ZAG

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Die ZAG-Prüfungen kamen schneller, als irgendjemand damit gerechnet hätte. Sobald die Prüfungstermine veröffentlicht waren, fand man keinen Slytherin mehr, der nicht über sein Buch gebeugt dasaß und lautlos Sprüche übte.


Am Morgen der ersten Prüfung, Zauberkunst, versuchte ich, möglichst ruhig zu bleiben, was aber so gut wie unmöglich war, umgeben von dem nervösen Gemurmel und ein paar Schülern, die lauthals verkündete, zu dumm für die Schule zu sein und nach Hause wollten.

Fast war ich erleichtert, als wir endlich in die Große Halle gebracht wurden und uns vor die Testbögen setzten.

Die erst Frage (Nennen Sie die Beschwörungsformel und beschreiben Sie die Zauberstabbewegung, die erforderlich ist, um Gegenstände fliegen zu lassen), war fast lächerlich einfach und mit einem erleichterten Lächeln fing ich an zu schreiben.


Bei der praktischen Prüfung am Nachmittag wurde ich relativ bald aufgerufen und ging zu einem der Prüfer, Professor Marchbank. Ich führte einen fehlerlosen Schwebezauber vor und auch ansonsten verlief die Prüfung reibungslos.


Am nächsten Tag, in Verwandlung, war ich mir auch ziemlich sicher, keine Patzer gemacht zu haben. Erst bei in Kräuterkunde am Mittwoch, war ich mir zum ersten Mal eines Fehler bewusst, da ich eine der Pflanzen falsch beschriftet hatte. So etwas aus der Ruhe gebracht gab ich mir in Verteidigung gegen die Dunklen Künste am Donnerstag doppelt so viel Mühe.

Zu meinem Schrecken mussten wir einen Irrwicht besiegen. Ich dachte an mein drittes Schuljahr und spekulierte bereits, was der Prüfer sagen würde, wenn mein Gegner keine Gestalt annehmen würde. Doch zum Glück, wenn man es Glück nennen konnte, hatte ich dieses Mal einen anderen Irrwicht: Ein Junge mit silbernen Augen, der tot auf dem Boden lag, aber ich beseitigte ihn nach nur einer kurzen Schrecksekunde.


Freitags, in Alte Runen, verwechselte ich zwei fast ähnlich ausgesprochene Runen, worüber ich mich so maßlos ärgerte, dass ich noch Stunde später nicht aufhören konnte, darüber zu reden, bis Lewis mich mit genervten Blick zum Verstummen bracht.

„Wenn das dein einziges Problem ist, dann geht es dir ja gut. Ich habe noch keine einzige Prüfung ohne Fehler!"

Auch alle anderen waren seltsam gereizt. Normalerweise waren die Wochenenden immer recht entspannt gewesen. Doch bei nur der kleinsten Störung bekamen manche einen Nervenzusammenbruch, und Draco, dem die Prüfungen von uns allen wohl am meisten zu schaffen machten, zog einer Zweitklässlerin fünfzig Punkte ab, weil sie ein wenig zu laut über einen geflüsterten Witz gelacht hatte.


Die Zaubertrankprüfung lief gut, ich war schon zehn Minuten vor Ende fertig und konnte den Trank sogar noch unauffällig testen.

In Pflege Magischer Geschöpfe waren ganze vier Fragen über Wassermenschen gestellt worden, von ihrer Klassifizierung bis zu ihrem Verhalten. Es zauberte mir ein Lächeln auf mein Gesicht, wie ich an Nelly und Viki dachte und noch nie war mir eine theoretische Prüfung so leicht gefallen.


Astronomie, eines meiner Lieblings-Fächer, fand im praktischen Teil erst spät in der Nacht statt. Doch der Himmel war ungewöhnlich klar und ich konnte schon eine halbe Stunde vor Ende die Feder zur Seite legen.

Als mein Blick so über das Gelände von Hogwarts streifte, auf welches man von hier oben einen tollen Überblick hatte, bemerkte ich sechs Gestalten, die sich allem Anschein nach der Hütte unseres Lehrers Hagrid näherten. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, doch wenige Minuten später kam aus der selben Richtung ein lauter Knall.

Erschrocken wandte ich mich dem Geschehen zu und starrte entsetzt auf die sechs Gestalten, die Schockzauber auf Hagrid schossen.

Ich warf einen Blick zu unserem Prüfer. Er wirkte unsicher, was zu tun war. Jemand schrie und er ermahnt uns, leise zu sein, doch niemand kümmerte sich darum.

Überraschender Weise stand unserer Lehrer für Pflege Magischer Geschöpfe immer noch aufrecht da, die Flüche schienen ihm nicht zu sehr zu zu setzen.

Doch dann öffnete sich das Schlossportal und eine vertraute Gestalt kam mit schnellen Schritten auf die Angreifer zu. Es war Professor McGonagall.

„Wie können Sie es wagen!", fauchte die Lehrerin voller Abscheu und in mir stieg höchste Anerkennung für sie auf. Ich erkannte jetzt auch eine der Gestalten. Es war niemand anders als Professor Umbridge.

Dann, ohne jegliche Vorwarnung schossen vier der sechs Personen Schockzauber auf die Professorin und sie brach zusammen. Mir entkam ein erstickter Schrei. Würde ich bloß nicht in dieser verdammten Prüfung sitzen! Ich würde diese grauenhafte Umbridge höchst persönlich verfluchen.

Die Prüfung war vergessen. Empörte Schreie hallten im Astronomieturm wieder, selbst Professor Tofty war maßlos entsetzt.


Noch auf dem Weg nach unten wurde darüber geredet, Lewis dachte bereits über eine mögliche Racheaktion nach und ich musste zugeben, dass meine Gedanken in eine ähnliche Richtung gingen.


Doch zuerst mussten wir die Prüfungen beenden. Geschichte der Zauberei war eine reine Lernsache gewesen, viel mehr war ich auf Muggelkunde gespannt. Der theoretische Teil war einfach (die Frage über Flugzeuge gefiel mir besonders gut) und der Praktische war fast schon ein Spaß.

Ich sollte verschiedene Muggelgeräte benennen und sie benutzen.

„Also, das ist ein Fernseher", stellte ich sofort fest. Ich erklärte kurz und bündig, was er konnte und unter dem völlig überrumpelten Blick meiner Prüferin fuhr ich fort. „Das ist allerdings ein ziemlich altes Model. Außerdem ist er kaputt, sehen Sie?"

Ich deutete auf ein zerfranstes Kabel, dass hinten heraushing.

„Damit kann man nichts mehr anstellen. DVD ansehen ginge aber selbst, wenn das Kabel nicht kaputt wäre, nicht, da der Anschluss verbogen ist."

Ich lächelte und dachte an den Filmabend mit Silver, bei dem wir uns die verschiedensten berühmten Filme angesehen hatten.

Die Prüferin starrte mich erst zehn Sekunden an, dann wanderte ihr Blick zu dem Fernseher. Und dann wieder zu mir. Sie räusperte sich.

„Äh, danke. Sind Sie... Sie sind muggelgeboren?"

„Nein, ich bin Reinblut", erwiderte ich und mein Lächeln vertiefte sich.

„Gut", sagte die Prüferin und holte mit fahrigen Fingern den nächsten Gegenstand hervor. „Und... das hier?"

Ich benannte noch ein Handy, eine Steckdose und eine Schallplatte. Zu allem fügte ich ein paar Hintergrundinformationen hinzu und es machte mir Spaß, ihren verdatterten Blick zu sehen.

A Slytherin's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt