Gib niemals die Hoffnung auf

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Ich sah Ria erst am Nachmittag des nächsten Tages wieder, wo ich eine Freistunde hatte. Sie saß tief über ein Arithmantik-Buch gebeugt da, das Gesicht ausdruckslos und starr.

Ich räumte einen hohen Stapel Bücher zur Seite, um mich neben sie setzen zu können. Der Anblick der vielen Hausaufgaben rief mir ins Gedächnis, dass sie dieses Jahr ihre ZAG-Prüfungen hatte. Der Herbst war schon so gut wie vorbei, ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie viele Hausaufgaben es da schon gewesen waren.

„Hey."

„Hey."

„Hast du... mit Draco noch gesprochen?"

Ria zuckte leicht zusammen, wandte sich dann aber noch viel verbissenerer dem Aufsatz zu.

„Hallo?"

Ria sah genervt auf.

„Ich muss jetzt wirklich lernen, wenn ich nicht in jedem Fach durchrasseln will, du müsstest das doch verstehen!"

Ich nahm ein wenig Abstand ein. Etwas war passiert, so viel stand fest.

„Ist es wegen Drac-"

„Jetzt hör endlich mal damit auf! Draco, Draco, Draco, gibt es keine anderen Themen auf dieser Welt?", fauchte sie.

Ich blinzelte. Das war jetzt fast schon lustig, sie war doch diejenige, die nicht aufhören konnte, von dem Malfoy-Jungen zu schwärmen.

„Ria, stopp!", sagte ich gereizt und nahm ihr die Feder ab. „Sag mir was passiert ist!"

Ria stierte mich zornig an, dann sah sie sich um, ob uns niemand belauschte.

„Na gut. Ist ja nichts dabei."

Sie zog die Beine an und verschränkte die Arme darüber. Den Kopf legte sie auf ihre Knie und mit abgewandtem Gesicht redete sie so schnell, dass ich sie kaum verstand.

„Ich bin ihm nach, habe ihm angeboten, ihm dabei zu helfen, was auch immer es ist, und er..."

Sie verstummte und schluckte laut.

„Er hat gesagt, er braucht kein dummes, kleines Mädchen wie mich."

Ich richtete mich empört auf.

„Das hat er gesagt?"

Ria sah nach oben.

„Naja, nicht wortwörtlich. Er hat gesagt, er wolle mich da nicht reinziehen."

Gegen Ende hin war die Stimme meiner Schwester immer leiser geworden.

„Aber das ist doch nicht so schlimm. Vielleicht..."

„Mann, bist du blöd, Lia!", fauchte Ria und fuhr sich energisch über die Augen, vermutlich um Tränen wegzuwischen. „Er hat es einfach nur schön ausgedrückt, dass er lieber bei Mopsgesicht Pansy ist!"

Sie schluchzte auf, stand auf und schnappte ihre Bücher so heftig, dass ein Tintenfass auf den Boden fiel und zerbrach.

„Ria!", rief ich ihr nach, doch sie ignorierte mich.

Ich ließ sie Hände sinken und starrte ins Leere. Was machte Draco bloß? Es war verboten, so viel stand fest. Und hatte er das gemeint, was Ria interpretiert hatte, oder sagte er die Wahrheit?


In nächster Zeit hing ich oft meinen Gedanken nach. Die Schule war eindeutig nicht mehr so stressig wie letztes Jahr, oft hatte ich Zeit, lange Spaziergänge zu machen, Silver zu besuchen oder an dem Zaubertrank zu arbeiten.

A Slytherin's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt