten nahe bei uns hastige Schritte. So schnell ich konnte, drängte ich die beiden Anderen hinter eine breite Säule.
Es waren drei Personen. Die erste war uns wohlbekannt. Professor Dumbeldore. Er war wieder da! Es war wunderbar erleichternd, ihn hier zu sehen. Ihm folgten zwei Menschen mit flammend roten Haaren. Ich erkannte sie wieder. Sie waren die Eltern des Mädchens, dem das rätselhafte Taschenbuch gehörte. Beide wirkten sie extrem verstört, die Frau schluchzte immer wieder: „Mein armes Mädchen! Meine kleine Ginny!"
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A Slytherin's Story
FanfictionLia Greengrass hat sich ihr Leben lang schon auf den Moment gefreut, wo sie endlich nach Hogwarts kommen und Zauberei lernen würde. Doch als der Sprechende Hut sie in das ihrer Ansicht nach wunderbare Haus Slytherin schickt, muss sie feststellen, da...